Tempo 30: Wer morgens vor Arbeitsbeginn oder zu Feierabendzeiten durch Eutingen fahren will, muss Geduld mitbringen. Foto: Feinler

Meinungen sind gespalten. Anwohner freuen sich: "Es klappert nachts nicht mehr so laut." Schilderwald ist verwirrend.

Eutingen - 59 Sekunden brauche ein Fahrzeug nun länger durch Eutingen, beschreibt der ADAC-Automobilclub Horb die Umstellung von Tempo 50 auf 30. Die Meinungen zur 30er-Zone sind gespalten. Während einige Anwohner die Ruhe genießen, ärgern sich einige Autofahrer.

Wer morgens vor Arbeitsbeginn oder zu Feierabendzeiten durch Eutingen fahren will, muss Geduld mitbringen: Vor allem diejenigen, die von der Göttelfinger Straße, dem Tübinger Weg, der Schillerstraße oder der Bergstraße in die B 14 einfahren wollen.

"Manchmal ist Tempo 30 ein Vorteil, manchmal ein Nachteil", erklärt Stefan Platz Anwohner der B 14. Die Autos würden nun langsamer fahren, weshalb er hofft, dass Unfälle vor seiner Haustür der Vergangenheit angehören. Zudem komme er manchmal mit dem Bulldog besser heraus, weil die Autos langsamer fahren. Wenn jedoch viel los sei, würde ein Auto auf das andere folgen. Dann müsse er im Hof warten.

Diese Erfahrung machen auch die Gäste der "Linde". "Wenn dann noch einer auf die Ampel drückt, stehen wir ewig", erklärt ein Besucher. Die Eigentümer Edita und Alan Medjedovic freuen sich über die Tempo-30-Zone: "Es ist viel ruhiger als vorher".

Dem stimmt auch Demet Boyaci, die in der Nähe der Engstelle an der B 14 wohnt zu. "Es war immer sehr laut, vor allem nachts, wenn die LKWs durchgedonnert sind. Nun müssen alle 30 fahren und das merkt man schon, denn es ist allgemein ruhiger geworden", meint die Eigentümerin des Friseursalons "Angels of Hairstyle". Als an der B 14 die Schächte repariert wurden, hatte sie das schon bemerkt. "Es klappert nachts nicht mehr so laut", meint sie und genießt die 30er-Zone.

"Verwirrend ist der Schilderwald"

Stefan Platz bestätigt ebenfalls, dass es leiser geworden ist. "Wenn früher der Blitzer Richtung Ergenzingen gedreht war, haben die Leute bei uns schon Gas gegeben. Das haben wir jetzt nicht mehr", meint er. Nicht jeder würde sich an Tempo 30 halten.

Dafür hat der ADAC Automobilclub Horb eine Erklärung: "Verwirrend ist der Schilderwald." Denn wer von Bildechingen kommt, darf tagsüber 50 fahren und muss nur von 22 bis 6 Uhr auf die Bremse drücken. Erst in der Nähe des griechischen Restaurants beginnt die dauerhafte 30er-Zone.

"Wir wollten die 30er-Zone durchgängig haben", betont Bürgermeister Armin Jöchle. Jedoch habe der Lärmaktionsplan das nicht zugelassen, weshalb nun die Nachtruhe gelte, wenn man aus Richtung Bildechingen kommt.

Er habe noch nicht viele Rückmeldungen bekommen. "Manche meinen, dass man nun besser in die B 14 einfahren kann", hat er gehört. Ob das wirklich so sei, sollten ihm die Verkehrsteilnehmer mitteilen: "Wir haben aufgerufen, eine Rückmeldung zu geben." Da täglich zwischen 11 000 und 12 000 Fahrzeuge durch Eutingen fahren, soll die Lärmaktions-Maßnahme den Anwohnern etwas Entlastung bringen.

Dafür sprach sich auch der ehemalige Ortsvorsteher von Bildechingen, Michael Laschinger, aus. Er verteidigte die 30er-Zonen, die entlang der Bundesstraße geschaffen werden. Volker Göttler, Vorsitzender des ADAC Automobilclubs Horb, hielt dagegen: "Ich habe nichts dagegen, wenn eine 30er-Zone aus Sicherheitsgründen im Bereich von Kindergärten und Schulen geschaffen wird. Wir können aber nicht jede Bundesstraße in eine 30er-Zone verwandeln."

"Das kann nicht Lösung für den Verkehr sein"

Nach seinen Recherchen wurden in Eutingen 65 Dezibel Straßenlärm an einer Hauswand gemessen. Durch die 30er-Zone soll sich der Lärm um 2,5 Dezibel verringern. "Wenn ich aber nun im zweiten Gang durch Eutingen fahren muss und vorher habe ich es rollen lassen, dann kann das doch nicht leiser sein", warf ein Mitglied ein.

Der Automobilclub ärgerte sich besonders, weil Eutingen der Vorreiter sei und Bildechingen sowie Horb ebenfalls die Bundesstraße in eine Tempo-30-Zone umwandeln würden. "Das kann nicht die Lösung für den zunehmenden Verkehr sein", rief Volker Göttler auf, dass alle Beteiligten ihre Meinung äußern sollten. Ein Jahr lang könnte Widerspruch eingereicht werden, dann werde die 30er-Zone beibehalten.

Da der Automobilclub als solcher nicht handlungsfähig sei, könne nur jeder einzelne Autofahrer etwas unternehmen. So wie es in Eutingen momentan aussieht, scheinen die Anwohner zufrieden zu sein, die Autofahrer hingegen sehen das Ganze kritisch.