Gute Resonanz beim Tag der offenen Tür/ 112 Wärmelieferungsverträge sind geschlossen / Nahwärme macht in Weitingen Fortschritte

Von Harald Mattenschlager

Eutingen-Weitingen. Über regen Zulauf konnte sich die Weitinger Gäuwärme beim "Tag der offenen Tür" am Samstag freuen. Im neu errichteten Betriebsgebäude im Gewerbegebiet "Unter dem Wasen" war bereits kurz nach Eröffnung um 10 Uhr reger Betrieb.

Geschäftsführer Steffen Frank war unablässig in Führungen unterwegs, unterstützt von seinem Vater Peter-Jürgen Frank und dem Geschäftsführer der "Weiler Wärme", Siegfried Neub. Die Fachleute erläuterten den zahlreichen Interessierten die Funktion des Heizkraftwerks und des Nahwärmenetzes. Wie berichtet sind bisher bereits 112 Wärmelieferungsverträge in Weitingen abgeschlossen, womit man laut Geschäftsführer Steffen Frank im Plan liege.

Im ersten Bauabschnitt habe man 70 Prozent Anschlussdichte angepeilt und sei dabei auf gutem Weg. Auch Siegfried Neub sieht die Planzahlen erreicht. Derzeit ist man nach dem Neubaugebiet "Seite" und dem "Großen Garten", Austraße und Eckenweiler Straße sowie dem Baugebiet "Binsengasse" bei der Verlegung der Wärmeleitungen in der Ergenzinger Straße.

Bürgermeister Armin Jöchle, der die Gemeinde als Mitgesellschafter der Gäuwärmevertritt, verwies auf den großen Beitrag von Nahwärmenetzen bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen wie Öl, Kohle oder Gas auf regenerative Energieträger wie Holz.

Die Umstellung von einzelnen Heizungsanlagen in jedem Haus auf eine große Nahwärmeanlage bringe viele Vorteile mit sich. Während beispielsweise ein heimischer Kachelofen 500 mg (Milligramm = Tausendstel Gramm) Feinstaub pro Kubikmeter Holz verursache, liege man mit der Gäuwärme bei lediglich 50 mg und damit bei einem Zehntel der Umweltbelastung.

Jeder habe bei der Errichtung seiner eigenen Heizung viel Geld in die Hand nehmen müssen, so der Bürgermeister, weshalb mancher zögere. Am leichtesten falle es, wenn die Heizung sowieso erneuert werden muss. Die Anlaufphase eines Nahwärmenetzes stuft der Schultes als nicht gerade einfach an, weil am Anfang die Anschlussdichte noch gering ist. Jöchle setzt auf den Mitmacheffekt und die "Mund- zu Mundpropaganda" und betont: "Von Bedenkenträgerei kann kein Untrernehmen leben". Sein Appell lautet deshalb: "Gemeinschaftlich denken!". Man solle Vertrauen in die Akteure der Gäuwärme setzen. Dem Geschäftsführer und Heizungsbaumeister Steffen Frank wie auch Siegfried Neub bescheinigte der Schultes hohe Fachkompetenz und gute Kenntnisse im Zusammenhang mit den in den angeschlossenen Häusern eingebauten Wärmeübergabestationen der Firma Rebaro, die ihren Sitz ebenfalls in der Gemeinde hat.

Oft gehörte Argumente gegen den Anschluss an das Nahwärmenetz konterte Siegfried Neub: Der Preis für die bezogene Wärme werde nicht willkürlich festgesetzt, sondern sei vertraglich in einer Preisgleitklausel geregelt, die sich unter anderem auf den Ölpreis und die Inflationsrate beziehe.

Das nachwachsende Holzvolumen könne sicher nicht ganz Deutschland versorgen, wohl aber sei die Versorgung hier am Rande des Schwarzwalds gesichert. Die Weitinger Anlage werde rund 3000 Kubikmeter Hackschnitzel pro Jahr benötigen. Allein ein kleineres Sägewerk liefere 100 Kubikmeter pro Tag, ein größeres wie in einem benachbarten Stadtteil Horbs ansässig gar rund 500 Kubikmeter pro Tag.

Jöchle verwies noch auf die Reserven im Betriebsgebäude. Noch in diesem Jahr wird ein zweiter Heizkessel eingebaut. Danach sei noch genug Platz für einen Generator zur Stromerzeugung. Die Kraft-Wärme-Koppelung sei aufgrund der hohen Effizienz der "Königsweg", denn die Abwärme der Stromerzeugung wird zur Einspeisung in die Heizung verwendet.

Derzeit ist die Gäuwärme dabei, die Einbeziehung dezentraler weiterer Kessel zu berechnen. In Frage kommen die Heizanlagen in der Schule und im Kindergarten sowie später in der Sporthalle. So ein "intelligentes Netz" ermöglicht kleinere Leitungsquerschnitte, erzeugt die Wärme verbrauchsnäher und lastet zudem diese Anlagen ebenfalls effektiver aus, so Neub. Das Wasser im Nahwärmenetz wird mit rund 80 Grad Celsius eingespeist, der Leitungsverlust liegt aufgrund der Hochwärmeisolierung bei lediglich einem Grad pro Kilometer. In der Sommerzeit erreicht die Wärme in der Brennkammer rund 600 Grad, im Winter können es schon mal 900 bis 950 Grad werden.

Besichtigen konnte man auch die Elektro-Autos, die aus Pfalzgrafenweiler gekommen waren. Dort werden diese mit selbst erzeugtem Strom aufgeladen und komplettieren das Sortiment der eigen erzeugten und genutzten Energie. Neub: "Im Zusammenspiel der Wärme- und Stromproduktion ist auch die Mobilität ein wichtiger Punkt". Dies ist für die Gäuwärme derzeit allerdings eher noch Zukunftsmusik.