Ortschaftsrat: Verwaltung möchte hingegen einen Bauplatz verkaufen / 489 Unterschriften gegen das Vorhaben

Eine Ortsbegehung des Spielplatzes "Binsengasse" mit Bürgermeister Armin Jöchle und Ortsvorsteher Roland Raible war vor der Sitzung des Ortschaftsrates angesagt.

Eutingen-Weitingen. Zahlreiche Bürger aller Altersklassen waren anwesend. Die Diskussion hätte auf dem wunderschönen, idyllischen Platz gut laufen können, hätte nicht pünktlich ein starker Regen eingesetzt. So drängte man sich in eine Garage.

Armin Jöchle sagte, dass der Spielplatz die Gemeinde viel Geld koste – durch laufende Kontrollen, TÜV-Gebühren, Auswechseln der Spielgeräte und deren Abschreibung, sowie Haftungskosten – die Höhe liegt bei etwa 4500 Euro. Für die Gemeinde wäre es lukrativer, diesen Spielplatz nun als Bauplätze zu verkaufen, zumal bereits Kanal- und Wasseranschlüsse vorhanden oder direkt daneben wären. 567 Quadratmeter Fläche würde der Bauplatz einnehmen, wofür der Spielplatz mit 630 Quadratmetern ausreichen würde. Jöchle kalkulierte mit Verkaufserlösen und der Grundsteuer. 

Von den Anwesenden war deutliches Murren zu hören. "Bisher bekam ich keine offene Meinung", so Jöchle. Gegen den Einwand "Das geht in ein Ohr rein und aus dem anderen raus" verwahrte sich Jöchle: "Mit dieser Haltung kann man die Diskussion gleich abbrechen." 

Roland Schneider als Sprecher der Befürworter des Spielplatzes Binsengasse ergriff das Wort: "Wir haben festgestellt, dass sukzessive die Spielgeräte abgebaut wurden. Wir haben angenommen, dass neue installiert werden. Warum oder gegen was hätten wir uns wehren sollen? Wir hatten Vertrauen in unsere Verwaltung. Nachdem deren Pläne bekannt wurden, das Gebiet als Bauplätze auszuweisen, haben wir uns gewehrt. 489 Unterschriften, die für den Erhalt des Platzes sind, zeigen doch die Gesinnung und das Interesse", so Schneider. Und weiter: "In Weitingen werden Neubaugebiete erschlossen, es besteht keine Flächennot, warum muss da ein Spielplatz ›dran glauben‹, zumal beim Kauf der Bauplätze um den Spielplatz bereits Kosten für diesen eingerechnet wurden."  

Die Verwaltung sieht die Sache naturgemäß anders. In deren Vorlage werden die Schwerpunkte wie folgt gesetzt: Aufgrund einer ersten Prüfung sei davon auszugehen, dass von den Bauplatzeigentümern, die ihren Bauplatz wohl im Rahmen einer Umlegung erhalten haben, für den Kinderspielplatz keine Erschließungsbeiträge erhoben wurden.

Bei den Bauplatzverkäufen von der Gemeinde ist in den Verträgen enthalten, dass im festgelegten Kaufpreis die einmaligen Anschlussbeiträge und die Erschließungsbeiträge für Straße, Gehweg, Feinbelag, Beleuchtung und Kinderspielplatz enthalten sind.

Die Anteile für die einzelnen Beiträge sind nicht aufgeschlüsselt, so dass nicht belegt werden kann, ob tatsächlich ein Beitrag für den Kinderspielplatz im Preis enthalten ist. Aus Beitragssicht bestehen laut Verwaltung insoweit keine wesentlichen Bedenken, den Spielplatz ganz oder teilweise in einen Bauplatz umzuwandeln.  

Waldspielplatz ist keine Alternative

Der Gemeinde- und Ortschaftsrat wird sich mit diesem Thema intensiv beschäftigen.   Schneider bot an, mit interessierten Eltern den Platz wieder in einen kindgerechten, liebens- und lebenswerten Platz umzugestalten. Der Waldspielplatz sei keine Alternative, auch dort fehlten Spielgeräte. Der Spielplatz an der Sporthalle sei zu weit weg.

In einem Gespräch mit den Nachbarn zeigte sich, dass diese ebenfalls am Spielplatz interessiert seien, niemand fühlt sich durch diesen gestört. Der Platz wurde von den Eigentümern der umliegenden Gebäude eingezäunt, es entstanden keine Kosten für die Gemeinde. Die Bäume und Sträucher böten einer Vielzahl von Vögeln Schutz. Die Straße sei entfernt, so dass Eltern nicht jeden Schritt überwachen müssten – ein Platz von dem sicherlich viele Gemeinden nur träumen könnten, so die Einschätzung der Interessensgemeinschaft.