Solche Tiere nicht anfassen und sich schnell entfernen ist das Beste für das "Bambi", rät ANV-Chef Harald Dold. Foto: ANV Foto: Schwarzwälder-Bote

ANV-Chef Harald Dold zum Umgang mit Jungtieren oder verlassenen Gelegen

Von Harald Mattenschlager

Eutingen-Weitingen. Harald Dold, Vorsitzender des Weitinger Angel- und Naturschutzvereins (ANV) und Neckartalranger, ist für Naturschutz und für den Erhalt der Artenvielfalt viel im Einsatz.

Aktuelle Beobachtungen veranlassen ihn zu Hinweisen zum Umgang mit jungen Wildtieren. In der Natur habe die wilde Phase mit Balzgehabe, Paarungen, Nistplatz einrichten oder die Eiablage und Brutphase begonnen. Insbesondere an Gewässern brüten die Enten. Schwäne und andere Wasservögel bauen Nester. In Wiesen- und Altgrasbereichen beginnen Bodenbrüter wie Rebhuhn, Rohr- und Wiesenweihe mit dem Nestbau oder sitzen auf den Gelegen.

Im Wald und auf den Wiesenflächen hat die "Setzzeit" begonnen und Jungtiere spielen im Bereich der Fuchs- und Dachsbauten.

Angriff von Greifvögeln in der Natur ein normaler Vorgang

Kitze (Jungrehe) oder Junghasen sieht man scheinbar "verlassen" im Gelände, in wenigen Wochen auch hilflose Jungvögel am Boden. Mancher Spaziergänger wird von einem "wildgewordenen" Greifvogel angegriffen. Dies sei in der Natur ein normaler Vorgang, stellt Dold fest. Die Elterntiere wollen den Aufenthaltsort der Jungtiere nicht verraten. Gefährlich wird es für die Jungtiere durch den Menschen, der diese "verlassenen" oder durch den mitgeführten Hund aufgestöberten Tiere aus falsch verstandenem Naturschutzgedanken aufnimmt, so der Ranger.

Nur wenige Tiere werden aktiv, um Jungtiere oder Brutplätze zu schützen. Dies seien hauptsächlich Wildschwein, Fuchs, Dachs und Greifvögel. Wenn ein Frischling quiekt, wird es für Mensch und Hund gefährlich. Hier kommt es jedes Jahr zu schwer verletzten Hunden, aber auch zu verletzten Menschen.

Vertreibt der Hund brütende Vögel, besteht die Gefahr, dass die Eier im Gelege auskühlen oder von anderen Tieren zerstört werden. Beim Auffinden von Junghasen und Jungrehen sollte man nicht an der Örtlichkeit bleiben, die Jungtiere seien weder verlassen noch hilflos. Hilfe ist nur bei Verletzungen, dem Auffinden des toten Alttieres, das von den Jungtieren noch umlagert, wird oder wenn Katze oder Hund das Baby angeschleppt haben, erforderlich.

"Übrigens, bei uns brütet die Wildente schon auf dem Grasdach des Anbaus, da ist offensichtlich ein sicherer Brutplatz", schmunzelt Dold.

In Baden-Württemberg gebe es keinen Leinenzwang für Hunde im Wald. Allerdings müsse der Hund auf Zuruf reagieren und dürfe nicht jagen. "Kaum ein Hund wird auf Zuruf reagieren, wenn vor ihm ein jagdbares Tier davon rennt". Dold appelliert an Hundehalter, ihren Hund an die Leine zu nehmen.

Einen weiteren Hinweis gibt Dold: "Jagdpächter sind nicht aggressiv". Der Jäger müsse den Hundehalter darauf aufmerksam machen, wenn er feststellt, dass ein Hund stöbert, zu weit entfernt vom Halter ist oder in Setzbereichen nicht an der Leine geführt wird. Der Jäger habe die Pflicht zum Schutz des Wildes. "Pampig zu reagieren, bringt nichts – jeder Jäger hat schon halb tot gebissene Kitze oder Rehe erschießen müssen oder schwangere Rehe mit gebrochenem Genick gefunden, die ein Hund in den Tod getrieben hatte", so Dold. Er selbst hat schon einen Rehbock mit durgebissenem Hals aufgefunden. Die Hundehalterin war der Meinung, dass ihr Hund nicht jage. 2014 gab es für drei Rehkitze keine Hilfe mehr, sie verendeten.

Dold ist auch das Befahren von Feld- und Waldwegen durch unberechtigte Autofahrer ein Dorn im Auge. Fast immer seien diese Wege nur für den forst- und landwirtschaftlichen Verkehr zugelassen. Man solle nicht in Gelände vorstoßen, die für den Fahrzeugverkehr gesperrt sind. In Notfällen könne man sich an den Jagdpächter, eine Aufzuchtstation für Wildtiere oder die Neckartal-Ranger wenden. Die Polizei könne auch weiterhelfen und den zuständigen Jagdpächter oder eine Aufzuchtstationen vermitteln.