Neu im Gemeinderat (V): Sebastian Lazar liegt der Zusammenhalt der Ortsteile am Herzen / Wenig Hoffnung für die Umfahrung

Von Martin Dold

Eutingen. "Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst": Dieses Zitat von Mahatma Gandhi nahm sich Sebastian Lazar zu Herzen – und kandidierte für den Gemeinderat. "Ich wollte nicht nur nörgeln, sondern Probleme selbst angehen", erzählt er.

Und die Bürger haben ihn mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestattet, er erzielte ein traumhaftes Wahlergebnis. Lazar führt dies auch darauf zurück, dass er durch seine Tätigkeiten in Vereinen einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Ob als Torjäger beim SV Eutingen, Mitglied der Narrenzunft, treibende Kraft beim Bauwagen und Ex-Mitglied des Musikvereins kennt er "Hinz und Kuntz". Aber: "Auf das Wahlergebnis gebe ich nicht viel. Die Leute sollen mich in fünf Jahren bei der nächsten Wahl bewerten".

Da Sebastian Lazar Politik studiert, ist ihm die Materie nicht fremd. Ihm gefalle es, dass man sich auf kommunaler Ebene direkt einbringen kann und Einfluss auf Entwicklungen nehmen könne.

Und das will Lazar so schnell wie möglich tun. "Wir stehen im ländlichen Raum in einer krassen Konkurrenz zu den Städten. Die große Politik bevorzugt Städte, beispielsweise beim schnellen Internet oder bei der Ärzteversorgung – und das, obwohl die Wirtschaft im ländlichen Raum sehr stark ist", sagt er.

Eutingen brauche daher so schnell wie möglich schnelle Internetverbindungen in der ganzen Gemeinde. In der teilweise leer stehenden Schule könnte er sich Räumlichkeiten für die VHS oder ein Kulturforum für Künstler und Musiker vorstellen.

Auch die Seniorenarbeit werde immer wichtiger. Hier sieht er beispielsweise Potenzial in Zusammenhang mit dem Sportplatzprojekt. "Dort könnte eine Art Bewegungspark für ältere Menschen entstehen", orakelt er.

Überhaupt, das Sportplatzprojekt: "Das braucht die ganze Gemeinde, nicht nur der SV Eutingen". Hinzu kommen sollte ein Beachvolleyballfeld, das für viele Menschen interessant wäre. Zudem könnten künftig auf dem neuen Kunstrasen auch Spiele anderer Vereine aus der Gemeinde ausgetragen werden.

Der Zusammenhalt der Ortsteile liegt Sebastian Lazar ebenfalls am Herzen. "Wenn jeder ehrlich zu sich selbst ist, wird er wissen, dass man da nicht drumherum kommt", glaubt er. So fragt er sich, ob sich auf Dauer vier Sportplätze, vier Hallen und vier Feuerwehrabteilungen aufrecht erhalten lassen. "Wir sind nicht schuldenfrei wie Empfingen. Wenn wir alles beibehalten, müssten wir die Schuldengrenze anheben und das wäre höchst fahrlässig", ist er sich sicher. Auch bei Investitionen müsse man sich überlegen, ob man jedes Jahr ein "Projektchen" umgesetzt bekomme oder Visionen verwirklicht, die eben etwas länger dauerten. Natürlich seien die Ortschaftsräte Sprachrohre der Teilorte, doch man müsse einen Ausgleich finden. Sein Fazit: "Die Zusammenarbeit der vier Teilorte muss einfach sein".

Für die Umfahrung von Eutingen hat Lazar wenig Hoffnung. Er ist zwar voll und ganz für die Umgehung, doch das werde nicht auf kommunaler Ebene entschieden. Daher bringe es nichts, den Leuten etwas vorzugaukeln, da die Umfahrung Eutingens auf höherer Ebene keine Priorität habe.

Die ersten Sitzungen im Gemeinderat hat er bereits hinter sich. "Alles sehr engagierte Leute", so sein erstes Urteil über seine Ratskollegen. Er sei froh, dass es anders als beispielsweise in Horb nicht so sehr um Parteipolitik gehe, sondern um die Sache. Lazar selbst ist für die Freien Wähler angetreten, da er sich in der gegenwärtigen Parteienlandschaft nirgendwo so richtig wieder findet. "Die Parteien sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, was die Politikverdrossenheit fördert", erklärt er.

Lazar bleibt seiner HeimatgemeindeEutingen erhalten

Obwohl Lazar in Tübingen studiert, ist nicht geplant, dass er seiner Heimatgemeinde Eutingen in absehbarer Zeit den Rücken kehrt. In zwei Jahren macht er seinen Bachelor und auch danach könnte sein Bildungshunger noch nicht gestillt sein.

Da er im Nebenfach Theologie studiert, könnte er sich vorstellen, eventuell später bei einer Stiftung oder in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten.

Bis dahin arbeitet er vorläufig für den Landtagsabgeordneten Timm Kern (FDP), was sich hervorragend mit seinem Studiengang deckt.

Freundschaften fürs Leben hat er mit vielen aus dem Bauwagenteam geschlossen. Dort habe man gemeinsam schon in jungen Jahren Verantwortung übernommen, was ihn als Mensch geprägt habe. Mit zunehmendem Alter gehe zwar jeder verstärkt seinen eigenen Weg, doch der Zusammenhalt bleibe.