Der frühere Besitzer Johann Teufel schaute zum Fenster heraus, ob alles beim Rechten ist. Foto: Feinler

Geschichte des Gasthofs Lamm (II) / Erst die Familie Teufel garantierte Stabilität / Ständiges Hin und Her hatte ab 1921 ein Ende

Eutingen - Gemeindehistoriker Willi Schaupp hat die Geschichte des Gasthauses "Lamm" aufgearbeitet. Hier nun der zweite Teil der Chronik.

Hilar Müller aus Göttelfingen heiratete nach dem Kauf des Lamms im Juli 1866 Josefa Lipp aus Eutingen. Ein Jahr später kam Tochter Marianna zur Welt, die weiteren vier Kinder starben bereits im Kindesalter. Hilar Müller wurde ebenfalls nicht alt und starb mit 39 Jahren.

Seine Witwe heiratete ein Jahr später, im November 1878, Bierbrauer Alois Widmaier, Sohn des Dreikönigwirts Johann Widmaier. Diese Ehe blieb kinderlos. Aus einer Hochzeitszeitung von 1888 geht hervor, dass Friedrich Zeiser aus Haigerloch, Stationsvorsteher am Bahnhof Hochdorf, und Theresia Beuter, Tochter des Mesners Gabriel Beuter, ihre Hochzeit im Lamm feierten. "Bei der Wahl des Lokals war oft die Verwandtschaft zu den Wirtsleuten ausschlaggebend", so Schaupp. Er hatte auch in der Chronik der Eutinger Musikkapelle Tanzveranstaltungen im Lamm entdeckt. Josefa Widmaier betrieb nach dem Tod ihres Mannes das Lamm bis 1920. Sie verkaufte das Grundstück mit dem Bierkeller an die Gemeinde.

Nachwuchs überlebte Kindesalter oft nicht

Die Tochter Marianna Müller, die 1897 Franz Xaver Kramer heiratete, erbte das Gasthaus. Kramer hatte zuvor die "Sonne" in Eutingen gekauft hatte und war dort einige Jahre als Wirt, Bierbrauer und Branntweinbrenner tätig.

Doch auch hier war das Glück nicht von langer Dauer. Acht Jahre nach der Hochzeit starb er im Alter von nur 35 Jahren. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, wovon nur die älteste Tochter Josefine Kramer, geboren 1898, das Kindesalter überlebte.

Sie heiratete 1921 Johann Teufel aus Göttelfingen, womit das ewige Hin und Her des Lamms ein Ende nahm. Denn noch bis heute befindet sich das ehemalige Wirtshaus im Eigentum der Familie Teufel. Der ehemalige Lammwirt Johann Teufel baute um 1925 einen Anbau für 25 000 Goldmark an das bisherige Gebäude an, berichten die Nachfahren. Ein Jahr lang wurde der 14 Meter lange und acht Meter breite Saal, der sich auf zwei Stockwerke erstreckt, gebaut. Vom oberen Stockwerk gelangt man noch heute ins Wohnhaus hinein.

Ein großer Ofen, der mit Kohle geheizt wurde, sorgte für wohlige Wärme in dem Anbau. Als im April 1945 die Franzosen in Eutingen einmarschierten, hausten sie im Lamm. Noch heute erinnert sich die Familie Teufel an diese Zeit, denn die Gäste hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Nach zwei Jahren zogen die französischen "Gäste" aus und Familie Teufel richtete den Saal feierlich her. Dabei wurde auch das Kunstwerk eines Unbekannten, der den Kriegsmarsch von Rottweil bis Eutingen mit brauner Farbe an die Wand gezeichnet hatte, übermalt. Neue Stühle, neues Porzellan und weitere Anschaffungen wurden getätigt.

Von da an konnten Reisende und Gäste wieder in den vier Gästezimmern übernachten. Im oberen Saal fanden Feste sowie Theateraufführungen des Sport- und des Gesangsvereins statt. "Zu dieser Zeit mussten wir viel arbeiten. Vor allem an der Fasnet war einiges los", erinnert sich Familie Teufel.

Nebenher betrieb die Familie eine Landwirtschaft. Trotz der vielen Arbeit hatte Josefine Teufel, die für ihre gute Küche bekannt war, viel Spaß an der Arbeit. Bis in die 1960er-Jahre betrieb sie mit ihrem Mann Johann Teufel das Lamm. Nach ihrem Tod ging eine Ära zu Ende.

In den 1980er-Jahren wurde das Dach des Saals neu gedeckt und bis heute erinnert das Gebäude noch an die vergangene Zeit. Über der Türe ist noch immer das Schild "Gasthof Lamm" angebracht und auch einige Eutinger denken gerne an die Zeit zurück, als es in Eutingen noch unzählige Wirtschaften gab.