Immer wieder ein echter Hingucker - die Ooser Gerrmanen. Foto: Morlok

Wahrsagerinnen, närrische Zicken und Germanen: Der Umzug zeigt sich von seiner ideenreichen Seite.

Eutingen - "Das ist Wahnsinn" plärrte es aus den Lautsprechern entlang der Umzugsstrecke und wenn Wolle Petry den Song nicht schon lange bekannt gemacht hätte, für den Eutinger Umzug hätte man ihn extra komponieren müssen.

Das war wirklich Wahnsinn, w as sich da durch Eutingen schlängelte. Über 35 Narrenzünfte und einzelne Gruppierungen hatten sich zu einem Fasnetsumzug der Sonderklasse versammelt und verwandelten Rengelschwanzhausa, wie die Eutinger ihren Flecken in der fünften Jahreszeit liebevoll nennen, in ein Tollhaus.

Es ist immer ein prächtiges Bild, wenn die Schellendralle in breiter Front zusammen mit dem Fahnen- und dem Baumträger, der einen respektablen Tannenbaum, geschmückt mit Glocken, Bändern und Papierrosen trägt, die Hauptstraße heraufkommen. Sie bilden Jahr für Jahr den Anfang des Umzugs und wecken mit ihrem Geschell auch noch den müdesten Zuschauer.

Grandiose Kostüme, tolle Ideen, garstige Hexen und Kunterbuntes

Ihnen folgten die restlichen Gruppen, angeführt von Damaris und Dominik Rakoczyn, dem Prinzenpaar vom heiligen Gässle. Die Musikkapelle Eutingen spielte ihnen, den Bären, den Talhexen den Teufeln und den Teufelsgeigern den Marsch. Gerne genommen, insbesondere bei den jüngeren und meist weiblichen Zuschauern, ist die zweisitzige Schleuder der Teufelsgeiger, die optimalen Fahrspaß und halsbrecherisches Tempo garantiert. Und echte Erleichterung, wenn man den Höllenritt gut überstanden hat.

Egal wo man stand, man erlebte ein weit mehr als 60-minütiges närrisches Spektakel, bei dem an nichts gespart wurde. Die Zünfte fuhren das Konfetti teilweise gleich im Bollerwagen spazieren, die Süßigkeiten flogen im hohen Bogen ins Publikum, das sich zu Tausenden an der etwa zwei Kilometer langen Umzugsstrecke drängte.

Sie erlebten teilweise Brauchtum in Reinkultur durch die Masken und Larven der alteingesessenen Narrenzünfte, die diese Art von langüberlieferter Fasnets-Kultur pflegen und streng auf die Kleider- und Häsordnung achten, sahen aber dazwischen immer wieder Gruppierungen, die als bunte Farbklekse und einfach aus Spaß an der Freude jedes Jahr im Umzug aktiv sind.

Besonders bunt waren die "netten Mädels aus Hochdorf" die sich ihre Männer von der mitgebrachten Plastikpalme schüttelten. Auch die "Närrischen Zicken von Eutingen", die AH-Damen der Fußballabteilung, punkteten durch Farbe. Sie kamen als Punker und könnten unter jeder Szenenbrücke locker als echt durchgehen. Auch die "netten Weiber aus dem Gäu" fielen in ihren Wahrsagerinnenkostümen und der Prognose: "Ich kann dir jetzt schon sagen, was du heute Nacht machst" auf. Geld regiert die Welt! Gut dass es in Rohrdorf so viele Geldsack-Weiber gibt, wie man im Umzug sah. Vielleicht könnten die ein Paar Euro an die "Ooser Germanen" abgeben, damit die sich was Warmes zum Anziehen kaufen können. Im Umzug marschierten sie halbnackt, nur in Fell gekleidet, mit.

Mit ihren ganzen Masken und Gruppen kamen auch die Nachbarn von Göttelfingen und Bildechingen dabei. Die Clowns waren wieder Mal der Superblickfang mit ihren verrückten "Kärrala" und wer im Hopfenzopfler-Korb landete, hatte später jede Menge Mühe, die Dolden wieder aus den Klamotten zu bringen. Mit gleich drei Mottowagen waren die Eutinger Gruppen vom Bauwagen unterwegs und während die närrischen Hoheiten am Anfang des Umzugs laufen musste, wurde der Zunftrat samt Kinderprinzenpaar und Gefolge im Besenwagen spazieren gefahren.