Hündin Finja vertrieb die Einbrecher aus der Schwalbenstraße. Foto: Morlok

Finja ist es zu verdanken, dass Kriminelle dingfest gemacht werden konnten.

Eutingen-Rohrdorf - Die Hündin Finja aus Rohrdorf sorgte dafür, dass eine deutschlandweit agierende Einbrecherbande überführt werden konnte.

Mit der Aufmerksamkeit der schottischen Schäferhündin Finja hat die Einbrecherbande, die im Sommer 2016 die Gegend unsicher machte, ganz gewiss nicht gerechnet. Denn Finja ist es zu verdanken, dass die Gäubewohner seit ihrer kleinen Heldentat in der Nacht vom 23.Juli 2016 wieder ruhig schlafen können und die Herren Einbrecher für fünf Jahre gesiebte Luft atmen müssen.

Wie mehrfach berichtet, kam es im Sommer 2016 immer wieder zu Wohnungseinbrüchen, die alle nach demselben Muster abliefen. Eine osteuropäische Einbrecherorganisation schickte ihre Teams immer in gute Wohngegenden, um dort nach lohnenden Objekten, bei denen man über eine Terrassentür ins Haus kam, Ausschau zu halten. Hatte man ein Objekt entdeckt und zudem gecheckt, ob es einen guten Fluchtweg gab, dann musste nur noch auf eine passende Gelegenheit, am besten, wenn niemand zuhause war oder die Bewohner tief schliefen, gewartet werden.

Licht die ganze Nacht

So war es auch in der Nacht zum 23. Juli in der Rohrdorfer Schwalbenstraße. Obwohl die Gemeindeverwaltung in dieser Zeit auf die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung ganz bewusst verzichtete, um der Einbrecherbande so wenig wie möglich Dunkelheit und damit Versteckmöglichkeiten zu bieten, und die Straßen auch zwecks Abschreckung beleuchtete, sprangen in dieser Nacht gegen 3.30 Uhr drei Mann über die Hecke des Grundstücks der Familie Ibiom und versuchten per präziser Bohrung an der Terrassentür ins Haus zu kommen. "Es ist immer dasselbe Bohrmuster", wusste Jolanta Ibiom. "Dieses Muster fand man bei Einbrüchen von Heilbronn bis Villingen-Schwenningen, ergaben später die polizeilichen Ermittlungen", hat sie von den Mitarbeitern der Spurensicherung erfahren, die auch bei ihr zu Hause waren und den Tatort nach verwertbaren Spuren abgesucht hatten. "Echt wie im Fernsehen", zeigt sie sich noch heute fasziniert von der Akribie, mit der die Ermittler in so einem Fall arbeiten.

"Es war eine ganz seltsame Geschichte", erinnerte sich die Frau an die Geschehnisse jener Nacht. "Wir, mein Mann und ich und eine unserer beiden Töchter mit ihren Freunden, sind erst gegen drei Uhr von einer Feier nach Hause gekommen und sofort todmüde ins Bett gefallen. "Im ersten Tiefschlaf habe ich plötzlich Finja wie verrückt bellen gehört, doch ich habe gedacht, sie ist immer noch wegen dem Rasenmähroboter, den mein Mann am Vortag installiert hat, nervös. Als der Roboter über unser Grundstück fuhr, ist Finja nämlich ganz aufgeregt hinterher gesprungen und hat das Teil verbellt und ich habe gedacht, mein Mann hat die Mähzeit des Roboters falsch einprogrammiert und das Teil ist mitten in der Nacht losgefahren.

Auch die Bohrgeräusche der Einbrecher an der Terrassentür habe ich gehört, konnte sie jedoch nicht zuordnen und habe noch gedacht: ›Warum bohrt der Nachbar mitten in der Nacht?‹ Der Nachbar bohrte jedoch überhaupt nicht, sondern wurde durch Finjas Gebelle wach und zog die richtigen Schlüsse. Für ihn war sofort klar, die Einbrecherbande, von der man in letzter Zeit so viel hört und liest, schlägt auch bei uns zu. Er hat dann sofort die Polizei verständigt, die erstaunlich schnell am Tatort eintraf."

Ortung über die Handys

Finja hatte die Männer in der Zwischenzeit zwar in die Flucht geschlagen und so verhindert, dass sie in das Haus reinkamen, doch durch die sehr genauen Angaben zur Tatzeit konnten die Einbrecher letztendlich überführt werden. Es brauchte keine Personenbeschreibung, keine DNA, keinen Fingerabdruck – nein, eine simple Mobilfunk-Nummer reichte den Ermittlern aus, um die Bande noch am selben Tag dingfest zu machen.

Die Beamten der Kriminalpolizei konnten über die Einwahldaten der Handys klar feststellen, wer in dieser Nacht in der Schwalbenstraße eingelockt war. Darunter waren auch die Mobilfunkdaten der Einbrecher, die man dann per Ortung relativ einfach aufspüren konnte.

Finja, der Mittelpunkt der Familie, wurde so durch ihre Aufmerksamkeit zu einer bellenden Heldin und eigentlich müsste ihr die ganzen Anlieger in dieser Wohngegend immer am 23. Juli einen ganzen Berg Leckerlis vorbeibringen, zumal die Bande auch im benachbarten Finkenweg aktiv war. Durch Finjas Gebelle und dem daraus resultierenden Fahndungserfolg hatte der Spuk ein Ende.

Durch die Ermittlungserfolge in Rohrdorf konnte später auch die gesamte Organisation zerschlagen werden und das Landgericht Dortmund – von Dortmund aus brachen die einzelnen Einbrecherteams zu ihren Raubzügen auf – verurteilte unter anderem die Rohrdorfer Einbrecher zu fünf Jahren Haft. Und dies alles, wegen einer kleinen, mutigen Hündin, die ihr Revier mit lautem Gebell verteidigte.