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Gemeindehistoriker Willi Schaupp arbeitet Unterlagen zu Wirtshäusern auf. Gebäude im Tübinger Weg steht noch.

Eutingen - Die dunkelbraune Holztür, die Fenster, der Giebel – alles ist am ehemaligen Wirtshaus Lamm im Tübinger Weg noch so erhalten, wie es auf Schwarzweiß-Fotos aus den 60er-Jahren abgebildet ist.

Doch heute ist der Lammsaal nicht mehr bewirtet. Gäste nächtigen schon seit Jahrzehnten nicht mehr im einstigen Gasthof. Und auch die Theaterspiele und Fasnetsveranstaltungen in Eutingen wurden in die Festhalle verlagert. Doch seinen Charme hat das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert bis heute behalten.

Anwesen zur Hochzeit vermacht

Wer in die Geschichte eintaucht, weiß wieso. In der Wirte-Karte von 1790 und im ersten Eutinger Ortsplan von 1829 taucht das "Lamm" noch nicht auf, erklärt Gemeindehistoriker Willi Schaupp. Das Güterbuch verzeichnet das neu gebaute Wohnhaus Nummer 231 im Jahr 1838. Damals gehörte das Gebäude mit Scheuer und zwei Kellern dem Speisewirt Anton Krespach, der 1790 geboren wurde. Zudem besaß er einen Bierkeller auf der rechten Seite am Eingang zum Eutinger Tal, unter dem späteren Steinbruch. Der Sohn des Hirschwirts Martin Krespach betrieb eine Bierbrauerei und Branntweinbrennerei. Ein Wirtschaftsrecht war damals noch nicht im Güterbuch vermerkt.

Da fünf Kinder von Anton Krespach bereits im Kindesalter gestorben waren und er nur noch seinen Sohn Josef hatte, vermachte er ihm 1849 das Anwesen. Es war ein Hochzeitsgeschenk zur Vermählung mit Maria Platz. Diese gebar mehrere Kinder, von denen jedoch nur drei überlebten. Sie selbst starb bereits im Alter von 31 Jahren im Jahr 1856. Kurz darauf lernte der Witwer Marianna Krespach kennen, die er ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete. Da auch zu dieser Zeit die Kindersterblichkeit hoch war, erreichten nur zwei Kinder das Erwachsenenalter.

Das Wirtshaus wurde anfangs als Gassenwirtschaft im Tübinger Weg geführt. Das änderte sich 1859, als Josef Krespach die Schildgerechtigkeit vom Besitzer der früheren Wirtschaft zum Lamm in der Hauptstraße kaufte. Seitdem führte der Gasthof im Tübinger Weg den Wirtshausnamen zum Lamm. In diesem Jahr baute Josef Krespach auch eine neue Scheuer an sein Haus.

1866 ereignete sich dann ein Drama: Sowohl Anton Krespach, der Erbauer des "Lamms", als auch sein Sohn Josef Krespach starben. Noch im gleichen Jahr verkaufte die Witwe Marianna Krespach das Lamm für 7950 Gulden an den ledigen Bierbrauer Hilar Müller aus Göttelfingen.

Kaufvertrag aus dem Jahr 1866

Sowohl die drei Kinder aus erster Ehe und die beiden aus zweiter Ehe stimmten dem Verkauf zu. Der älteste Sohn aus erster Ehe, Anton Krespach, erlernte den Beruf des Bierbrauers und kaufte 1877 das "Waldhorn".

Gemeindehistoriker Willi Schaupp arbeitet die Unterlagen zu den Eutinger Wirtshäusern auf und entdeckte darunter den originalen Kaufvertrag des Lamms von 1866. Er ist noch gut erhalten und weist den Rohrdorfer Johannes Müller als Bürge aus.

Das Gebäude im Tübinger Weg steht nach wie vor, doch an das frühere Gasthaus "Lamm" erinnert heute nur noch wenig. Fotos: Feinler