Am Eingang des Frachtzentrums macht die Deutsche Post für sich als Arbeitgeber Werbung. Foto: Hopp

Auch Eutinger DHL-Frachtzentrum in Eutingen betroffen. Warten auf Medikamente und wichtige Dokumente.

Eutingen/Region - Wer auf ein wichtiges Päckchen wartet, muss vielleicht Geduld haben. Denn seit gestern wird auch das große DHL-Frachtzentrum in Eutingen bestreikt. Viele Leser des Schwarzwälder Boten berichten jetzt schon von langen Wartezeiten.

Wer streikt, fährt den Feldweg zum Streik-Posten, wer nicht streikt den normalen Weg zum Post-Frachtzentrum. Seit gestern ist ordentlich Trubel vor der Pforte des großen Paket-Knotenpunktes in Eutingen.

Das hatte zum Teil schon skurrile Züge, was da beim Zentrum am Nachmittag los war. Schon einige Meter vor dem Eingang wurden Post-Mitarbeiter sowohl von Verdi als auch von der Betriebsleitung begrüßt. Vertreter beider Seiten stützten sich am Autofenster ab und sprachen mit den Mitarbeitern – jeder natürlich in seinem Sinne: streiken oder weiterarbeiten.

Patrick Klingenstein, freigestellter Betriebsrat, sorgte mit seiner lockeren Art dafür, dass wenigstens ein bisschen die eisigen Fronten zwischen beiden Seiten aufgetaut wurden. "Die Streikbereitschaft ist groß. Mehr als 80 Prozent der tarifgebundenen Post-Mitarbeiter sind dabei." Das bestätigt auch die Zahl der Autos, die den Feldweg befahren und nicht zum Arbeitsplatz anrollen. Zwischendurch sauste ein BN-Kennzeichen an den Streik-Vorposten vorbei. Die Führungsebene wirkte verärgert.

Gleichzeitig sah man gestern auch die ersten Fahrzeuge mit ungarischen Kennzeichen. "Dabei handelt es sich um Leih- oder Werksarbeiter", berichtete Verdi-Gewerkschaftssekretär Engelbert Reck. Denn eine der beiden Schienen würde komplett von der Post auf Werksarbeiter umgestellt. Reck rechnet damit, dass der Streik der Post erst in zwei, drei Tagen weh tut. Denn bisher würden auch Verwaltungsmitarbeiter aushelfen. "Doch das können die ja nicht auf Dauer machen. Und außerdem geht das dennen nicht so leicht von der Hand. Das ist richtig schwere körperliche Arbeit, mehrere Tonnen, die man da insgesamt anpacken muss."

Post-Pressesprecher Hugo Gimber sieht dagegen weniger Auswirkungen und Einschränkungen in den Frachtzentren wie in Eutingen. "Wir haben entsprechende Vorkehrungen getroffen. Leute aus Verwaltung und Vertrieb haben sich freiwillig gemeldet, außerdem werden Leiharbeiter eingesetzt." Gestern Abend sagt er: "Heute Nacht werden alle Sendungen im Eutinger Zentrum sortiert." Mit Verzögerungen in den Zentren rechnet er auch in den kommenden Tagen nicht. "Vieles machen die Maschinen. Da geht es ums Abladen oder die Fracht aufs Band legen. Dazu braucht man keine großen Vorkenntnisse."

Anders sehe das bei der Zustellung aus. "Wenn man den Bezirk nicht kennt, kommt es zu Verzögerungen." Auch hänge es davon ab, ob der jeweilige Bezirk bestreikt werde oder nicht. So könne es sein, dass der eine ganz normal seine Post bekomme und der andere verzögert. Gimber spricht von zwei, drei Tagen Verzögerung.

Ganz anders liest sich das auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb". Sehr viele beklagen lange Wartezeiten, bei manchen geht es auch um dringende Lieferungen. "Wir in Rexingen warten seit Tagen auf sehr wichtige Unterlagen, aber der Briefkasten bleibt leer. Bei allem Verständnis für die Streikenden sowas ist einfach ärgerlich!", schreibt Nicole S. Julia B. schreibt: "Seit letzter Woche kam in Empfingen auch keine Post mehr. Durfte meinen Arbeitsvertrag persönlich nach Stuttgart bringen (...)." Konny B. schreibt: "Sowohl in Starzach als auch in Ergenzingen seit letzter Woche keine Post mehr. Wir warten auf diverse Lieferungen. Aber da können wir wohl noch lange warten." Eine weitere Userin aus Starzach ist frustriert: "Ich warte seit letzten Mittwoch auf meine Medikamente. Diese hängen leider in Eutingen. Es hieß, das Pakete verspätet ankommen, zirka ein, zwei Tage. Mittlerweile hab ich die Schnauze voll."