Heimspiel für Bürgermeister Armin Jöchle in der Eutinger Linde

Von Peter Morlok

Eutingen. Der Countdown zur Bürgermeisterwahl am 8. März in Eutingen läuft unaufhaltsam runter. Die Kandidaten durften sich nun noch einmal präsentieren. Doch das machte nur Amtsinhaber Jöchle.Um das Amt des Bürgermeisters der Gäugemeinde bewerben sich der bisherige Stelleninhaber Armin Jöchle sowie Michael Eckardt, Industriekaufmann aus Hannover. Während es sich bei Jöchle um einen ernsthaft interessierten Bewerber handelt, fühlt sich Eckardt den Idealen der Nein-Idee verpflichtet und kandidiert lediglich, um ein nicht wirklich realistisch zu wertendes Gewicht gegen den Amtsinhaber in die Waagschale werfen zu können. Eckardt sagt "Nein" – und blieb natürlich auch konsequent der Bewerbervorstellung fern.

Für Armin Jöchle war die Vorstellung, die im Festsaal der "Linde" vor rund 40 Besuchern stattfand, mehr als ein Heimspiel. Er hätte sich an den legendären Auftritt seines Vor-Vorgängers Karl Schweizer anlehnen können, der bei seiner Vorstellung sagte: "I be der Karle, ihr kennat mie, ond i will Schultes werda.". Für Jöchle hätte also wahrscheinlich gereicht, wenn er gesagt hätte: "I be der Armin ond mecht gern weitermacha." Da man ihm jedoch 15 Minuten Vorstellungszeit einräumte, schöpfte er diese auch nahezu komplett aus.

In seiner Rede streifte der 53-jährige diplomierte Verwaltungsfachwirt, der seit 24 Jahren die Geschicke von Eutingen lenkt, alle wichtigen Belange der Gemeinde. Jöchle, der sich selbst als zielstrebig, teamorientiert, verwaltungserfahren, führungskompetent und ausgleichend einschätzt, betonte, dass bei allen Überlegungen immer die Gesamtgemeinde im Fokus steht und kein Ortsteil zu kurz komme.

"Sagen sie einfach ›Ja, das machen wir‹ und der Kittel ist geflickt"

Im Einzelnen ging er auf die Gemeinde als attraktiver Wohnstandort ein, hob das Kindergartenwesen hervor und musste einräumen, dass die Hauptschule keine gute Entwicklung erfahren habe. Dafür wurde die Infrastruktur der Gemeinde unter seiner Ägide trotz der Finanzkrise 2008 weiter ausgebaut und auch beim Gewerbe gab es einen positiven Entwicklungstrend. Beim Einzelhandel sieht es dagegen schlecht aus. Landmarkt Schmollinger ist geschlossen und die Ortsteile halten sich mit kleinen Märkten über Wasser. Deshalb sieht Jöchle mit der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes beim Sportgelände eine große Chance, diese Versorgungslücke schließen zu können.

Der Umbau des gesamten Sportgeländes mit Verlegung des Sportheimes sowie dem Bau einer seniorengerechten Wohnanlage und eben des Discounters ist eines der Projekte, die im Arbeitsschwerpunkt "Dorfentwicklung" bereits seit Jahren vorangetrieben werden. Weitere Zukunftsprojekte sind im Bereich Straßenbau und Verkehr zu finden, aber auch die bürgerfreundliche Gemeindeverwaltung steht im Fokus von Armin Jöchle.

Zu den Finanzen der Gemeinde sagte er, dass diese geordnete sind und man mit einer moderaten Verschuldung von drei Millionen Euro in die neue Haushaltsplanung gehen wird.

Die anschließende Fragenrunde nutzen einige Bürger – überwiegend aus Weitingen und Eutingen. Dem Weitinger Winfried Hartmann gefiel das Wort "moderate Verschuldung" nicht. Er plädierte für Schuldenabbau und befürchtete, dass die geplanten Großprojekte – allen voran der Sportplatzumbau – den Schuldenstand weiter nach oben treibt. Gemeinderat Stefan Lazar streifte dasselbe Grundthema und Jöchle konterte, dass man dann die geplanten Projekte "eindampfen" müsse. Gerhard Raible aus Weitingen rügte ebenfalls den geplanten Umbau des Sportgeländes und sah für das dort zu investierende Geld viel bessere Verwendungsmöglichkeiten in seinem Ortsteil. "Und bevor sie lange ausholen – sagen sie einfach ›Ja, das machen wir‹ und der Kittel ist geflickt", forderte Raible.

Jöchle konterte damit, dass dieser Vorschlag gut sei. "Ja, wir machen es – nicht ich. Wir, das ist der von ihnen gewählte Gemeinderat als höchstes Gremium, das letztendlich über die Realisierung von Projekten in der Gesamtgemeinde entscheidet", stellte er klar. Es gab noch weitere, teils recht detailverliebte Fragen rund um die jeweiligen Befindlichkeiten, die möglichst alle und sofort vom Bürgermeister zu erledigen seien, was Werner Gsell zu dem Ausspruch "nicht immer nur die Füße unter den Tisch der Gemeinde hängen und fordern – sondern auch selbst Hand mit anlegen", veranlasste. So wurde aus der Vorstellung eine Bürgerfragestunde und der Eutinger Schultes war wieder mitten drin im täglichen Geschäft.