Göttelfinger Kirchengemeinde braucht weitere Kandidaten

Von Peter Morlok

Eutingen-Göttelfingen. "Alles wieder zurück auf Null", so das Fazit von Pfarrer Beda Hammer nach der Bürgerversammlung, zu der die katholische Gemeinde des Ortes ins Gemeindehaus eingeladen hatte. Im Kern ging es darum, wie es mit dem Kirchengemeinderat weiter gehen wird.

Vor der letzten Wahl, die am 15. März stattfand, warfen von sechs langjährigen Kirchengemeinderatsmitgliedern fünf mit sofortiger Wirkung und ein Ratsmitglied – Ute Schneider bleibt vorerst im Übergangsgremium – mit einer Zeitverzögerung von einem Jahr, das Amt hin.

Im offiziellen Sprachgebrauch wollen sie "das Feld für Jüngere räumen", ließen die zweite Vorsitzende Sylvia Häfner, die wie Thomas Klumpp, Christl Teufel-Wally und Regina Wehle je 15 Jahre (drei Amtsperioden) und Gebhard Müller, der dem Gremium zehn Jahre angehörte, verlautbaren. Die wirklichen Gründe sind im Ort ein offenes Geheimnis, werden aber nicht öffentlich bekannt geben.

Egal welche Gründe vorliegen mögen, die Kirchengemeinde steht ohne Kirchengemeinderat da und musste sich überlegen, wie es weiter gehen soll. "Der Kirchengemeinderat hier ist nicht nur ein Entscheidungs-, sondern auch ein Arbeitsgremium", stellte Dekantsreferent Achim Wicker klar, der damit ausdrücken wollte, dass in Göttelfingen die Ratsmitglieder viel Einfluss auf die Arbeit des Gemeinde haben und nicht nur, wie vielerorts, Projekte, die sowieso gemacht werden, abnicken dürfen.

Was der Kirchengemeinderat von Göttelfingen in den letzten fünf Jahren alles bewegt hat, darüber gab die scheidende Ratsvorsitzende Auskunft. 2010 konnte man die neue Orgel einweihen, drei Monate später übernahm Hammer das Amt des Pfarrers und Manuela Knopp das der Gemeindereferentin. 2011 stand die erste Pfarrvisitation in der Kirchengemeinde durch Dekan Markus Ziegler an. Eine Gemeindeversammlung hatte stattgefunden, sodass zur Visitation des Dekans und zum Abschlussgottesdienst in Rohrdorf die vorgeschriebenen Berichte und die Zielvereinbarungen vorlagen.

Zielvereinbarungen für Göttelfingen waren: Angebot eines Seniorennachmittags, Finanzierung der Orgel und das Angebot eines Besuchsdienst samt Krankenkommunion. Bis auf die Krankenkommunion wurden alle Zielvereinbarungen umgesetzt.

Der Kirchenchor feierte 2011 das 130-jährige Jubiläum und seit Januar 2012 findet die Bibelwoche mit der evangelischen Kirche in der Seelsorgeeinheit statt. Am dritten Advent 2013 war die Finanzierung der Orgel abgeschlossen und im Juli 2014 hatte das Gremium zum Ehrenamtsfest geladen. Mit dem Erlös vom Adventsgesteckverkauf vom Weihnachtsmarkt 2014 hat man für die geplante Aussegnungshalle 1000 Euro gespendet. Weitere 1000 Euro gingen an die "Carisatt" Horb und als Rücklage für die Orgel.

Sylvia Häfner erklärte, dass auf die neuen Kirchengemeinderäte keine Großprojekte zukommen würden, was ihre Meinung nach die Entscheidung, ein solches Ehrenamt zu bekleiden, um einiges leichter machen würde.

Mit dieser Ausgangslage stand die Kirchengemeinde vor der Frage: Machen wir mit einem Übergangsgremium für ein Jahr weiter und verschaffen uns so Zeit, um nach Kandidaten zu suchen oder finden wir sofort mindestens vier Leute, die direkt einsteigen. Vier Mitglieder muss der Rat mindestens haben, sechs wären ideal, acht die oberste Grenze.

Vier "Freiwillige" fand man nicht, dafür rief die Misere Joachim Gölz auf den Plan, der gerne zu seinen vielen nebenberuflichen Verpflichtungen ein weiteres Amt übernehmen möchte. Damit das ja klappt und um die Göttelfinger von sich und seinen Talenten zu überzeugen, hatte er skurrilerweise einen vierminütigen Wahlwerbeclip zusammengestellt, in den er alles hineinpackte, was seiner Meinung nach wichtig war. "Wieh ent Fleischküchle – aber nix ghört zusamma", so die Meinung eines Herrn am Ende. Parallel hat sich Gölz zum Sprecher des Übergangsgremiums, das aus ihm, Ute Schneider und Roswitha Wolfersperger besteht, befördert und stand unaufgefordert Armin Wicker als Co-Kommentator mit Zeigestab und Meinung bei der Diskussion zum Thema "Wie geht’s weiter?" zur Verfügung.

Da blieb Pfarrer Beda Hammer am Ende nur voller Gottvertrauen zu hoffen, dass man am Ende dieser Übergangsperiode nicht wieder ohne Kandidaten da steht.