Der Standort für den Sendemasten ist in der Diskussion. Foto: Buckenmaier

Besorgte Bürger fürchten mögliche Strahlenbelastung. Neue Standorte gerieten ins Visier.

Nagold-Vollmaringen - Der geplante Bau eines Funkmastens weckt im Nagolder Stadtteil Vollmaringen schon seit Jahren die Emotionen. Besorgte Bürger fürchten eine mögliche Strahlenbelastung. Nun will der Ortschaftsrat mit einem weiteren Gutachten diese Ängste entkräften.

Was den Handyempfang anbelangt, ist der zweitgrößte Stadtteil mit seinen 1600 Einwohnern vom Rest der Welt nahezu abgeschnitten. Dabei ist der Ort aus allen Himmelsrichtungen von Funkmasten umgeben: Ergenzingen, Hochdorf, Gündringen, Mötzingen und Wolfsberg.

Aber das änderte nichts daran, dass besonders die Handynutzer und Besitzer von Smartphones, die für den ungestörten Internetempfang ohnedies einer höheren Sendeleistung bedürfen, vornehmlich im Vollmaringer Ortskern abgehängt waren.

Schon vor drei Jahren gingen bei Ortsvorsteher Daniel Steinrode die ersten Beschwerden ein. Bürger, Unternehmer und auch die örtliche Feuerwehr, die mit einer mehr schlecht als recht funktionierenden Alarmierung zu kämpfen hat, beklagten sich auch bei ihren Netzbetreibern und forderten eine Nachbesserung.

Bereits 2014 wurde Steinrode aktiv und bat die Deutsche Funkturm um Überprüfung, ob Vollmaringen mit den Masten in der Umgebung besser versorgt werden könne. Weil auch der Nachbarort Göttelfingen mit bedient werden sollte, wurde schließlich der Bau eines neuen Funkmastens an der Straße nach Göttelfingen ins Auge gefasst. Erstmals befasste sich auch der Ortschaftsrat mit dem Thema.

400 Meter Luftlinie von der nächsten Wohnbebauung entfernt

Doch im November 2015 stockte das Verfahren. Der ursprünglich angedachte Standort erwies sich für das Versorgungsziel des Netzbetreibers als ungeeignet.

Neue Standorte gerieten ins Visier: am Sportplatz, in der Ortsmitte, ja selbst auf dem Kirchturm, bis sich schließlich Ende 2016 der Hummelberg als künftiger Standort eines rund 30 Meter hohen Funkmastens herauskristallisierte, 400 Meter Luftlinie von der nächsten Wohnbebauung entfernt.

Dieser Standort rief umgehend besorgte Bürger auf den Plan. Schon Anfang 2017 sprachen sie in einem vertraulichen Gespräch mit Oberbürgermeister Jürgen Großmann über ihre Befürchtungen und forderten, ein Gutachten über die richtige Standortwahl erstellen zu lassen. Steinrode und Großmann sagten zu, diesen Wunsch zu prüfen.

Anderen Vollmaringern ging es hingegen nicht schnell genug: Zwei Wochen nach dem Gespräch der besorgten Bürger mit dem OB stellte Steffen Köhnke – unterstützt von Ortschaftsrat Josef Krknjak – den Antrag, das Verfahren zu beschleunigen und die Aufstellung des Sendemastens schnellstmöglich umzusetzen.

Zudem übergab der stellvertretende Feuerwehrkommandant Michael Mast dem Ortsvorsteher eine Liste mit 108 Unterschriften, um Köhnkes Vorstoß zu unterstützen. Als Mitglied der Feuerwehr, hatte Köhnke in seinem Antrag an den Ortschaftsrat geschrieben, und auch für seine anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Ort sei die "mobile Erreichbarkeit zwischenzeitlich unerlässlich".

Ortsvorsteher Steinrode, der von Anfang an auf ein transparentes Verfahren setzte, weiß zwar um die Tatsache, dass ein solcher Masten ohne den Segen der Bundesnetzagentur, die dessen Strahlenbelastung zuvor überprüft, nicht gebaut werden kann, setzte sich aber dennoch dafür ein, einen weiteren externen Gutachter zu hören: "Ich will die Unsicherheiten und die Ängste in der Bevölkerung ausräumen", erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Ortschaftsrat befürwortete in seiner jüngsten Sitzung, eine solche Expertise in Auftrag zu geben, die laut Steinrode zwischen 3000 und 30.000 Euro kosten wird. Erklärtes Ziel soll die "kleinstmögliche Strahlenbelastung der Vollmaringer Bürger" sein. Die Kosten muss die Stadt Nagold tragen, falls der Gemeinderat – der das letzte Wort hat – das Gutachten auch in Auftrag gibt. Nicht mehr Inhalt der Untersuchung wäre die Standortfrage. Hier hat sich der Ortschaftsrat bereits in einer früheren Sitzung auf den Hummelberg festgelegt.

Eine schnelle Lösung des Vollmaringer Empfangsproblems wird es deswegen nicht geben. Von der Bauplanung über die Genehmigung bis zum Bau eines Funkmastens gehen erfahrungsgemäß sechs bis acht Monate ins Land, ein Gutachten würde dieses Projekt weiter verzögern. Steinrode weiß: "In diesem Jahr wird’s wohl nichts mehr werden."