95 Jahre und noch immer den Schwarzwälder Boten auf dem Tisch – Gertrud Teufel feiert heute Geburtstag. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Gertrud Teufel feiert heute ihren 95. Geburtstag / Reisen führten sie immer wieder zu alten Bekannten

Von Peter Morlok

Eutingen-Rohrdorf. Gertrud Teufel feiert heute ihren 95. Geburtstag. Ein biblisches Alter, das die Dame, für die Rohrdorf seit vielen Jahren zu ihrer Heimat geworden ist, heute im Kreis ihrer Familie feiern darf.

Mit von der Partie werden ihre Tochter, die heute in Gärtringen wohnt, sowie ihr in Tübingen beheimateter Sohn sein. Aber als ganz besondere Gäste haben sich die drei Geschwister der hochbetagten Jubilarin angesagt.

"Die Schwester ist 93 Jahre alt, und die beiden Brüder sind 88 und 85 Jahre alt", erzählt Tochter Christel Sutter während eines Telefonates mit dem Schwarzwälder Boten. "Der dritte Bruder ist leider schon verstorben", so eine ergänzende Information zur voraussichtlichen Geburtstagsgesellschaft.

Geboren wurde Gertrud Teufel am 31. Juli 1920 in Bondorf, wo sie auch die Schule besuchte. Nebenher musste sie wie ihre vier Geschwister immer wieder in der heimischen Landwirtschaft mithelfen.

Nach dem Besuch der Hauswirtschaftsschule zog es sie im Alter von 20 Jahren zu Verwandten nach Gernsheim in der Nähe von Frankfurt, wo sie in deren Gärtnerei arbeitete. Nahezu die gesamte Kriegszeit erlebte sie dort mit, wo sie auch für die Arbeiten im Haushalt der Familie zuständig war. Vom Krieg bekam sie dort nur wenig mit.

"Ich mach gar nix mehr – und das ist richtig schön"

Unterbrochen wurden die Aufenthalte in Gernsheim immer wieder von Besuchen im heimischen Bondorf. Aber nicht etwa zum Urlaub, sondern zum Hopfenzopfeln während der Erntezeit. Als dann der Bruder von Gertrud Teufel kurz vor Kriegsende als Soldat eingezogen wurde, ging sie wieder zurück in die Heimat.

Ein Schritt, den sie nicht bereuen sollte, lernte sie dort ihren späteren Mann Heinrich Teufel näher kennen. Mit ihm war sie zwar schon länger bekannt, doch erst nachdem er aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, funkte es. Rasch wurden Nägel mit Köpfen gemacht und im Jahr 1949 wurde geheiratet. Der Nachwuchs, ein Junge und zwei Mädchen, ließen nicht lange auf sich warten.

Da Heinrich Teufel bei der Bahn beschäftigt war, lag ein Umzug nach Eutingen nahe. So wohnte die Familie zehn Jahre lang in einer Eisenbahnerwohnung am Alten Bahnhof.

"Die schönste Zeit in meinem Leben", war sich Gertrud Teufel bereits 2010 sicher, als wir sie zu ihrem 90. Geburtstag besuchten. Dort hätten zu der Zeit derart liebe Menschen gewohnt, dass sie sich sehr wohl gefühlt habe. Zu diesen ist der Kontakt auch danach lange nicht abgerissen.

So führten Reisen immer wieder zu den alten Bekannten, aber auch an andere Ziele, wie beispielsweise Südtirol. Ihr Mann Heinrich starb im Alter von 75 im Jahr 1990, doch Gertrud Teufel ließ sich von diesem Schicksalsschlag nicht aus der Bahn werfen.

Sie wohnt noch immer – inzwischen zusammen mit einer Dame, die bei ihr lebt und sie ganztägig betreut – im eigenen Haus in Rohrdorf.

"Ich mach gar nix mehr – und das ist richtig schön", sagte die Seniorin plötzlich lachend. Auch das tägliche Kochen übernimmt mittlerweile ihre Pflegerin. Mit ihr sitzt sie am Stubentisch, liest den "Schwarzwälder Boten", dessen tägliche Lektüre zum festen Bestandteil des Tagesablaufes wurde und lebt in ihrer eigenen Welt ihr besonderes Leben.

"So ist das Leben eben", sagte sie und wendet sich wieder dem Autounfall zu, über den in "ihrem Schwabo" berichtet wurde. Ob sie das Versprechen, sie in fünf Jahren anlässlich ihres 100. Geburtstags wieder zu besuchen noch registrierte, bleibt ihr Geheimnis. Der "Schwarzwälder Bote" wird sich diesen Tag jedoch rot im Kalender anstreichen. Versprochen.