Galina Todorova kommt über ein EU-Förderprogramm nach Eutingen / Fachkräftemangel wird bekämpft
Eutingen (af). Noch zwei Brezeln und ein Brötchen in den Korb – und dann wird alles verpackt. Die Bulgarin Galina Todorova sammelt als Praktikantin im Rahmen des EU-Programm Mobipro seit Montag in der Eutinger Bäckerei Plaz Erfahrungen.
Mit der Sprache hat die 23-Jährige keine großen Schwierigkeiten. Wenn sie aufgrund des schwäbischen Dialektes mal etwas nicht versteht, lächelt sie ihr Gegenüber an und fragt nach. Seit sieben Monaten lernt die Bulgarin deutsch und hat angesichts der kurzen Zeit schon einen großen Wortschatz. Das Sprachtalent hat sie in ihren vorausgegangenen Ausbildungen auf der Tourismusschule und während des Studiums in der Öffentlichkeitsarbeit an der Universität ausgebaut.
Trotz der Ausbildung zur Fachkraft hat sie in ihrer Heimat keinen Beruf gefunden, weshalb sie in einer Bäckerei angefangen hat. "Das hat mir Spaß gemacht", erklärt die 23-Jährige. Ihre Eltern, die Mutter arbeitet bei einer Bank, der Vater ist Kapitän, hätten sie ermutigt, am EU-Programm Mobipro teilzunehmen. Das ist ein Programm des Bundes zur "Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa".
Junge EU-Bürger wie Galina Todorova werden dabei nach Deutschland geholt, um hier ein Praktikum zu machen. Vor allem Berufssparten, in denen Fachkräftemangel herrscht, soll das Programm zugute kommen. Wer nach dem Praktikum Interesse hat, kann sich auf einen Ausbildungsberuf bewerben. Das Sonderprogramm gebe es seit Januar 2013. Seither wurden von rund 9100 Personen Förderanträge gestellt. "Wir haben nach der Fasnet davon erfahren und dachten, das kommt uns zugute", verweist Bäcker Tobias Plaz auf den Fachkräftemangel in seiner Branche. "Man muss auch was tun und darf nicht nur motzen, sonst ändert sich nichts."
Mit der Teilnahme habe der Familienbetrieb einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, so Plaz. Galina Todorova bleibe nun dreieinhalb Wochen in Eutingen. Sie darf sowohl im Verkaufsbereich als auch in der Bäckerei hineinschnuppern und der Konditorin über die Schulter schauen. Zwei Mal die Woche geht die Bulgarin nach Freudenstadt, um ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Betreut wird sie vom Oberlinhaus in Freudenstadt, das auch die Bäckerei Plaz bei Fragen und Anliegen zu Mobipro unterstützt.
"Das läuft alles sehr gut. Galina Todorova ist freundlich, fleißig und was ganz wichtig in unserem Beruf ist: Sie hat immer ein Lächeln im Gesicht", beschreibt Tobias Plaz seine Praktikantin. Die ist zwar erst seit Montag da, scheint aber schon begeistert vom Beruf: "Es macht mir viel Spaß. Die Kollegen sind nett und auch die Kunden."
Ihre Heimat vermisse sie noch nicht, sie telefoniere aber jeden Tag mit ihren Eltern. Da sie mit Brasilianern des Hermann-Hesse-Kollegs über der Bäckerei wohne, habe sie Anschluss in Eutingen bekommen. "Die waren sehr nett und haben mich am ersten Tag mit einem Essen begrüßt", sagt die Bulgarin aus Burgas. Trotz der kurzen Zeit hat sie sich schon gut eingelebt und könnte sich vorstellen, länger zu bleiben. Ob sie eine Ausbildung als Verkäuferin oder in der Backstube machen will, weiß sie verständlicherweise nach dem zweiten Arbeitstag noch nicht.
