Flugsport: Verstärkung der Flugzeugflotte mit ungewöhnlichen Details / Reichweite liegt bei stolzen 1200 Kilometern
Von Alexandra Feinler
"Das Flugzeug liegt wie ein Brett in der Luft", sagt Thomas Haller, Vorsitzender des Flugsportvereins Rottenburg-Horb-Eutingen. Zusammen mit Vereinskamerad Rainer Moser setzt er sich in das Oldtimer-Motorflugzeug Fuji FA-200-160.
Eutingen. Durch Zufall kam der Flugsportverein Rottenburg-Horb-Eutingen auf das japanische Flugzeug, Baujahr 1971. "Ich hab die Fliegerzeitschrift aufgeschlagen und da war das Flugzeug drin", denkt Thomas Haller zurück und meint: "Es ist eine Rarität, weil keine 300 Stück davon gebaut wurden."
Heute gibt es laut Fuji-Fanclub in Deutschland noch 52 dieser Oldtimer-Motorflugzeuge. Sie waren ihrer Zeit voraus. Schaut sich ein Kenner das Cockpit an, sieht er unzählige Instrumente und Anzeigen. "Das ist für den Instrumentenflug wie gemacht", meint Rainer Moser, der auch über den Wolken damit fliegen kann, ohne freie Sicht nach außen.
Die Instrumente im Cockpit seien nicht besonders, aber die Anzahl der Instrumente in einer Maschine habe es früher so nicht gegeben. Alles ist doppelt vorhanden. Wenn ein System ausfällt, springt das andere ein. Im Gegensatz zu Motorflugzeugen der gleichen Zeit hat die Fuji FA-200-160 keinen "Knüppel", sondern ein "Hörnchen". Die japanischen Flugzeugbauer bevorzugten dieses.
Qualität ist besser als bei den Amerikanern
"Das Oldtimer-Motorflugzeug ist sehr schön gefertigt. Die Qualität ist im Vergleich zu amerikanischen Flugzeugen besser, da detailgetreu und solide gebaut wurde", nickten sich die Hobbypiloten zu. Auffällig ist auch die Funk-Navigation, die eine Seltenheit im Oldtimer-Bereich dieser Zeit darstellt.
"Die Einzelteile des Flugzeugs wurden in Japan gefertigt, kamen mit dem Schiff nach Deutschland und wurden dort zusammengebaut", erzählt Moser, der auf einen Aufkleber an der Maschine deutet. Gelnhausen ist zu lesen. Die Stadt in Südost-Hessen war der erste deutsche Standort, an dem der Viersitzer bis vor kurzem untergebracht war.
"Der Zustand ist super", freut sich Thomas Haller über den gut erhaltenen Oldtimer, der von seinem Eigentümer gepflegt wurde. Dieser habe ein großes Ersatzteillager gehabt, immerhin war der Europa-Vertreter von Fuji nicht weit weg. Als sich Fuji zurückzog, habe dieser das Lager fast aufgekauft. "Wir haben also alle möglichen Ersatzteile. Es kann nichts schief gehen", grinst Thomas Haller.
Wenn die Mitglieder des Flugsportvereins demnächst ihre Balkantour antreten, ist der Andrang auf die Fuji FA-200-160 groß. Andere Motorflugzeuge wie die Jodel des Flugsportvereins haben eine Reichweite von 800 bis 1000 Kilometern. Die Reichweite der Fuji liegt bei rund 1200 Kilometern. So sind Pilot und Besatzung etwa fünf bis sechs Stunden in der Luft. "Da vermisst du schon, dass du die Füße ausstrecken kannst oder auf die Toilette kannst", scherzen die FSV-Mitglieder.
Mit dem "neuen" Oldtimer im Flugpark des Vereins wäre sogar Kunstflug möglich, denn sie ist wendig. Wer den Oldtimer genau unter die Lupe nimmt, erkennt die ausgetauschten Sitze des Piloten und Co-Piloten. "Japaner sind etwas kleiner als die Deutschen. Deshalb wurden die Sitze ausgetauscht", zeigt Thomas Haller die verstellbaren Sitze vor. Moser greift an die Halterung über seinem Kopf und wirft ein: "Wir können Cabrio fliegen." Denn das Verdeck rastet in drei Stellungen rein, wobei die Piloten sich anschauen und meinen: "Bei dem Wetter will keiner offen fahren." Es beginnt zu tröpfeln und so schieben sie die 620 Kilo schwere Maschine in die Halle zu den anderen Flugzeugen. Dort sticht der rot-weiß-schwarze Basistrainer, der für das "japanische Militär" konzipiert wurde heraus – eben ein Oldtimer mit vielen Besonderheiten.