Nur 30 Stundenkilometer erlaubt: Solche Schilder könnten Autofahrer bald in ganz Eutingen antreffen. Foto: Symbolfoto: Wüstneck

Gemeinderat bringt Lärmaktionsplan auf den Weg. Trotz Geschwindigkeitsreduzierung noch immer über Limit.

Eutingen - Nach nur 18 Monaten Vorlaufzeit brachte der Eutinger Gemeinderat am Dienstagabend den Lärmaktionsplan in seiner aktuell vorliegenden, 55 Seiten starken Fassung auf die Reise.

Die Stellungnahmen und Einwände der Träger öffentlicher Belange und die wenigen Anmerkungen privater Personen sind abgearbeitet und das Ratsgremium einigte sich nach nochmaliger, intensiver Beratung, dass man ein Genehmigungsverfahren für eine Tempo 30-Zone für die Ortsdurchfahrt Eutingen beantragen wird.

Diese Geschwindigkeitsreduzierung soll gemäß dem Verwaltungsvorschlag von Ortsschild zu Ortschild auf einer Länge von rund 1200 Meter gelten. Alternativ könnte auch eine um rund 200 Meter verkürzte Strecke ausgewiesen werden. Der Planansatz, die Tempo 30-Zone nur im eigentlichen Ortskern – ab Metzgerei Odermatt bis zur Ende der Wohnbebauung (noch vor der Baywa) – zu realisieren, wurde verworfen. Dieser Beschlussfassung ging eine Projektzusammenfassung des Fachplaners Wolfgang Wahl vom Büro "Rapp Trans AG" – im Übrigen das gleiche Planungsbüro, das auch die Stadt Horb zum selben Thema berät – voraus.

Tempo 30 durch den gesamten Ort soll maßgeblich zur Verkehrssicherheit beitragen. Von der Lärmminderung her bringt die reine Geschwindigkeitsreduzierung rechnerisch zwar nur 2,7 Dezibel (dB) weniger Lärmbelastung, jedoch in Verbindung mit einer Flüsterasphaltdecke und angepassten Schachtdeckeln würde die Gesamtlärmbelastung entlang der Hauptstraße wesentlich geringer, versprach Wolfgang Wahl. Er untermauerte diese Behauptung mit Erfahrungen in verschiedenen anderen Orten.

Für Wahl ist es überhaupt keine Frage, dass die Maßnahmen des Lärmaktionsplanes in Eutingen umgesetzt werden, obwohl sie gerade bei Bundesstraßen vom Ministerium recht restriktiv geprüft werden. "In Eutingen sind wir derzeit mit hoher Lärmbelastung ›gesegnet‹ und jede Lärmbelastung, die über 65 dB hinausgeht, ist eine Gefahr für Leib und Leben" fasste der Planer bekannte Tatsachen zusammen. "In Eutingen würde man trotz Geschwindigkeitsreduzierung noch immer mit elf dB über dem Limit liegen – das ist ein Rekordwert" sagte er als Betonung zu dieser Annahme.

Bürgermeister Jöchle: "Am besten wäre es, man schiebt die Autos durch den Ort"

Befürchtungen wie "Verkehrskollaps" und Lärm durch hohe Drehzahlen der Motoren in niedrigen Gängen sowie erhöhte Feinstaubbelastung durch die Fahrzeugkolonnen ließ Wahl nicht gelten. "Das stimmt alles nicht." Er gab zu, dass er sich als Autofahrer auch nicht unbedingt über die Tempo 30-Schilder freut, sah jedoch, wie die Mehrzahl der Räte diese Temporeduzierung als das einzig probate Mittel an, um, im Zusammenspiel mit den anderen geplanten Maßnahmen, Eutingen wenigstens etwas ruhiger und auf jeden Fall verkehrssicherer zu machen. Rat Winfried Seele sah es ebenso. Er freut sich schon heute auf die höhere Sicherheit, die durch die Geschwindigkeitsreduzierung gerade für Fahrradfahrer und Fußgänger gegeben ist.

Bürgermeister Armin Jöchle sieht die befürchtete Gefahr eines "Verkehrsinfarktes" bei gerade mal rund 10 000 Fahrzeugen, die täglich durch den Ort fahren, nicht gegeben. Er räumte jedoch vorsichtshalber schon mal ein, dass man es nicht wirklich jedem recht machen könne. "Am besten wäre es, man schiebt die Autos durch den Ort – aber dann stören sich die Gegner am Gestöhne der Schieber", wurde der Schultes ein wenig ironisch.

Mit der Umsetzung dieser Lärmaktionsplan-Maßnahme bekomme man zwar nicht das Endziel hin, aber zumindest einen Etappensieg. "Die wirkliche Lösung wäre es dann, wenn man den Verkehr aus dem Ort bekommen würde. Entweder durch eine Umgehungsstraße oder eine Untertunnelung. Ein Lkw-Fahrverbot lässt sich auf einer Bundesstraße jedoch nicht darstellen", führte Wahl weiter aus.

Rat Horst Niessner merkte an, dass man die Einhaltung des Tempolimits nach Einführung auch überwachen müsse. Mit zwei zusätzlichen Blitzern soll dies geschehen, so die Auskunft der Verwaltung. Rat Tobis Plaz fragte an, ob man, nach Einführung des Tempolimits, dieses auch später nur auf die Nachtstunden reduzieren könne, ohne einen großen Verwaltungsakt anschieben zu müssen. Auch das gehe jederzeit, so die kurze Zusammenfassung einer sehr langen Ausführung zum Thema.

Was dagegen sicher nicht viel bringe, das sei die Verkehrsentlastungswirkung. Das Tempolimit werde keine Abschreckung für die Verkehrsteilnehmer sein, so die Einschätzung des Planers auf eine entsprechende Frage aus dem Gemeinderat. 58 Sekunden mehr Fahrzeit auf der gesamten Länge der 30-Zone würden niemanden abschrecken. "Deshalb fährt kein Verkehrsteilnehmer einen Umweg." Aber bald langsam durch Eutingen.