Die Gegner des KVT haben gesiegt –­ und zwar deutlich. 57,9 Prozent der Bürger stimmten gegen die Ansiedlung, lediglich 42,1 Prozent dafür. Foto: Hopp

Bürgerentscheid: 57,7 Prozent sprechen sich gegen Verkauf der Grundstücke aus. In Rohrdorf ist Widerstand am größten. Mit Kommentar.

Eutingen - Die Gegner des KVT haben gesiegt – und zwar deutlich. 57,9 Prozent der Bürger stimmten gegen die Ansiedlung, lediglich 42,1 Prozent dafür.

Eine gespannte Atmosphäre herrschte im Rathaus in den Minuten, bevor das Resultat bekannt gegeben wurde. Das Ergebnis aus Rohrdorf sickerte als Erstes durch und dort war schon eine klare Tendenz erkennbar: Über 70 Prozent sprachen sich gegen die Ansiedlung des umstrittenen Projektes aus.

"Es sieht schlecht aus", sagte ein leicht betrübter Ortsvorsteher Rolf Walddörfer. Daneben steckten Gemeinderäte mit angespannter Miene die Köpfe zusammen. Dass das Thema die Menschen elektrisiert, wurde auch daran deutlich, dass viele Bürger ins Rathaus gekommen waren, um das Ergebnis ohne Verzögerung mitzubekommen.

Als Bürgermeister Armin Jöchle im Sitzungssaal zur Verkündigung ansetzte, war die Spannung kaum noch zu überbieten. Er gab die Zahl der Stimmen bekannt, die von den KVT-Gegnern mit Applaus quittiert wurden. Diesen war die große Erleichterung anzumerken, die Befürworter hingegen machten eher gute Miene zum aus ihrer Sicht bösen Spiel. Doch alles verlief ohne Schaum vor dem Mund. Hinterher unterhielten sich Jöchle und KVT-Gegner Eric Zschirpe noch lange.

"Ich bin froh, dass die Wahlbeteiligung mit über 66 Prozent so hoch war", sagte Zschirpe im Gespräch mit unserer Zeitung. Nun müsse eine Lösung für das Gelände her. Er setzt dabei auf die Unternehmer, die kurz vor dem Bürgerentscheid Interesse an den Flächen bekundet hatten. Dass ein KVT trotzdem noch kommt – also wenn die Bahn die Flächen beispielsweise an Metrans veräußert – glaubt Zschirpe nicht: "Das hätte schon vor zehn Jahren passieren können."

Zschirpes Mitstreiterin Karin Armbruster zeigte sich sehr zufrieden: "Ich bin fast sprachlos angesichts des Ergebnisses. Ich war aber immer davon überzeugt, dass wir es schaffen können." Sie sei sehr erleichtert, dass die Bürger und nicht nur der Gemeinderat über dieses Thema entschieden hätten. "Ich hoffe, dass das Streiten nun ein Ende hat und das Ergebnis akzeptiert wird", sagte Karin Armbruster.

In den vergangenen Monaten habe sie viel Zuspruch erhalten, da die Bürger nun eine Stimme gehabt hätten. Allerdings habe es auch Angriffe verbaler Art gegen sie gegeben. "Demagogen" oder "Drückerkolonnen" – mit solchen Bezeichnungen musste sie leben. Es sei aber um einen demokratischen Prozess gegangen und nicht um eine Art von Revoluzzertum.

Bürgermeister Armin Jöchle zeigte sich erfreut, dass das Ergebnis eindeutig ausfiel, so sei die Akzeptanz in der Bürgerschaft einfacher zu bewerkstelligen. "Eine gewisse Überraschung ist es aber schon, in welcher Deutlichkeit das Ergebnis ausgefallen ist", sagte der KVT-Befürworter. Man müsse sich im Gemeinderat die Frage stellen, ob man doch weiter von den Bürgern weg sei als man denke.

Er sieht das Wahlergebnis nicht als persönliche Niederlage. In einer Demokratie müsse man mit Entscheidungen leben, die nicht immer dem eigenen Wunschdenken entsprechen. Es zeige sich, dass Großprojekte immer schwieriger umzusetzen seien.

Zerschlagen haben dürfte sich nun auch die Ansiedlung der Spedition Kußmaul am Bahnhof. Der Bürgerentscheid sage auch, dass am dortigen Standort kein Speditionsgewerbe erwünscht sei, so Jöchles Interpretation.

Sebastian Lazar, KVT-Befürworter, sprach von einem guten Tag für die Demokratie. Den Schwung aus der Diskussion müsse man nun mitnehmen, um Lösungen für die Themen Verkehr und Gewerbeansiedlungen zu finden.

Die Ergebnisse:

Eutingen 60,5 Prozent dagegen (600 Stimmen), 39,5 dafür (392); Göttelfingen 47,4 dagegen (189), 52,6 dafür (210); Rohrdorf 76,6 dagegen (292), 23,4 dafür (89); Weitingen 48,8 dagegen (298), 51,2 dafür (313); Briefwähler 58 Prozent dagegen (268), 42 dafür (194).

Kommentar: Ohrfeige

Von Martin Dold

Nein, wirklich überraschen kann dieses Ergebnis nicht. Schon im Vorfeld hatten die Gegner des KVT bei Umfragen stets die Nase vorne. Die Argumente der Befürworter fruchteten letztendlich nicht. Das darf als schallende Ohrfeige für Bürgermeister und Gemeinderat gewertet werden, die sich für das KVT ausgesprochen hatten. Letztendlich hat die Sorge, dass Eutingen mit einem KVT noch mehr Verkehr bekommen würde, den Ausschlag gegeben.

Allerdings hätten die bis zu vier Millionen Euro Einnahmen der Gemeindekasse sehr gut getan. Nun muss man sich auf die Suche nach anderen Einnahmequellen machen, um Projekte wie die Hallensanierungen zu stemmen. Denn dass das Gelände an einen herkömmlichen Gewerbebetrieb veräußert werden kann, ist zumindest sehr fraglich. Dieses Unterfangen wurde seit über 25 Jahren versucht – ohne Erfolg.