Bei der Eutinger Bürgerversammlung spitzten vor allem die Anlieger rund um den Einkaufsmarkt (erste Reihe) ihre Ohren. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Einkaufsmarkt: Grundstücke an der Stuttgarter Straße sind erworben / Mögliche Nachtanlieferung beschäftigt Anwohner

Von Alexandra Feinler

Wenn Bürgermeister Armin Jöchle einen Wunsch frei hätte, wäre es die Eröffnung des Einkaufsmarktes an der Stuttgarter Straße zu Weihnachten 2017. Daraufhin meldete Norma bei der Bürgerversammlung im Bürgerzentrum Interesse an der Bebauung des Standorts an.

Eutingen. "Wir sind einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde und sehr daran interessiert, ein Eigenobjekt dort zu realisieren", wartete Till Krieger von Norma auf einen Hinweis der Gemeinde. Jöchle hielt sich jedoch bedeckt: "Darüber müssen wir noch reden, das ist nicht ganz öffentlich."

Edeka gehöre mit zu den Handelsgruppen, die Interesse an der rund 8000 Quadratmeter großen Fläche gezeigt habe. Ob nun ein Vollsortimenter oder ein Discounter im Bereich Mörikeweg/Stuttgarter Straße ansiedle, konnte Jöchle nicht konkretisieren.

Eutingen darf Mittelzentrum nichts wegnehmen

Die Zusammenfassung der örtlichen Unternehmen – vom Getränkehändler über Bäcker und Metzger – im neuen Marktgebäude halte er jedoch nicht für zielführend. Ingenieur Axel Philipp vom Büro Gfrörer aus Empfingen nahm die Hoffnung auf einen ergänzenden Schuh- oder Kleidermarkt. Rund 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche würden dies nicht zulassen. Zudem gehöre Eutingen zu den Kleinzentren und diese dürften Mittelzentren nichts wegnehmen.

Der Grunderwerb sei erfolgt, weshalb Alternativen Richtung Göttelfingen und Bildechingen aus dem Spiel seien. Der Einkaufsmarkt beim Bahnhaltepunkt Nord hätte aufgrund des geringen Durchgangverkehrs wenig Interesse bei Investoren geweckt. Damit könnte auch die Kaufkraft der Gemeindemitglieder nicht nach Eutingen zurückgeholt werden, so Projektleiterin Julia Wunder von der Gesellschaft für Markt.

Im Gewerbegebiet Dorfwiesen wäre der Nahversorger nicht möglich gewesen, da die Wasserschutzgebietszone die Fläche begrenzen würde. In der Ortsmitte sei laut Julia Wunder kein Standort möglich: "Da müssten Sie schon ihr Rathaus abreißen."

Optimal sei der Standort an der Stuttgarter Straße nicht, wies Axel Philipp auf die abfallende Fläche nahe des Wohngebietes hin. Die Fläche müsste stark aufgefüllt und ein Lärmschutz, je nach Ausrichtung des Marktes, installiert werden. Um den Lärm zu verringern, empfahl Ingenieur Frank Dröscher, die Parkplatzfläche nicht Richtung Mörikeweg umzusetzen. Würden die Parkplätze zur Straße hin angelegt und das Gebäude darunter, diene dieses als Lärmschutz.

"Wieso ist der nördliche Bereich nicht im Plan drin?", fragte Norbert Klink, der oberhalb der B 14 wohnt und starken Lärm, vor allem in den Nachtstunden, auf sich zukommen sah. Der nördliche Bereich sei im Plan enthalten, deutete Dröscher darauf hin, dass in der Baugenehmigung die Nachtanlieferung festgeschrieben werde.

Die Nachtanlieferung zwischen 22 und 6 Uhr beschäftigte auch die direkten Anwohner wie Familie Krauß. Laut Lärmplan seien vor 6 Uhr wesentliche Anlieferungen nicht möglich, meinte Dröscher. "Wir liefern nachts nicht an", sammelte Till Krieger von Norma Argumente für das Unternehmen, das im Gewerbegebiet Dorfwiesen seine Lagermöglichkeiten mit dem möglichen Discounter an der Stuttgarter Straße verbinden möchte.

Zu bedenken gab Edwin Gramer, Anwohner des Fliederwegs, dass Verkehrsteilnehmer aus Richtung Rohrdorf die Abkürzung durch den Anwohnerbereich nehmen würden. Jöchle meinte, dass diese die Schilder beachten und über die Schiller- oder Marktstraße zum Einkaufsmarkt fahren sollten. "Ansonsten haben wir ja noch unseren Vollzugsbeamten", versuchte er eine Lösung zu finden.

Kreisverkehr wird als Zufahrt nicht genehmigt

Eine Lösung müsste auch noch mit dem Anschluss des Marktes an die Stuttgarter Straße gefunden werden. Wer aus Richtung Ergenzingen kommt, soll über eine Abbiegespur auf das Gelände gelangen. Ein Kreisverkehr werde vom Regierungspräsidium nicht genehmigt.

Eine Ampelregelung könnte in Betracht gezogen werden. Diese würde auch die Fußgängerquerung, die momentan mit einer Insellösung geplant ist, erleichtern.

Jöchle wolle die Planung in den Gemeinderat tragen, damit diese in der Sommerferienzeit ausgelegt werden könne. Er hoffe, dass er im Herbst grünes Licht bekomme und Mitte 2017 mit dem Bau begonnen werden könne.

Da Eutingen seit der Schließung des Verbrauchermarktes keine örtliche Rund-um-Nahversorgung mehr hat, schien die bisherige Planung – bis auf kleine Bedenken zur Konkretisierung – bei den Bürgern gut angekommen zu sein. Bravo-Rufe und Applaus erklangen, als der Bürgermeister von einer zügigen Realisierung sprach.