Kommt das Terminal oder nicht? Die Kritiker haben sich in einer Bürgerinitiative vereint. Foto: Feinler

Kritiker haben sich in einer Bürgerinitiative vereint. Winfried Seele: Zweite Info-Veranstaltung im Mai soll Klarheit bringen. Mit Kommentar.

Eutingen - Dass das geplante Containerterminal am Neuen Bahnhof derart viel Gegenwind bekommt, hätten die Verantwortlichen wohl nicht geglaubt. Nun bezieht Bürgermeister-Stellvertreter Winfried Seele im Schwarzwälder Boten Stellung.

"Es ist legitim, dass sich die Bürger melden und Stellung beziehen", erklärt er, als er auf die Leserbriefe und die neu gegründete Bürgerinitiative (wir berichteten) angesprochen wird. Dass die Verkehrszahlen bei der Bürgerversammlung nicht genau aufgearbeitet waren, sei ein Fehler gewesen. "Das war schlecht vorbereitet", betont er.
Mehr Verkehr aus Richtung Süden als ursprünglich gedacht

Man habe sich hier zu sehr auf das Gutachten des Landes gestützt. Das sei in diesem Punkt nicht so genau gewesen, sagt Seele, der Bürgermeister Armin Jöchle vertritt, da er diese Woche im Urlaub ist. Im Gutachten des Landes war man davon ausgegangen, dass die Lastwagen vor allem aus Richtung Norden über die Autobahnausfahrt Rottenburg und Ergenzingen an den Bahnhof rollten. Nun wurde in Leserbriefen aber immer wieder darauf hingewiesen, dass die Lkws vor allem aus Richtung Rottweil und Villingen-Schwenningen kommen und diese dann über Horb und Eutingen an den Bahnhof fahren würden – insbesondere dann, wenn die Horber Hochbrücke steht.

Um dieses Malheur geradezurücken, werden die zu erwartenden Verkehrsströme derzeit von einem Gutachter geprüft. Diese aktualisierten Zahlen sollen dann in einer zweiten Bürgerversammlung am Mittwoch, 20. Mai, um 19.30 Uhr voraussichtlich in der Halle vorgestellt werden, wie Hauptamtsleiterin Theresa Gnant bekannt gab. Zuvor ist die Infoveranstaltung der Bürgerinitiative am Samstag, 9. Mai, um 19 Uhr im Kleintierzüchterheim.

Seele verspricht sich von dem bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegebenen Gutachten Aufklärung darüber, ob durch die Horber Hochbrücke und das Containerterminal tatsächlich mehr Lkw-Verkehr durch Eutingen rollen würde oder nicht. "Wir wollen nicht unbedingt mehr Verkehr in Eutingen", stellt er klar.

Die Entscheidung über den Bau fällt letztlich der Gemeinderat, dem auch Seele angehört. Er ist nach wie vor der Meinung, dass das Containerterminal Sinn macht. "Aber es darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden", bezeichnet er den Zwiespalt, in dem er und die übrigen Gemeinderäte stecken. Und weiter: "Wenn Eutingen dadurch wesentlich mehr Verkehr erhält, dann muss man das Ganze wohl sterben lassen".

Es sei keine einfache Entscheidung, da ein solches Terminal in der Region gebraucht werde. Am Standort Eutinger Bahnhof wäre es nicht nahe an einem Ort und es müsste nicht auf der grünen Wiese gebaut werden, zählt Seele die Vorteile auf.

Die Gemeinderäte äußerten sich bislang überwiegend positiv zu dem Vorhaben. "Ich denke, die meisten Ratskollegen tendieren weiterhin zu dem Projekt. Aber derzeit wartet jeder auf Zahlen, die greifbarer sind", gibt er einen Einblick in die Gemütslage der Gemeinderäte.

Eine Rolle spielen dürften auch die von der Bürgerinitiative angestrebten Unterschriftenlisten gegen das Containerterminal. Hier gebe es eine Schmerzgrenze, ab der auch er sich anders orientieren werde, räumt Seele ein. Vermutlich geht das auch den übrigen Gemeinderäten so.

Kommentar: Folgerichtig

Martin Dold

Die Verantwortlichen für das Containerterminal haben einen Fehler gemacht: Die Verkehrsströme, die auf Eutingen zukommen, wurden anfangs unzureichend dargestellt. Nun zeigt sich, dass die meisten Lastwagen nicht – wie ursprünglich aufgezeigt – aus Esslingen und Göppingen, sondern aus Richtung Süden über die Autobahn zum Bahnhof – und möglicherweise durch Eutingen – rollen.

Auf viele Bürger muss das so gewirkt haben, als ob sie zunächst mit unzureichenden Zahlen eingelullt werden sollten, um nach dem Bau vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Daher ist es folgerichtig, dass sich die Bürgerinitiative gegen das Projekt gebildet hat. Vieles spricht für deren Argument, dass die Kombination Hochbrücke und Containerterminal Eutingen noch mehr Lkw-Verkehr bringen würde. Nun müssen rasch belastbare Zahlen auf den Tisch, damit die Bürger wissen, was auf sie zukommt.