Das Geburtshaus von Martin Faßnacht an der Rohrdorfer Ortsstraße. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Faßnacht: Erinnerungen an großen Sohn von Rohrdorf / Große berufliche Erfolge in München / Die Heimat nie vergessen

Von Martin Dold

Eutingen-Rohrdorf. Es war ein Mann von Welt. Wenn Martin Faßnacht mit seinem teuren Auto in Rohrdorf vorfuhr, wunderschöne Blumen aufs Grab seiner Eltern legte und mit Bekannten redete – dann wurde klar: Er hat es zu etwas gebracht in der Fremde.

Und doch hat er sein Rohrdorf – seinen Geburtsort – nie vergessen. Nun wird eine Straße im Gewerbegebiet "Neuer Bahnhof" nach ihm benannt. Grund genug, einmal einen genaueren Blick auf sein bewegtes Leben zu werfen.

Geboren wurde er am 7. November 1912. Nach der Volksschule begann er eine Lehre bei Malermeister Anton Stimmler in Horb. 1930 legte er die Gesellenprüfung ab und war dann ein Jahr als Malergehilfe in Horb tätig. Ein Jahr später schnürte er sein Ränzlein und ging auf Wanderschaft. Die Walz sollte von entscheidender Bedeutung für seinen weiteren Lebensweg werden.

Die Zeit Anfang der 30er-Jahre waren geprägt von großer Arbeitslosigkeit. Stationen auf seiner Wanderschaft waren unter anderem Stuttgart, Offenburg, Freiburg und Köln. 1935 zog er weiter in Richtung Norden und landete in Hannover, Bremen, Berlin und Stralsund. Im Laufe dieser Zeit erwarb er immer mehr Wissen und legte zum Abschluss des Wintersemesters 1935/36 die Meisterprüfung ab.

Im Jahr 1941 eigenen Betrieb gegründet

Schließlich landete er in München, wo er von da an seinen Lebensmittelpunkt hatte. Nach einigen Anstellungen gründete er 1941 seinen eigenen Betrieb. Nach Kriegsende 1945 musste er aber wieder wie so viele von vorne anfangen. In diesen schweren Zeiten vergaß er auch sein Rohrdorf nicht. So waren zwei Arbeiter seines Betriebes in Rohrdorf tätig, um den Menschen im Gäu bei der Renovierung ihrer Wohnungen zu helfen. "Damals waren Handwerker nur schwer zu finden", erzählt Hedwig Platz, die sich noch schwach daran erinnern kann, wie Martin Faßnacht in Rohrdorf als junger Bursche lebte. "Seine Arbeiter waren eine Zeit lang hier von morgens bis abends tätig", sagt Hedwig Platz.

Martin Faßnacht selbst sei nur selten gesehen worden, lediglich bei der Beerdigung seiner Eltern habe man ihn gesehen. Im Gedenken an sie hat er Jahr für Jahr an Allerheiligen deren Grab mit Blumen geschmückt. "Er war freundlich, sehr korrekt und überhaupt nicht hochnäsig. Und das, obwohl er viel erreicht und geleistet hat", erinnert sich Hedwig Platz. Imponiert hat den Menschen in Rohrdorf, wie er sich durch Fleiß und Willenskraft etwas aufgebaut hat, ohne zuvor mit großen Mitteln gesegnet worden zu sein. Doch spätestens als das Elternhaus verkauft war, wurde er in Rohrdorf nicht mehr gesehen. Seine Verwandtschaft lebt mittlerweile in Horb.

In seiner beruflichen Tätigkeit legte Martin Faßnacht viel Wert auf Qualität und erwarb sich so einen hervorragenden Ruf. 1961 wurde er zum Obermeister der Malerinnung München gewählt, wo er sich insbesondere der Ausbildung des Nachwuchses und sozialpolitischen Fragen widmete. Martin Faßnacht lenkte die Geschicke der Innung für 23 Jahre.

Ehrenobermeister der Innung München

Der Anstieg der Lehrlingszahlen und eine bauliche Aufstockung von Internatsräumen und moderner Lehrwerkstätten fielen in diese Zeit. Zudem wurde der Raumbedarf immer größer und ein neues Anwesen für die Nachwuchsausbildung bezogen. 1982 wurde dieses Berufsbildungszentrum bezogen.

Nach dieser Zeit wurde er zum zweiten Ehrenobermeister der Innung ernannt. Zudem erhielt er die "Große Ehrennadel mit Brillant" der Maler- und Lackierer-Innung München und das Bundesverdienstkreuz. Mit seinem Tode am 8. Dezember 1984 im Alter von 72 Jahren verlor das Maler- und Lackiererhandwerk eine herausragende Persönlichkeit.

1985 dann wurde die Martin-Faßnacht-Gedächtnis-Stiftung zur Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung gegründet, die an sein besonderes Engagement für die Berufsbildung erinnern soll. Sein Sohn Uli Faßnacht hat den Betrieb von seinem Vater übernommen und führt ihn bis heute erfolgreich weiter.

Die Verdienste von Martin Faßnacht sind auch in seiner früheren Heimat unvergessen. Mit der Benennung der Straße im Gewerbegebiet "Neuer Bahnhof" wird künftig an einen großen Sohn von Rohrdorf erinnert.