Neue Nutzungsmöglichkeit angedacht / Erweiterung würde über eine Million Euro kosten

Eutingen-Weitingen (pm). Winfried Vees, Vordenker und Visionär in Sachen erneuerbare Energien und oft auch zähneknirschender Umsetzer behördlicher Vorgaben, stellte bei der Ortschaftsratssitzung die Erweiterungsplanung für seine Biogasanlage vor.

Der ehemalige Berufsschullehrer war dabei ganz in seinem Element. Er glänzte mit Detailkenntnissen, technischem Wissen und auch Fachchinesisch. Für den Laien war diesem Vortrag, den Ortsvorsteher Roland Raible auf 15 Minuten begrenzte und extra dafür die laufende Ortschaftsratssitzung unterbrach, folgendes zu entnehmen:

Behördliche Vorgaben, insbesondere aufgrund der geänderten Düngemittelverordnung, machen bauliche Veränderungen an der bestehenden Biogasanlage notwendig. "Die Gesetzeslage schreibt inzwischen vor, dass das Gärgut 110 Tage in geschlossenem Raum lagern muss, damit auch das letzte Quäntchen Energie (Gas) rausgepresst werden kann", so Vees. "Wir planen also keine Leistungserhöhung, sondern wir müssen Vorgaben erfüllen", begründete Vees diesen Erweiterungsbau, der sicher mit mehr als einer Million Euro zu Buche schlagen wird, wie er auf Nachfrage des Ortsvorstehers erklärte.

Geplant ist die Erweiterung der bestehenden Biogasanlage um ein Gaslager mit einem 40 Kubikmeter fassenden Container, ein weiterer Fermenter mit Gashaube, einem Technikgebäude, ein Trafo sowie die Erweiterung des Fahrsilos um ein viertes – 450 Kubikmeter fassendes Silo – mit einer mobilen Silowand.

Neu ist die Errichtung einer Biomethantankstelle auf dem Hof Weitenau. Und gerade diese weitere Nutzungsmöglichkeit des produzierten Gases unterstreicht die Innovationskraft des Biolandwirtes. Aus Abfall – Pferdemist, Getreidestaub, Rasen und Begleitgrün sowie Ölkuchen, die zusammen in erster Linie die bisher eingesetzte Maissilage ersetzen sollen – und Stoffe sind, die nichts kosten (dürfen), wird Energie gewonnen. Vees sieht dies als wichtigen Entwicklungsschritt für alle. Für ihn ist es ein Schritt weg vom Vorurteil, dass man aus Nahrungsmitteln Energie gewinnt.

AufwendigesVerfahren

Wichtig ist auch, dass der Biolandwirt mit dem neuen Behälter das Gas bis zu zwölf Stunden zwischenspeichern kann. "Dadurch werden die technischen Voraussetzungen für eine optimale Stromabgabe geschaffen", so der Fachmann. Das in beiden Fermentern erzeugte Biogas geht zum großen Teil in das bestehende Blockheizkraftwerk, wo es in Elektrizität und Wärme umgewandelt wird.

Ein anderer Teil wird vom Fermenter Zwei bedarfsabhängig an die neu zu erstellende Biogastankstelle geführt und im Container der Tankstelle auf Erdgasqualität aufbereitet. Mit dem gewonnen Biomethan kann jedes erdgasgetriebene Fahrzeug betankt werden. "Mit diesem Konzept werden bisher brachliegende Biogaskapazitäten genutzt", erklärte Vees, der bereits mit zwei eigenen Fahrzeugen gute Erfahrungen mit dem so gewonnen Treibstoff gemacht hat. Auch hat er nun die Kombimöglichkeit, Gas oder Kraftstoff zu erzeugen.

Da dieses aufwendige Baugenehmigungsverfahren entsprechend dem Bundesimmissionsschutzgesetz vom Landratsamt durchgeführt wird, dem Vees diese Wochen die viele Ordner fassenden Unterlagen zukommen lassen will, hatten die Ortschaftsräte eigentlich nur ein kleines Mitspracherecht.

"Wir können uns gerademal über die Kubaturen – wie im Bauwesen das Volumen eines Bauwerks bezeichnet wird – unterhalten", fasste Roland Raible zusammen. Für ihn ist wichtig, dass man bei dieser Erweiterung nicht nur die neuen Gebäude sieht, sondern sich auch der innovativen Technik bewusst wird, die in dieser Anlage steckt. "Photovoltaikanlagen produzieren nur bei Sonne, unser Windrad dreht sich gerademal 600 Stunden im Jahr – aber Bioenergie, die steht das ganze Jahr zu Verfügung", machte Vees nochmals die Bedeutung dieser Art von Energiegewinnung deutlich.

Insgesamt stand der Ortschaftsrat dem Projekt positiv gegenüber und gab zum Beschlussvorschlag sein einstimmiges Okay.