So ein Vesper am Waldrand schmeckt halt viel besser als sonst – vor allem, wenn man viel Neues erlebt hat. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinder vom Fantadu und Max und Moritz-Kindergarten erhalten wertvolle Einblicke in die Natur mit dem Waldmobil

Von Peter Morlok

Eutingen-Göttelfingen. "Nur was man kennt, kann man lieben und nur was man liebt, möchte man schützen und erhalten": Mit dieser fast schon philosophischen Herangehensweise möchte Ivonne Krämer Kindern den Wald in seiner ganzen Vielfalt nahebringen.

Und dazu muss man raus in den Wald und in die Natur. Ivonne Krämer arbeitet bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) als Wald- und Wildnis-Pädagogin.

Zum dritten Mal parkte deshalb auch das Waldmobil der SDW im "Witthäule" und lud die Kinder, die bald in die erste Klasse kommen, aus den Kindergärten "Fantadu" aus Eutingen und "Max und Moritz" aus Göttelfingen zu einer Entdeckungstour der besonderen Art ein. Sie lernten den Wald, den sie schon so oft besucht hatten, von einer ganz anderen Seite kennen.

Nach ein wenig Theorie und einem herzhaften Vesper vor dem Waldmobil ging es in den Wald rein. Zuerst schaute man sich eine Wildschwein-Suhle an und dann die Blätter, Zweige und Äste von unten. Dazu brauchten sich die Kinder aber nicht auf den Boden zu legen, sondern bekamen einen Spiegel in die Hand gedrückt, mit dem dies viel besser ging. "Wenn ihr die Blätter oder Äste in die Hand nehmen würdet, dann würden alle Insekten, die unter den Blättern sitzen, abhauen", erklärte Ivonne Krämer den Grund für diese Vorgehensweise.

Aber wie funktioniert eigentlich so ein Baum? Eine Frage, auf die die Biologin eine prima Antwort wusste. Sie machte aus den Kindern ganz einfach einen Baum. Da wurde Nico zum Kernholz, zum Inneren des Baumes, und zwei seiner Kindergarten-Kumpels wurden als Wurzeln eingeteilt, die schlürfend das Wasser aus dem Boden zogen.

Diese beiden Elemente wurden von Lebensadern ergänzt, die als dritte Baumschicht dazu kamen. Die restlichen Kinder spielten die grimmig dreiblickende Rinde, die den Schutzwall gegen Ungeziefer und Feinde bildete. Da hatte sogar der Borkenkäfer Ivonne keine Chance, von außen an die Nahrung des Baumes ranzukommen.

"Das kann so weit gehen, dass der Baum sogar abstirbt"

"Was ist aber, wenn ihr die Baumrinde mit einem Taschenmesser einritzt", fragte die Naturpädagogin und gab die Antwort selbst. "Dann verletzt ihr den Baum und gebt seinen Feinden die Angriffsmöglichkeit, sein Nahrungssystem zu stören. Das kann so weit gehen, dass der Baum sogar abstirbt".

Als nächstes lernten die Kinder, die am Schluss des Seminars alle zu "Wald-Detektiven" ernannt wurden, dass die Bäume sogar unterschiedlich duften. Durch Zerschneiden, Mörsern, Zerdrücken und Quetschen holten sie die Duftessenzen von Fichte und Tanne hervor und kreierten ein eigenes Waldparfüm.

Aber die "Großen" aus beiden Kindergärten waren nicht allein im Wald. Auch die "Kleinen" vom Kinderhaus Fantadu waren da. Sie kommen jede Woche montags für ein paar Stunden vorbei und dürfen unter Aufsicht im Wald spielen. Sie nahmen den Schwabo-Reporter sogar mit zu ihrem geheimen Abenteuerspielplatz und wollten ihm stolz ihre beiden selbst gebauten Holzhäuschen zeigen. Allerdings waren sie schwer enttäuscht, als sie feststellen mussten, dass das größere der beiden den Sturm, der kürzlich durch den Wald fegte, nicht überstanden hat. "Jacken aus und alle Mann an die Arbeit", kommandierte einer der Dreikäsehochs, denn das "Häusle" musste wieder aufgebaut werden. Sie waren beschäftigt, lernten viel über den Wald und durften sich dreckig machen. Sie konnten Kind sein in einer Welt, die von Eile, Hast und Vorsicht geprägt ist und spürten das Wunder Natur hautnah. Manchmal wäre man gerne auch wieder für ein paar Stunden Kind.