Neu im Gemeinderat: Roland Raible / Weitinger Brille wird abgelegt

Von Martin Dold

Eutingen-Weitingen. Ortsvorsteher von Weitingen und Gemeinderat für die Gesamtgemeinde – geht das überhaupt? "Selbstverständlich", sagt Roland Raible, "ich werde in dieser Position auch die ›Gemeinderats-Brille‹ aufziehen".

Früher seien die Rivalitäten zwischen den Ortsteilen größer gewesen, mittlerweile brauche jeder jeden. Dass ihm die Bürger der Gesamtgemeinde dies abnehmen, zeigt das Ergebnis bei der Kommunalwahl. Dort holte er die viertmeisten Stimmen, obwohl er eindeutig für einen Ortsteil steht: Weitingen.

Dass er dort viele Stimmen erhielt, überrascht den Ortsvorsteher nicht, wohl aber, dass das Ergebnis auch in den anderen Orten für ihn positiv ausfiel. "Es ist inzwischen ein Geben und Nehmen, da kann man nicht mehr nur an Weitingen denken", sagt Raible. Wenn dort bislang etwas benötigt wurde, so pochte er mit Nachdruck darauf, dass die Gemeinde die nötigen Mittel bereit stellte. Er konnte das durch seine Funktion als Ortsvorsteher auch im Gemeinderat tun, hatte dort aber kein Stimmrecht. Das hat sich nun geändert, da er auch für den Gemeinderat kandidierte und gewählt wurde.

"Kommunalpolitik macht mir auch nach 30 Jahren noch großen Spaß", stellt Raible klar. Er war bereits von 1989 bis 1999 im Gemeinderat vertreten, anschließend nur noch im Weitinger Ortschaftsrat. Da er seit drei Monaten in Altersteilzeit arbeitet, wird ihm künftig mehr Zeit für die Kommunalpolitik bleiben.

An der Ortschaftsverfassung möchte Raible nicht rütteln. Natürlich könne man sich fragen, ob es notwendig sei, vier Hallen, vier Feuerwehren und vier Rathäuser aufrecht zu erhalten. Doch wenn man hier an Auflösungen denke, könnte man sich auch gleich fragen, ob Eutingen überhaupt noch einen Bürgermeister brauche – oder ob man sich irgendwann von einer Großen Kreisstadt eingemeinden lassen müsse. "Und hat dann der Bürger von diesen ganzen Abschaffungen etwas?", lautet für Raible die entscheidende Frage.

"Der neue Rathausplatz ist unser ganzer Stolz"

Für sich hat er diese längst mit einem klaren Nein beantwortet. Denn: "Wer bewegt die Themen, wenn nicht der Ortschaftsrat?". In Weitingen habe er auch durch die Ortschaftsverwaltung einen kurzen Draht zum Bürgermeister und zum Bauhof.

Zudem könne man zufrieden sein, was in den vergangenen fünf Jahren alles erreicht worden sein, so Raible. "Der neue Rathausplatz ist unser ganzer Stolz", betont er. Hinzu kommen die Gäuwärme, bei der die Gemeinde Mitgesellschafter ist, und der Solarpark. Im Baugebiet "Seite" seien vier der 19 gemeindeeigenen Bauplätze verkauft. Raible hofft, pro Jahr sechs bis sieben Bauplätze an den Mann zu bringen, um die Vorleistungen der Gemeinde wieder herein zu holen.

Für Weitingen stehen auch künftig einige Projekte an: So soll das Rathaus modernisiert werden, die Aufnahme in das Landessanierungsprogramm soll endlich klappen, zudem soll der Dauerbrenner Hallensanierung angepackt werden. Hinzu kommen Aufgaben bei der Feuerwehr und die Gestaltung der Markthalle. "Wenn wir in den nächsten fünf Jahren zwei bis drei dieser Aufgaben hinkriegen, wäre das schon gut", gibt sich Raible pragmatisch.

Die größten Chancen räumt er der Verwirklichung der Markthalle ein – auch weil das Investitionsvolumen mit maximal 130 000 Euro überschaubar bleibt. Zudem könnten Fördermittel aus dem Landessanierungsprogramm sowie den Programmen ELR und Leader fließen. Zunächst ist das Gebäude in der Ortsmitte aber noch für ein Jahr vermietet.

Dass man in Weitingen auf dem richtigen Weg ist, wird an vielen Beispielen deutlich. Nur eins davon: Bei der Landschaftsputzete waren sage und schreibe 161 Leute im Einsatz.

Auch die Kandidatensuche der CDU für die Kommunalwahl war in Weitingen problemlos. "Wir hätten beinahe noch mal eine Liste füllen können", sagt Raible. Ein gutes Omen für die Zukunft.