Flugsport: Werner Ortloff erfüllt sich lang gehegten Traum / Große Nervosität vor der Flugprüfung

Aufgrund seines Alters hat er mit Wasserski-Sport aufgehört. Badminton ging auf seine Knie, da dachte sich Werner Ortloff: "Ich fang was Neues an, ich mach den Segelflugschein." Mit 74 Jahren hat das Mitglied der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen nun die Prüfung bestanden.

Eutingen. Damit ist er einer der ältesten Flugschüler in Baden-Württemberg. Das Fliegen lag Ortloff schon immer am Herzen, zumindest in der Theorie. Er studierte Luftfahrttechnik in Stuttgart. Beruflich schulte er jedoch um und wurde EDV-Berater – ein Job, der in stark einspannte. "Ich hatte auch am Wochenende nur wenig Zeit, weshalb ich lange der Fliegerei fern blieb", denkt Ortloff zurück.

Badminton hatte es ihm angetan, weshalb er sich viele Jahre nicht nur als Sportler, sondern auch als Jugendtrainer einbrachte. Auch für den Wasserski-Sport schlug viele Jahre sein Herz. Altershalber musste er aber aufhören.

Nichts tun kam für Ortloff nicht in Frage, erklärt er: "Die Kinder waren aus dem Haus, mein Hund lebte nicht mehr. Ich hatte Kontakt zu einem Fluglehrer und ließ mich von dem Hobby anstecken". Im Badminton-Training habe ihn ein Vereinskamerad neugierig aufs Fliegen gemacht. Bei einem Schnupperkurs stellte er dann fest: "Das ist genau meines."

Nun musste Ortloff nur noch seine Frau vom neuen Hobby überzeugen. "Sie hat es akzeptiert", kürzt Werner Ortloff das Thema ab.

Vor drei Jahren trat er dann der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen bei, die das Fluggelände Eutingen nutzt. Von Anfang an war er der älteste Flugschüler auf dem Platz. "Das hat mir noch nie was ausgemacht. Ich kann da mithalten", sagt Ortloff lachend und fügt hinzu: "Ich brauch halt etwas mehr Zeit und meine Reaktion ist nicht mehr ganz so schnell wie die der Jungen." Das habe ihn aber nicht gehindert, seinen Traum zu verwirklichen.

Der Vereinsmensch ist bei jedem Angebot für den Flugnachwuchs dabei. Beispielsweise beim Pfingstfluglager steigt er, wie alle Jugendlichen und junge Erwachsenen, in die Höhe. "Ich fahr abends heim zur Familie und die Jungen übernachten auf dem Fluggelände", beschreibt er den Unterschied. Am THURM-Fluglager war er ebenso dabei.

"Er ist sehr zuverlässig, immer pünktlich und mit viel Engagement dabei", beschreiben seine Vereinskollegen ihren Werner. "Der fragt immer ganz genau nach", wissen auch die Lehrer.

N ach langer Zeit mal wieder zu fliegen, sei für Ortloff ein besonderes Erlebnis gewesen. "Wenn der Boden auf dich zukommt, denkst du am Anfang: Das erlebe ich nicht mehr", beschreibt der Pensionär mit einem Grinsen im Gesicht. Doch mit der Zeit habe sich der Respekt abgebaut. "Ich hab den ›Beppes‹ mal fliegen gesehen, der hat da einige Loopings in der Luft gedreht, da rief ich: Das will ich auch mal können", sagt Ortloff.

Der "Beppes" sei sein großes Vorbild. Mit ihm habe er schon einige Segelflüge erlebt. Normalerweise sagt man, für den ersten Alleinflug braucht man 80 bis 100 Starts und Landungen, für die Praxisprüfung sind es rund 150 Starts und Landungen. Werner Ortloff ließ sich Zeit und ging mit 360 Starts und Landungen an seine Prüfung heran. "Ich war sehr nervös", beschrieb Ortloff seine Herausforderung. Doch er schaffte die Prüfung mit Bravour und darf seit Sommer allein fliegen. "Für mich ist mein großer Traum in Erfüllung gegangen", erklärt Ortloff.