In Eutingen ist zwar kein Streik der Erzieherinnen – oder deren Kinder, wie hier zu sehen auf einer Demonstration in Gießen (Hessen) – zu erwarten. Kindergarten und Ganztagesbetreuung werden trotzdem teurer. Foto: Dedert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kindergarten und Ganztagesbetreuung werden teurer

Von Peter Morlok

Eutingen. Derzeit laufen landesweit Streiks von Erzieherinnen, die für mehr Anerkennung ihrer Arbeit und den damit verbundenen Gehaltsanpassungen kämpfen. Die Gefahr, dass in den Eutinger Kindergärten auch gestreikt wird, ist jedoch nicht sonderlich hoch, da man in der Gäugemeinde zwar nach Tarifabschlüssen zahlt, jedoch keinem entsprechenden Verband angehört.

Trotzdem muss man die Kindergartengebühren für das Kindergartenjahr 2015/2016 durchgängig um rund drei Prozentpunkte erhöhen. Dies geht auf eine Empfehlung der Kirchen und kommunalen Landesverbände zurück und stellt im Grunde genommen einen automatisierten Verwaltungsakt dar, den man in der Regel für zwei Jahre festschreibt. In diesem Jahr – gerade wegen des Streiks und dem ungewissen Ausgang – aber eben nur für ein Jahr.

Für die erfahrenen Gemeinderäte war diese Anpassung nichts Neues, für die Neuen im Gremium erklärten Bürgermeister Armin Jöchle und Hauptamtsleiterin Theresa Gnant die Notwendigkeit dieser Erhöhung, die in der Regel sehr moderat ausfällt. In den Ortschaftsratssitzungen bereits vorbesprochen war daher die Genehmigung dieser Gebührenanpassung durch den Gemeinderat kein Problem.

Nicht ganz so einfach war es, die recht deutliche Anpassung der Elternbeiträge für die Ganztagesbetreuung in der Grundschule zu erklären. Jöchle bezeichnete diese Anpassung als "kleinen Paradigmenwechsel", also den Wandel grundlegender Rahmenbedingungen.

In ihrem entsprechenden Arbeitspapier untersucht die Verwaltung zwei Anpassungs-Varianten, die mit unterschiedlich gestaffelten Pauschalbeträgen für verschiedene Zeitfenster den bisher recht variablen Halbstunden-Abrechnungstakt ablösen sollen. Beide Varianten wurde gewählt, um den derzeitigen Abmangel von 59 000 Euro, wie er im Haushaltsplan 2015 kalkuliert wurde, zu senken.

"Da sitzt nicht nur jemand da und schaut beim Spielen zu"

Bei der "Variante 1" käme man nur noch auf einen Zuschuss von 45 000 Euro und bei der "Variante 2" würde der Gemeindeanteil auf 38 500 Euro sinken. Dass diese Reduzierung des gemeindeeigenen Anteils natürlich mit einer entsprechenden Anhebung auf der anderen Seite einhergehen muss, ist betriebswirtschaftlich unbestritten.

Göttelfingens Ortsvorsteherin Diana Wally, die bisher diese Betreuungsmöglichkeit für eines ihrer Kinder nutzt, zahlt aktuell für fünf Stunden 14,40 Euro. "Das ist ganz klar zu wenig", gab sie unumwunden zu. Nun soll sie jedoch plötzlich für die gleiche Leistung 60 Euro bezahlen. "Das ist viel zu viel", so ihre Einschätzung zur anderen Seite der Medaille. "Ich stoße mich nicht an der Beitragserhöhung, sondern an der Umsetzung", stellte Wally klar. "Wir sollen uns hier von einer supervariablen Abrechnungsmethode verabschieden um zu einer stark pauschalierten Lösung zu gelangen – das ist ein zu großer Schritt" führte Wally weiter aus.

In Göttelfingen konnte man sich deshalb allerhöchstens mit der "Variante 1", die nach Tagen und Stunden im Zweistundentakt die Gebühren aufschlüsselt, anfreunden und stellt auch im Gemeinderat einen entsprechenden Antrag, der aber mit nur einer Ja-Stimme abgeschmettert wurde.

Letztendlich – und nach längerem Hin und Her – einigte man sich mehrheitlich mit zehn zu drei Stimmen für die "Variante 2". Die etwas höheren Einstiegsgebühren werte Jöchle als "Eintrittskarte ins System", bei dem im günstigsten Fall die Betreuung eines Kindes 2,20 Euro die Stunde kostet. "Und da sitzt nicht nur jemand da und schaut dem Kind beim Spielen zu – da wird auch oft gleich die Hausaufgabenbetreuung mitgemacht. "Das ist Kinderbetreuung zum absoluten Schnäppchenpreis", so das Credo des Gemeinderates. Die neue Tariftabelle für die Ganztagesbetreuung der AWO gilt ab Beginn des Schuljahres 2015/2016 und die Kindergartengebühren werden ab dem 1. September angepasst.