Kindergarten: Ganztagesbetreuung ist inzwischen stark gefragt / Mehrkosten von 74 000 Euro pro Jahr eingeplant

Die Gemeinde möchte zum 1. März 2017 die Kindergartengebühren erhöhen und reagiert auf den veränderten Bedarf der Betreuung. Das Betreuungsangebot in den Kindergärten beschäftigte die örtlichen Gremien.

Eutingen (df/pm/af). Im Gesamtpaket gab es dabei einige Veränderungen.

Eutingen

Neu im Angebot sind die Betreuungszeiten "VÖ30" und "GT40". "VÖ" steht für "Verlängerte Öffnungszeiten" mit 35 Wochenstunden und "GT" für die "Ganztagsbetreuung" (von 7 bis 17 Uhr). Bürgermeister Armin Jöchle blickte im Bezirksbeirat auf die Situation vor einigen Jahren zurück: "Früher war der Bedarf an Ganztagsbetreuung nicht so stark vorhanden. Deshalb hat man anderen Eltern, die nicht das Angebot gebucht hatten, ermöglicht, auch das erhöhte Angebot wahrzunehmen. Die flexible Lage der Betreuungszeit und die Vollauslastung der Gruppen haben zur Folge gehabt, dass in der Ganztagsbetreuung mehr Plätze vorhanden waren, als die Betriebserlaubnis vorgesehen hatte.

"So kann das nicht mehr angeboten werden", sagte Jöchle. Deshalb habe man eine Umfrage gestartet, um den Bedarf zu ermitteln. Es kam heraus, dass man eine VÖ-Betreuung von 35 Wochenstunden brauche und eine Ganztagsbetreuung von 40.

Wenn das neue Angebot so umgesetzt werden soll, dann hätte man nach Abzug von Zuschüssen und Gebühren rund 40 000 Euro an Mehrausgaben.

So sieht die neue Kalkulation auszugsweise aus: Bei einem Kind unter 18 in der Familie sind nun bei VÖ35 176 Euro pro Monat fällig. Bei zwei Kindern und einer Regelgruppe (RG) im Bereich von ein- bis dreijährigen Kindern müssen die Eltern nun 172 Euro bezahlen. Bei einer dreitageweisen Betreuung von ein- bis dreijährigen Kindern und drei Kindern unter 18 bei VÖ30 stehen nun 126 Euro pro Monat in der Gebührenordnung.

"Wenn es für Familien dann eng wird, muss man überlegen, ob man nicht einen Zuschuss vom Sozialamt beantragen kann", so Jöchle. Neben der neuen Gebührenordnung müssen auch die Betriebserlaubnisse der einzelnen Kindergärten beantragt und geändert werden.

Göttelfingen

Als man im Kindergartenjahr 2010/11 die Möglichkeit der Ganztagesbetreuung anbot, bestand aufgrund der geringen Inanspruchnahme die Möglichkeit, dass man den Eltern größtmögliche Flexibilität in der Belegung der Öffnungszeiten gewähren konnte – und dies für kleines Geld.

Sechs Jahre später sieht das völlig anders aus. Die Nachfrage nach den Plätzen für die Ganztagesbetreuung ist drastisch gestiegen und die Kindergärten sind vollständig belegt. Dies hat zur Folge, dass durch die Ganztagesgruppen mehr Plätze in Anspruch genommen werden, als es die Betriebserlaubnis der KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales) erlaubt.

Dies ist die Folge der Flexibilität, denn wenn die Angebote der RG und die der Gruppen mit verlängerter Öffnungszeit (VÖ 30 / VÖ35) flexibel genutzt werden, dann werden sie der Ganztagesbetreuung (GT 40/GT 50) zugerechnet.

Weiterhin hatte die flexible Nutzungsmöglichkeit eine ungleiche Kostenverteilung zwischen den Eltern, die sich für eine GT-Betreuung entschieden haben und denen, die das RG/VÖ-Angebot nutzen, zur Folge.

Diese Problematik führt dazu, dass das Angebot der flexiblen Nutzung der Betreuungszeiten nicht mehr angeboten werden kann.

Im Klartext bedeutet das für eine Mutter, die beispielsweise einen kompletten Tag in der Woche arbeiten geht, jedoch den Rest der Woche nur vormittags ihr Kind in den Kindergarten bringen möchte, dass sie den kompletten Preis für die Ganztagesbetreuung zahlen muss. Im allerschlechtesten Fall kostet das bei einem Kind zwischen ein und drei Jahren im Betreuungsfenster GT 50 (Montag bis Freitag von 7 Uhr bis 17 Uhr) 463 Euro im Monat.

Nun muss man abwarten, wie die Anmeldungen für das neue Kindergartenjahr erfolgen, dann kann man den zusätzlichen Personalbedarf, der derzeit auf 1,54 Personalstellen mit einem Mehrkostenfaktor von zirka 74000 Euro im Jahr kalkulatorisch angesetzt wurde, exakter beziffern.

Vom Gremium wurde positiv bewertet, dass man mit der neuen Struktur sechs Angebote mit neun unterschiedlichen Zeitfenstern bereithält. "Jeder schafft anders, jeder braucht ein eigenes Zeitfenster", wusste Ortsvorsteherin Diana Wally aus eigener Erfahrung zu berichten.

Das Dauerthema "Kindergartengebühren" hält Horst Niessner nach wie vor für unsozial, befürwortete jedoch wie die anderen Ratsmitglieder die Anpassung von Zeiten und Gebühren.

Rohrdorf

Wer das Angebot Regelöffnungszeiten (RG30) wahrnehme, so Ortsvorsteher Rolf Walddörfer, könne sein Kind von Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr, und Montag bis Donnerstag, 13.30 bis 16 Uhr, im Kindergarten Rohrdorf betreuen lassen.

Die VÖ30 seien von 7 bis 13 Uhr oder von 7.30 bis 13.30 Uhr oder von 8 bis 14 Uhr. VÖ35 schließe die Betreuung von 7 bis 14 Uhr ein. Ganztagsbetreuung (GT40) sei von Montag bis Donnerstag, 7.30 bis 16 Uhr, und Freitag, 7.30 bis 13.30 Uhr. Die GT50 sei von Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr.

Neu im Vorschlag sind die Betreuungszeiten VÖ30 und GT40, sagte Walddörfer. Die Verwaltung plane daher einen Personalmehrbedarf für alle Gemeindekindergärten von 1,54 Stellen. Damit sei die Gemeinde seiner Meinung nach sehr gut aufgestellt. Nur wenige Gemeinden würden so ein umfangreiches Angebot errichten. Er sah daher die Kosten relativiert.