Eutinger Bürger nehmen kein Blatt vor den Mund

Eutingen (pm). Einige Eutinger Bürger meldeten sich bei der Infoveranstaltung zur Containerverladerstation zu Wort. Jens Eckert zeigte sich besorgt darüber, dass die Möglichkeit besteht, dass die ganzen Anlieferer ihre Container über die A81 nach Eutingen fahren, dafür die BAB bei Horb verlassen und der gesamte Lastwagenverkehr durch Eutingen rollt. "Das ist kürzer und spart Maut", glaubt er. Dem widersprach Kurt Plathe. Je länger ein LKW auf der Autobahn rollt, je schneller ist er am Ziel und deshalb ist hier ganz klar die Autobahnabfahrt Rottenburg favorisiert. An Maut kostet dies gerade mal 87 Cent mehr. Eckert glaubt auch, dass es einen ordentlichen Lärm macht, wenn die stählernen Container auf die Ladepritsche des Transporters geladen werden. "Kommen sie vorbei, hören sie sich das bei uns in Nagold an", bot ihm Plathe dazu an. Außerdem wurde er und alle andren Anwesenden von Armin Jöchle nochmals in Hinblick auf mögliche Lärmbelastung darauf hingewiesen, dass von Gutachterseite festgestellt wurde, dass die Anlage weit genug von jeglicher Wohnbebauung entfernt liegen würde.

Pfarrer Beda Hammer wollte wissen, welchen wirtschaftlichen Vorteil Eutingen von dieser Umlade-Station haben wird. "Ihre Gewerbesteuer werden sie hier sicher nicht entrichten", vermutete der Pfarrer in Richtung "Metrans". Armin Jöchle sagte dazu, dass sicher ein gewisser Geldbetrag in der Gemeindekasse ankommen wird, wie hoch der sein könnte, dazu könne er jedoch noch nichts sagen.

Einen sehr wichtigen Aspekt sprach ein Herr Zweig aus Eutingen an. Er wollte wissen, wie die Umlagen, die für die Erschließung des Platzes mit Wasser, Abwasser und der restlichen Infrastruktur notwendig sind, verteilt werden. "Entweder schließen wir mit dem Betreiber einen städtebaulichen Vertrag oder wir gehen in Vorleistung und holen uns unsere Aufwendungen vom der ›Metrans‹ zurück", erklärte Jöchle.

Gertrud Wissner fragte, mit wie vielen neuen Arbeitsplätzen man durch diese Firmenansiedlung rechnen könne. Jiri Samek legte kurz sein iPhone zur Seite und behaupte locker, dass 120 bis 200 Arbeitskräfte gebraucht werden. Für diese Aussage hatte er die Lacher auf seiner Seite. Der Firmenboss ging bei seiner Antwort von all den Beschäftigten aus, die den Laden am Laufen halten, darunter auch die Truckdriver und die Zugführer. Tatsächlich werden – wenn‘s gut geht – eventuell 20 Leute neue Arbeit finden.

Gerhard Schweizer zeigte sich irritiert davon, dass im Gutachten zu diesem Projekt steht, dass das Sonntagsfahrverbot für LKWs im Umkreis von 200 Kilometer zu der geplanten Anlage aufgehoben werden kann. "Für was?", stellte Holger Westphal die Gegenfrage. "Damit der LKW irgendwo vor verschlossenem Werkstor steht." Jöchle ergänzte, dass selbst Kornwestheim Samstag/Sonntag geschlossen bleibt. "Warum soll dann so eine popelige Umladestation wie Eutingen offen haben?" Der Rohrdorfer Landwirt Hermann Schweizer überlegte auf Basis der genannten Zahlen, was man sich da ins Gäu holt. Bei maximal 448 Lkw pro Tag wäre dies eine große ökologische Belastung, glaubt er.

"Ich bin leider Anwohner der Eutinger Hauptstraße", stellte sich Ralf Kramer vor, der seine Angst vor weiterer Lärmbelastung und noch mehr Verkehr vor seiner Haustür nicht verheimlichen konnte. "Wir haben Norma hergeholt, wir haben das Postfrachtzentrum und nun wollen wir uns ein drittes Ei ins Nest legen, stellte er resigniert fest. Seine einzige Hoffnung ist, dass man mit dem wirtschaftlichen Druck, der hinter diesem Projekt steckt, endlich die Umgehungsstraße für Eutingen realisieren könnte."

Am Ende der Bürger-Info blieben drei nicht mehr so ganz fröhlich dreinblickende Transportmanager, rund 200 teilweise unzufriedene Bürger, die für sich feststellten, wie ein Bürger zusammenfasste, "Wir sind in Eutingen doch nicht die Ansiedlung der Logistiker – damit verlieren wir unseren letzten ländlichen Charme – sowie ein Bürgermeister, der sich laut fragte: "Was machen wir nun mit der Fläche, die wir seit 24 Jahren vergeblich versuchen loszuwerden?"

Als Lehre nahmen die Verantwortlichen wohl mit, dass sie ihre zahlentechnischen Hausaufgaben nochmals ordentlich aufbereiten müssen, um sie transparenter zu machen und auch nachweisen zu können, wie weit die Zahlen und Fakten hinterlegt sind. Zeitangaben wie "irgendwann dohanna", wie sie Jöchle am Ende des Abends machte, sind bei dieser Betrachtung sicher auch nicht sonderlich hilfreich. Die Eutinger sind halt sensibel geworden, was Verkehr, Lärm und Gestank angeht.