Das hätte Schwester Ludovika sicherlich gefallen: Kinder sammeln sich um ihre Mariengrotte beim Kindergarten St. Georg. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Mariengrotte beim Kindergarten hat bewegte Geschichte / Schwester Ludovika war viele Jahre die treibende Kraft

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Das Geheimnis um die Mariengrotte beim Kindergarten St. Georg lässt sich nur schwer lüften. Wann wurde das Denkmal erbaut und wer war alles beteiligt?

1974 wurde der Kindergarten eingeweiht. Einige Jahre später hat Alois Teufel auf Wunsch von Kindergartenleiterin Schwester Ludovika die Mariengrotte erbaut. "Plötzlich war sie da", erinnert sich Altbürgermeister Julius Schaffner.

Auch der damalige Hausmeister Benno Nesch kann sich nicht an das Baujahr der Grotte erinnern. Er hat mit seinem Vater die Holzpalisaden an der Grotte angebracht. Einige Eutinger sind sich sicher, dass die Grotte zuvor im Alten Spielplatz, auf dem heutigen Brühlfestgelände, stand. "Da, wo die Toiletten heute sind, da war die Grotte", meint eine Eutingerin. Eine andere widerspricht ihr: "Diese Grotte aus Natursteinen wurde nicht wieder aufgebaut und die Marienfigur hatte ein rötliches Band. Die heutige Figur hat einen blauen Schal und ist eine Lourdes-Muttergottes." Selbst im Kirchengemeindearchiv sind keine Unterlagen vorhanden.

Von evangelisch zu katholisch konvertiert

"Schwester Ludovika war anfangs evangelisch und konvertierte später zum katholischen Glauben. Sie hat eine starke Beziehung zu Lourdes gehabt, weshalb sie Maria stark verehrte. Deshalb wollte sie wahrscheinlich eine Grotte", schlussfolgert Brigitte Wehle, langjährige Kindergartenleiterin von Sankt Georg.

Da sie zu dieser Zeit ihre Ausbildung und ihr Anerkennungsjahr bei den Marienschwestern in Bad Cannstatt machte, bekam sie den Grottenbau auch nicht mit. Dass Alois Teufel die Grotte erbaut hat, ist sicher. Er kam einige Zeit nach dem Bau, um die Natursteine zu vergipsen. Falls die Figur nicht aus dem Alten Spielplatz stammt, könnte sie Schwester Ludovika über ihre zahlreichen Beziehungen erworben haben.

"Die Schwester kannte jeden und war sehr gut vernetzt", meint Brigitte Wehle. "Mit dieser Figur wollte sie zeigen: Der Glauben gehört zum Leben und so war die Muttergottes immer mittendrin beim Spielen, wie eine normale Person." Das Nachforschen bei den ehemaligen Hausmeistern, bei der ehemaligen Pfarrsekretärin oder bei früheren Kirchengemeinderäten bleibt ohne Erfolg – das Baujahr, die Helfer von Alois Teufel und die Abstammung der Marienfigur bleiben ein Geheimnis. Vielleicht verleiht dieses auch der Grotte ihren ganz bestimmten Charme.

"Kinder spielen gerne in ihrer Nähe", weiß das Kindergarten-Team von St. Georg. Zusammen mit der Kirchengemeinde lud dieses immer im Mai zu einer Maiandacht bei der Grotte ein. Von Mai bis etwa Oktober bleibt die Marienfigur in der Grotte. Früher nahm wohl Schwester Ludovika die Gipsfigur über die Wintermonate zu sich. Heute wird sie im Kindergarten gelagert.

Bis 1996 hat die Schwester alles rund um die Mariengrotte bepflanzt. "Da hat es viele Schnecken und man muss das Wasser heruntertragen, weshalb wir später bepflanzte Schalen hingestellt haben", beschreibt Brigitte Wehle den Blumenschmuck.

Denkmal soll nicht in Vergessenheit geraten

In den 1990er-Jahren wurde der alte Scherenzaun bei der Muttergottes von Hausmeister Edwin Gramer und Herr Speiser ersetzt. Melitta Gramer hatte die Außenanlage hergerichtet. Jedes Jahr schickten die Erzieherinnen Schwester Ludovika zur Erinnerung ein Foto von ihrer Mariengrotte nach Reute. Als der Kindergarten 2010 umgebaut wurde, bot das Unternehmen Ade dem Kindergartenteam an, bei Bedarf die Gipsfigur zu sanieren. "Das wird demnächst wieder soweit sein", meint Brigitte Wehle, "dann haben wir in der Hinsicht einen Ansprechpartner."

Das Kindergarten-Team will auch in Zukunft den Kindern die Bedeutung der Mariengrotte vermitteln. Und so gerät das Denkmal der Geheimnisse immerhin nicht in Vergessenheit.