Schafe scheren mit Helmut Feldbinder zum Auftakt / Heimatgeschichte mit Eberhard Kläger im Anschluss

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Der kleine "Browny", wie ihn die NAJU-Kinder liebevoll nennen, versucht zu entkommen. In der Zwischenzeit schert Helmut Feldbinder auf dem Eutinger NABU-Gelände die großen Schafe.

Helmut Feldbinder hat zwischen 60 bis 80 Schafe in seinem Stall. Noch, denn im Mai kommen sie auf die Wiese. Zuvor müssen die Tiere aber geschoren werden, erklärt er den Zuhörern. Das sind Kinder, die am NAJU-Programm für Acht- bis Zwölfjährige teilnehmen. Einmal im Monat bietet die NABU-Gruppe künftig einen Programmpunkt für den Nachwuchs an, um diesen zu stärken (wir berichteten).

Nun war Helmut Feldbinder zu Gast. Zwei weiße Merino und ein Coburger Fuchsschaf lassen an diesem Tag ihr Fell. "Beim Scheren kann man nicht so viel falsch machen. Ihr müsst nur aufpassen, dass ihr die Tiere nicht verletzt", erklärt der professionelle Schafscherer. In fünf bis zehn Minuten haben die beiden weißen Tiere kein Fell mehr. "Die sehen ja lustig aus", sind sich die Kinder einig.

Eines will wissen, wieso die weißen Tiere gegenüber dem braunen Coburger Fuchsschaf "schwarze Flecken" haben. "Das sind Schafsläuse", meint Helmut Feldbinder. Diese würden kurze Zeit nach dem Scheren abfallen. Sie verstecken sich in der Wolle und kommen zum Vorschein, wenn das Tier geschoren ist. Weil die drei "großen" Schafe erst zehn Monate alt sind, werden sie auf dem NABU-Gelände zum ersten Mal in ihrem Leben geschoren.

Wolle wird beim nächsten Treffen weiter verarbeitet

Ein vier Wochen altes Lamm hat Helmut Feldbinder zum Streicheln mitgebracht. Es wird nicht geschoren, ist aber trotzdem der Hingucker. Den Tieren gibt Feldbinder keinen Namen, bei den Kindern war das aber anders: "Wir nennen es ›Browny‹, weil es so braun ist", sagt Jan Müller und nahm es in den Arm. Auch Leonie Eggert und Valentin Bäder können nicht widerstehen.

Nachdem die Schafe geschoren sind, wird die Wolle in einem Schubkarren gesammelt. Sie wird beim nächsten Treffen am Samstag, 16. Mai, um 10 Uhr im Wachhäusle gewaschen und weiter verarbeitet. Am 13. Juni trifft sich die NAJU-Gruppe dann zum Filzen. Interessierte Kinder zwischen acht und zwölf Jahren können an beiden Terminen dazu stoßen.

Dieses Mal lernen die Kinder nicht nur, wie Schafe geschoren werden. Sie machen auch einen Ausflug durch die Natur und erfahren die Vorgeschichte des NABU-Geländes. Vor 70 Jahren marschierten die Franzosen nach Eutingen ein (wir berichteten). Sie besetzten nicht nur die Gemeinde, sondern auch das heutige NABU-Gelände. Auf diesem lagerten sie Benzin-Kanister und hatten "Blechhütten", so Eberhard Kläger. Der NABU-Vorsitzende führte in die Geschichte des Geländes ein.

Die Kinder wollen wissen, wieso hinter der Wellblechhütte ein Hügel ist. Vor etwa 18 Jahren sei dieser aufgeschüttet worden, weil nach dem Bau des Frachtpostzentrums viel Erde übrig war und man mit einem Wall den Lärm in Richtung Göttelfingen mindern wollte.

Er zeigt den Kindern auch die Stein-Berge. Sie wurden vom NABU angelegt, um Amphibien und Flugvögeln Schutz zu bieten. Während die Kinder mit Eberhard Kläger über die Wiese gehen, weist er immer wieder auf Vergangenes hin. "Hier wurden die Benzinfässer der Franzosen gelagert. Die waren undicht, weshalb wir den Boden abgetragen und mit Bakterien versetzen haben lassen", beschreibt er einen Platz vor den Hügeln. Natur und Geschichte spielen an diesem 18. April eine große Rolle, auch auf dem NABU-Gelände.