Joachim Gölz sorgte in den vergangenen Tagen für mehr als ein bisschen Aufregung. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Joachim Gölz entschuldigt sich öffentlich für "die Störungen und Irritationen", die er verursacht hat, bei Gegnern des Eutinger Railports

Von Peter Morlok

Eutingen. Joachim Gölz sorgte in den vergangenen Tagen durch seine Leserbriefe zum Thema "KVT – Kombiniertes Verkehrsterminal", auch "Railport" genannt, für mehr als ein bisschen Aufregung. Bürger liefen Sturm gegen seine Ansichten, die er in einer Leserbriefserie verbreitete.

In vier Leserbriefen – zu jedem seiner Grundargumente einen – holte Joachim Gölz, Eutinger Gemeinderat und Mitglied des Göttelfinger Ortschaftsrats, zum Rundumschlag gegen alle aus, die eine etwas andere Meinung zum Thema hatten als er. Den Weitinger Bürgern, die sich gegen das KVT aussprachen, warf er Scheinheiligkeit vor, da sich für ihn die Diskrepanz zwischen Bioenergiedorf und Gegnern von Schwertransport über die Schiene sehr konträr darstellten. Für ihn steht fest: "Mit einer KVT-Ansiedlung bekommen wir Lkw-Tonnage logisch und umweltfreundlich von der Straße auf die Schiene". Dies schrieb er in seinem Brief vom 11. September.

Im Brief vom 15. September wurde er dann einen ordentlichen Zacken deutlicher. Er, der bereits für seine Wahl zum Ortschaftsrat und Gemeinderat an der Haustür warb, der auch Mitstreiter für den Kirchengemeinderat, den Ortschaftsrat und den FCG suchte, ohne dabei freilich Unterschriften zu sammeln, warnte die Bevölkerung vor sogenannten "Haustürgeschäften". Er schrieb dazu: "Nicht so einfach, seine Unterschrift für ein Bürgerbegehren, in einem Haustürgeschäft quasi (ich habe das persönlich erlebt), herzugeben. Von allzu schnellen Entscheidungen sollten wir uns emanzipieren. Vor Haustürgeschäften wird sowieso gewarnt. Derjenige, der die Unterschrift will, wird sein Produkt in den schönsten Farben anpreisen. Die Argumente der Gemeinde, warum eine solche Gewerbeansiedlung entscheidend wichtig für die Entwicklung der Gemeinde ist, wird mit Sicherheit nicht angesprochen", mutmaßte er in dieser Stellungnahme.

"Wer der Meinung ist, er habe seine Unterschrift für ein Bürgerbegehren zu einfach hergegeben, der kann diese Unterschrift immer noch widerrufen. Bei Haustürgeschäften hat der Bürger ein Widerrufsrecht von vier Wochen", riet er all den Bürgern, die wieder einmal ohne vorherige Aufklärung von den Drückerkolonnen der KVT-Gegner überrumpelt worden seien.

Das sich emanzipierte Bürger solche Unterstellungen nicht gefallen lassen, davon zeugt die Flut der Leserbriefe empörter Menschen aus dem gesamten Kreis Freudenstadt, von denen der Schwarzwälder Bote nur eine kleine Auswahl abdrucken konnte. Anscheinend haben diese verbalen und schriftlichen Watschen gesessen und den Kommunalpolitiker Gölz etwas von seinem hohen Ross heruntergeholt. Demokratie ja – aber nur so lang wir einer Meinung sind und Meinungsfreiheit für die, die für ein KVT sind, so seine scheinbaren Devisen, für die er sich nun entschuldigt.

Aus diesem Grund lud er gestern Morgen zu einem Pressegespräch ein. Er betonte, dass diese Leserbriefserie aus Verärgerung darüber entstand, dass man den Argumenten, die für ein KVT sprechen, in der Bürgerschaft nicht gefolgt sei und nun das Bürgerbegehren auf den Weg brachte. "Mir ist der Gaul durchgegangen", gab er zerknirscht zu. "Ich entschuldige mich in aller Form für die Störungen und Irritationen, die ich mit dieser Aktion verursacht habe – vor allem bei denen, die sich per Unterschrift gegen den Railport ausgesprochen haben", diktierte er in die Blöcke der Pressevertreter. Er will sich auch heute Abend vor dem Gemeinderat öffentlich entschuldigen, wie er sagte. In dieser Sitzung beschäftigt sich das Gremium eben mit diesem Bürgerbegehren, das mit knapp 1400 Haustürgeschäften auf die Reise geschickt wurde.

Gölz betonte weiter, dass er allein für dieses kommunalpolitische Eigentor verantwortlich sei. Er, der gnadenlos überzeugte KVT-Befürworter, wie er sich selbst bezeichnet, sieht es heute als hochnäsig an, wenn man die Bedenken der Bürger nicht ausreichend gewichtet. Er weiß, dass er mit seiner Aktion auch ein schlechtes Licht auf den Gemeinderat warf und will zukünftig sein öffentliches Handeln auf den Prüfstand stellen. Abtauchen, bis Gras über die Sache gewachsen ist, wie ihm ein Bekannter riet, oder gar von seinen Ämtern zurücktreten, sieht er dagegen als feige an. Lieber will er sich in Zukunft zurücknehmen und keine Leserbriefe mehr schreiben, so sein Vorsatz. "Sich selbst über so viel Emotionalität der BI und der anderen Bürger aufregen und dann selbst mit den Briefen so emotional zu reagieren – das geht einfach nicht", gab Gölz nun nicht ganz freiwillig zu.