Minister Peter Hauk tankt an der Biogastankstelle des Hofes Weitenau. Foto: Morlok

CDU-Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz findet: "Gas hat Charme!"

Eutingen-Weitingen - Hoher Besuch hatte sich für den Samstagnachmittag auf dem Energiehof der Familie Vees im Eutinger Teilort Weitingen angemeldet.

Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz von Baden-Württemberg, schaute vorbei und nutzte die Chance, nach einem Rundgang über den Betrieb, einen neuen Audi A4 mit Erdgasantrieb, den das Autohaus Weeber aus Herrenberg extra für diesen Zweck zur Verfügung stellte, zu betanken. Der CDU-Mann mit schicker grüner Krawatte durfte den grünen Knopf zum Start des Tankvorgangs drücken. Viel Grün also für einen schwarzen Minister.

Neben diesem Schwerpunkt "Biomethantankstelle" lag der Fokus des Nachmittags jedoch auf einem Gespräch, bei dem man im Kern die Zukunftschancen von Biogasanlagen in Kombination mit einer Kraftstoffproduktion beleuchtete. Als Experten in Bezug auf die Biogasaufbereitung hatte man Marc Oliver Schmid von der Uni-Stuttgart gewinnen können. Er und sein Team forschen dort im Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik in der Abteilung Brennstoffe und Rauchgasreinigung an zwei innovativen Methoden zur Reinigung von Biogasen. Zum einen an einem Versuch mit Latentwärmespeichermaterialien und – für die Energielandwirt Juliane und Winfried Vees viel interessanter – an der Aufbereitung von Biogas mittels Ionenaustauschharzen. Diese Harze sind zu millimeterkleinen Kügelchen verbacken, die vom Prinzip her die gleiche Wirkung haben wie die weitbekannten Silikagel-Kügelchen, die zur Feuchtigkeitsadsorption vielen Produkten beigelegt sind. Nur wird hier keine Feuchtigkeit, sondern CO2 gebunden. Vom Produktionsprozess her hat man sich an das Adsorptionstrocknungsverfahren, bei dem immer in einer Kammer das Gas gereinigt wird, während in der anderen Kammer die gesättigten Ionenaustauschharzen regeneriert werden, angelehnt. Durch dieses diskontinuierliche Verhalten sei diese Methode geradezu ideal für Tankstellen, so Schmid.

Für Tüftler Winfried Vees, der schon eine Weile nach solch einer Anlage für einen Praxistest sucht, wie er sagte, und sich mit einem Produkt aus dem Schwabenland sicherer fühlen würde als mit einer Lösung aus dem hohen Norden, wie er sie jetzt hat, wären dies ideale Voraussetzungen. Ebenso für die Uni, die aus dem Versuchsstadium in einen echten Praxistest wechseln könnte. Die ganze Angelegenheit hat nur einen winzigen Haken: Es fehlen Forschungsgelder. Gut wenn da ein Minister mit am Tisch sitzt, der auch noch von einem Landtagsabgeordneten, in diesem Fall Norbert Beck, Unterstützung erhält.

Hauk fand diese hochtechnische Diskussion und das gesamte Thema spannend. Für ihn sei gerade der Mix aus unterschiedlichen Energiegewinnungsmöglichkeiten der einzige Weg, von den fossilen Brennstoffen wegzukommen.

E-Motor ist nicht alles

Aus seiner Sicht wird man die Zukunft des Automobils nicht nur im E-Motor sehen, denn "Gas hat Charme", wie er betonte. Gerade im Autoland Baden-Württemberg mit seinen Clustern an Autobauern wird man den Verbrennungsmotor nicht komplett ersetzen können. "Nun sind jedoch hybride Techniken gefragt, und dazu zählt sicher auch Biomethangas, wie es auf dem Hof Weitenau produziert wird." "Mit dem Gas, das wir pro Jahr erzeugen, könnte ein Auto eine Million Kilometer weit fahren", verdeutlichte Winfried Vees sein Produktionsvolumen. "Und dies CO2- und Feinstaubfrei."

Bürgermeister Armin Jöchle, der ebenso wie Weitingens Ortsvorsteher Roland Raible an dem Treffen teilnahm, fragte, ob man sich vorstellen könne, aus Lebensmittelresten und Bioabfall ebenfalls Bioenergie und Antriebsgas zu gewinnen. Juliane Vees könnte sich vorstellen, dass die Anlagen, die jetzt noch mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden, nach dem Förderzeitraum auch mit Bioabfall gefahren werden könnten. Dies sei jedoch nur mit hohem Aufwand und entsprechender Gewinn-Minimierung möglich, wurde dieser Ansatz relativiert.

Neben dieser Diskussion um Zukunftstechnologien kamen auch die brennendsten kommunalpolitischen Fragen auf den Tisch. Der Bahnhaltepunkt, zu dem Beck anmerkte: "Wenn der Verkehr von der Straße soll, dann muss die Schiene näher ans Dorf", war ebenso Thema wie die Bezuschussung des Breitbandausbaus. "Hier ist nur eine Zuschussfähigkeit bis 50 Mbit/s gegeben – Unitymedia stellt aber bis zu 200 Mbit/s und mehr zur Verfügung" bemängelte Jöchle.

Was die Bezuschussung anbelangt, daran sei "der Bonde" schuld, behauptete Norbert Beck. "Der hat das Thema im Alleingang am Bund vorbei gemauschelt." Minister Hauk sah jedoch auch den Kreis Freudenstadt in der Schuld. "Die waren ja auch nicht gerade die, die bei der Fördermittelvergabe laut hier geschrien haben" erinnerte er sich und schob nach, dass er seinerzeit fast noch Probleme hatte, das zur Verfügung stehende Fördergeld los zu werden.

Aus den geplanten 90 Minuten Besuchszeit wurden bei solch angeregter Diskussion schnell zwei Stunden und Peter Hauk hatte es danach ziemlich eilig, um mit seinem dieselgetrieben Dienstwagen aus bayerischer Produktion vom Hof zu kommen. Wie er damit zu seinem Arbeitsplatz in Stuttgart kommt, das steht auf einem andern Blatt.