Die Ausführungen von Haysam und Basel wurden von Patrus Lazar ins Deutsche übersetzt. Foto: Feinler

Syrische Neuankömmlinge berichten von Bomben, Flucht und Gewalt auf dem Balkan. Frühere Ordnung durch den Krieg zerstört.

Eutingen-Rohrdorf - "Ich gebe nur einen kleinen Einblick", versprach Basel am Sonntagabend im Gemeindehaus, doch seine Präsentation zu seinem Heimatland Syrien zeigte große Wirkungen.

Bereits weit vor Beginn der Veranstaltung kamen Menschenmengen ins  Gemeindehaus. "Mit so vielen haben wir  nicht gerechnet", hieß es vom  der Arbeitskreis Asyl, der  weitere Sitzgelegenheiten schaffen musste, sodass alle Besucher einen Blick auf die Leinwand bekamen. "Die Idee zur Präsentation kam von Basel, der sein Heimatland Syrien verlassen musste und zeigen wollte, wie es dort vor dem Krieg aussah und wie es nun aussieht", startete der Arbeitskreis Asyl die Runde.

Ein alter Mann, gestützt von einer Frau mit Kopftuch, betrat den Raum. Er schaute sich die auf die Leinwand projizierte Jasmin an und hörte die arabische Musik. Seine Beine wurden schwerer und er knickte ein, sodass die junge Frau ihm helfen musste.

Städte wiesen eine große Vielfalt auf

Mit diesem Schauspiel zeigten Haysam und eine Helferin vom Arbeitskreis Asyl, dass die Syrer ihre Heimat lieben und mit schweren Herzen die Fotos betrachten. Dies zeigte sich auch in den letzten beiden Stuhlreihen, in denen  syrische Flüchtlinge saßen. Sie schauten konzentriert nach vorne, jedoch waren unruhige Gesten zu erkennen. "Das war unsere Heimat", erklärten sie im Anschluss.

"Vieles davon gibt es nicht mehr." Mit diesem Gefühl schauten auch die deutschen Besucher die Fotos von Damaskus und den anderen  Städten an. Sie erkannten, welche Vielfalt Syrien aufwies. Neben historischen Gebäuden wie Moscheen, Burgen und antiken Theatern waren moderne Denkmäler, Hochhäuser und viel Verkehr prägend. Die arabische Musik vermittelte das dort herrschende Flair: Tanzende Menschen, kulinarische Vielfalt und ein Orient wie aus 1001 Nacht. "Urlaubsbilder", murmelte ein Zuschauer vor sich hin.

Bilder von Aleppo mit  Burgen, Moscheen, Schwimmbädern und weiteren Sehenswürdigkeiten folgten. Es ging in die  Hafenstadt Latakia, wo das Meer, der Strand und der rege Hafenbetrieb im Vordergrund standen. Auch in Hama gab es viele einmalige Bauten, an denen sich die Zuschauer ebenso wenig satt sehen konnten wie an Daraa. Als "I love Syria" erschien, klatschten die Zuschauer Beifall. Weihnachtsfotos erinnerten an amerikanische Filme, in denen alles bunt und übermächtig dekoriert ist. Viel Geld schienen die Syrer für ihr Weihnachtsfest auszugeben, was die deutschen Zuschauer überraschte. "Die feiern ja Weihnachten", merkte ein Besucher an und wies auf das ertönende "Leylet Eid" hin, das englische Jingle Bells.Passend dazu kam Haysam als Weihnachtsmann, als "Baba Noel", in den Raum. Er wünschte allen ein frohes neues Jahr.

Diese wunderbare Atmosphäre schien nichts trüben zu können, doch dann folgten  Fotos vom Krieg. Bomben zerstörten  alles. Kinder suchten Schutz, Menschen flohen vor dem Unheil. Doch die Flucht stellte sich  als weiteres Problem heraus, denn nicht überall wurden die Syrer herzlich empfangen. In Camps wurden sie wie Menschen zweiter Klasse untergebracht. Fragezeichen von geschlagenen Syrern im Balkanraum zierten die kommenden Fotos.

Puppe als Symbol für sinnlosen Krieg

Gänsehaut bekamen die Besucher, denn der als Soldat verkleidete Haysam kam mit einer Puppe im Arm in den Raum. Das rote T-Shirt, die blaue Hose und die Fotos im Hintergrund wiesen auf den leblos an der türkischen Grenze aufgefundenen Aylan hin. Er sollte als Symbol für den sinnlosen Krieg stehen."Es tut mir leid, dass ich Ihnen das zeigen musste, aber es ist die Wahrheit", übersetzte Patrus Lazar Basels Ausführungen.

Geschätzt eine Millionen Syrer könnten im Krieg ums Leben gekommen sein, rund sechs Millionen seien auf der Flucht, fügte er hinzu. "Wir sind kein armes Volk. Wir sind hier, weil wir vor dem Krieg fliehen mussten", betonte er, dass die Syrer gerne anpacken. Wer Hilfe bräuchte, könnte sich an sie wenden. Er dankte allen Unterstützern für ihren selbstlosen Einsatz und freute sich über den nicht enden wollenden Applaus.