Bei Tobias Plaz trafen sich die Nikoläuse und Knecht Ruprechte der Eutinger Narrenzunft: Raphael Sickler (von links), Dominik Rakoczy, Tobias Plaz und Boris Rakoczy Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Advent: Bei Besuchen mit Knecht Ruprecht in den Familien schon allerhand erlebt / Aktion der Narrenzunft hat lange Tradition

Seinen Mantel streift Tobias Plaz über und greift zum Bart. Dominik Rakoczy bindet sich die Schuhe. Schnelligkeit ist angesagt, denn die Nikoläuse und Knecht Ruprechte der Eutinger Narrenzunft starten in wenigen Minuten.

E u tingen . Wie es die Tradition will, treffen sich die fünf Ehrenamtlichen bei Tobias Plaz. Kurz vor Nikolaus holt Familie Plaz die Kostüme aus dem Narrenschuppen zu sich, um sie den Gruppen für die Tour am Nikolausabend bereitzustellen. Dieses Mal sind sechs Narrenzunft-Mitglieder unterwegs. Raphael Sickler, Dominik Rakoczy, Tobias Plaz und Boris Rakoczy sind schon fertig, als Hansi Seefried und Marius Weinhardt dazukommen. Die letzten Requisiten werden bereitgestellt. "Wo ist mein Stecken?", fragt einer der Nikoläuse. "Das ist kein Stecken, sondern ein Bischofsstab. Das ist auch keine Kappe, sondern eine Mitra", erklärt Plaz.

Seit seinem 18. Lebensjahr macht er bei der Nikolaus-Aktion mit. "Es ist lustig zu sehen, wenn man früher weinende Kinder vor sich hatte und heute sind sie erwachsen, manche sogar über zwei Meter groß", erinnert er sich an einen Jungen, der sich nicht mal von seinen Eltern beruhigen ließ. "Die, die sonst am lautesten sind, werden ganz ruhig, wenn Nikolaus und Knecht Ruprecht kommen", weiß der 39-Jährige.

In Zweierteams sind die drei Gruppen unterwegs. Heute stehen elf Haushalte auf der Liste. Jedes Jahr erlebt die Truppe einiges. "Zu dene gehe ich nicht mehr", scherzen sie und erklären: "Der heizt mit Absicht so ein, dass wir ins Schwitzen kommen."

Manche Eltern würden so viele Geschenke bereithalten, dass der Nikolaus einen zweiten Sack brauche und selbst den könne er kaum tragen.

Doch auch von zahlreichen lustigen Erlebnissen berichtet Tobias Plaz: "Wir waren mal bei einer Familie, da war alles dunkel. Als wir geklingelt haben, erklärte die Mutter: Wie, Sie kommen heute schon?", sagt Tobias Plaz. Er sagte: "Ja, wir sind jedes Jahr am Abend vor Nikolaus unterwegs." Die Kinder und der Vater seien nicht dagewesen. Die Nikolausüberraschung fiel aus.

Da es die Nikolaus- und Ruprecht-Gruppen schon viele Jahrzehnte bei der Narrenzunft gibt, schlupfte schon so mancher Eutinger in die Rollen. "Anton Birlinger hatte immer Cowboystiefel an, da hatten die Kinder Respekt", denkt Plaz zurück. Immer wieder muss er schmunzeln, denn die lustigen Erlebnisse scheinen kein Ende zu finden. Vom vergessenen Glöckchen über die Mitra bis zum stolpernden Nikolaus habe er einiges erlebt.

Diesmal verlief jedoch alles nach Plan. Die Eltern stellten vorbildlich die Geschenke vor die Türe. Eine Liste mit den guten Taten und den Rügepunkten der Kinder legten sie bei. Der Erlös aus den Spenden kommt einem Projekt für Kinder in Eutingen zugute.

Zum ersten Mal besuchte das Gespann die Familie Köhn, bei denen es ganz ruhig wurde, als die zwei Gesellen auftauchten. Nachdem der Nikolaus alle Punkte vorgelesen hatte, wurden Geschenke verteilt. "Wenn die Kinderaugen strahlen, ist das das Schönste an dem Abend", erklären die beiden.