Der Posaunenchor Horb unter der Leitung von Charly Hermann spielte beim Gottesdienst im Freien im Garten von Familie Wissner am Alten Bahnhof Eutingen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Gottesdienst im Grünen

Eutingen. Mit Freunden kam Rita zum Gottesdienst im Freien im Garten von Familie Wissner. Zahlreiche Gläubige nahmen unter dem Pavillon am Alten Bahnhof Platz, darunter auch der evangelische Blinden- und Sehbehindertendienst in Württemberg.

Trotz Behinderung voller Lebensmut

Pfarrerin Susanne Veith hatte den Gottesdienst liebevoll mit dem Posaunenchor Horb unter der Leitung von Charly Hermann gestaltet. Familie Wissner stellte ihren Garten und Equipment zur Verfügung. Liebevoll kümmerten sich die Gastgeber um die Besucher. Da der letzte Gottesdienst vor den Sommerferien traditionell bei Familie Wissner im Garten gefeiert wird, thematisierte die Pfarrerin die umliegende Natur. Sie reichte Kräuter durch, damit die Gläubigen den Gottesdienst mit verschiedenen Sinnen erleben konnten. Ein Element, das für die Gäste vom evangelischen Blinden- und Sehbehindertendienst in Württemberg ebenso wichtig war, wie für die Menschen mit Behinderung vom Kloster Heiligenbronn. Mit Begeisterung rochen sie an Kräutern wie Salbei, Minze oder Kamille. Manche Kräuter konnten sie schon von weitem erkennen.

"Unser Geruchssinn, Geschmack und Gehör ist anders ausgebildet als bei einem Sehenden", erklärt Rita. Sie ist seit ihrer Geburt blind. "Ich kam als Frühchen zur Welt. Die Augen waren da wohl noch nicht so weit", meint sie voller Lebensmut.

Sogar mit dem Auto gefahren

Rita ging in eine Spezialschule nach Heiligenbronn. Mobil bleibe sie durch ihre Familie, Freunde, aber auch durch den eigenen Mut, mit dem Zug zu verreisen.

Vor kurzem hat sie an einem Kurs "Autofahren für Blinde und Sehbehinderte" teilgenommen. "Das war sehr komisch, denn ich kenne das Autofahren ja nur von der Beifahrerseite aus. Es war ein tolles Gefühl, ein Gefühl der Selbstständigkeit", berichtete sie.

Außergewöhnlich sei auch der Gottesdienst im Garten von Familie Wissner gewesen. Die "Erkundungstour der Düfte und Kräuter" beschrieb Pfarrerin Veith. Ihre Pfarrsekretärin Anneliese Braitmaier habe die Kräuter zusammengestellt. Das mitgebrachte Fleisch konnten die Besucher nach dem Gottesdienst auf den Grill legen.