Programmpunkte bei Eutinger Zunftball bieten Besuchern reiche Abwechslung / Damaris und Dominik Rakoczy sind Prinzenpaar

Von Peter Morlok

Eutingen. Brauchtum und Tradition verpflichten. Ganz besonders während der Fasnet und dies wird in Eutingen schon lange groß geschrieben. Auch im Jahr eins nach dem großen Ringtreffen bleibt es gute Tradition, die heißeste Phase des Jahres, die Fasnet, mit dem Zunftball zu eröffnen.

Normalerweise heißt es bei solchen Veranstaltungen ja: "Vorhang auf, die Show beginnt", in Ringelschwanzhausen ist das jedoch ganz anders. Da wurde erst mal der Vorhang zugezogen und Zunftmeister Steffen Platz gab seinen gereimten Jahresrückblick zum Besten. Bei seiner Feststellung, dass in der fünften Jahreszeit Sex und Erotik wieder eine größere Rolle spielen wird als im Rest des Jahres brachte ihn ein gestöhntes "Ohje" jedoch so aus der Fassung, dass er Text und Wortwitz fast vergaß.

Aber für den verbalen roten Faden war ja auch Moderator Oliver "Gas" Kramer zuständig, der schwungvoll und routiniert durch das mehrstündige Programm des Abends führte. Erster und wichtigster Programmpunkt war die Vorstellung des Prinzenpaares 2015. Bis zur letzten Minute streng geheim gehalten entstiegen Damaris und Dominik Rakoczy als Prinzenpaar vom heiligen Gässle der Narrenzunft-Eutingen-Promikiste. Dass der Herr Prinz vor lauter Aufregung seine Narrenkappe falsch herum auf dem Kopf hatte – der Pimpel war hinten – störte dabei wenig. Mit viel Applaus wurden die beiden "inthronisiert", stellten sich schnell denjenigen vor, die sie (noch) nicht kannten, nahmen ihre Plätze inmitten des sechsköpfigen Elferrats ein und lauschten genauso gespannt und amüsiert, was der "Dorfbüttel" Jochen Kresbach für verstunkene und erlogene Wahrheiten ausschellte.

"Der Flecken war das ganze Jahr – nicht nur in der närrischen Zeit – narret" stellte er gleich zu Beginn fest. Hauptsächlich über das Baustellendesaster, mit dem die Gemeinde den großen Städten locker Paroli bieten konnte. "Erst waren die Autofahrer narret, dann die Anwohner, dann die Gemeindeverwaltung auf die Anwohner, und zu guter Letzt war jeder narret", seiner Erinnerungen ans Eutinger-Mäuerle.

"Ehrengäste sind Gäste, die sich nicht lohnen", seine Beobachtungen beim Flugplatz-Festival und kleiner Seitenhieb auf das in Eutingen geborene Schwergewicht in Berlin. Dass sich eine namentlich genannte Dame nicht wirklich mit Ruhm bekleckerte, als sie sich von Bildechingen aus mit dem Navi nach Eutingen leiten ließ, freute ihn genauso wie weitere Spitzen in Richtung Kommunalpolitik und Gemeinwesen, die er ausschellen durfte.

Mit den Eutinger Altstars, die lieber Allstars genannt werden wollten, samt ihren leicht erotischen Texten ging es dann fröhlich weiter. "Gute Nacht Beda, das war heiß – i hoff‘ bloß, dass dein Chef von ons nix weiß, denn des wär schad, denn als Mah bischt du ah Granat, doch zwischen ons stohts Zöllibat", so eine der schlüpfrigen Textpassagen.

Nicht weniger jugendfrei ging es dann im Programmteil der Teufel zu. Bei "Gabalier – des Teufels Rock ‘n‘ Roll Show – trat auch der/die Debreziner aus Graz, Conchita Wurst, auf. Aus ihrem/seinem neuen Album "Wurstsalat" hörte man den Song vom schwulen Hund, der weder kläfft noch wau-wau bellt.

David Hasselhoff und die australischen Rocklegenden AC/DC schauten ebenfalls im Gäu vorbei und heizten der Halle mit ihrem teuflisch guten Beitrag noch mal kräftig ein.

Großartig auch der Programmbeitrag der "Schelladralle", die sich das TV-Programm vorknöpften. Einer tempogeladenen 007-Performance folgte ein ABBA-Auftritt zu Dritt, bevor man sich beim Damenboxen die Schädel einschlug. Auch das "(T)Raumschiff Surprise" landete in der Turn- und Festhalle, wurde aber von den Blockbusters verjagt, die wenig später die Bühne freigaben für 20 Schellendralle-Nonnen und ihr "Sister Act". Großes Kino auf der Narrrenbühne.

Zum großen Finale eines unterhaltsamen Abends luden später die Jungs von der Tanzgarde "Stolperschwänzle" ein. Sie gehören genauso wie die Prinzengarde, die gleich zu Beginn ihren Gardetanz aufführten, zum unverzichtbaren Teil der Saalfasnet.

Nach dem offiziellen Programmteil hieß es dann "Bühne frei für Tanz und Frohsinn", und das Duo "Morenas" spielte bis in die frühen Morgenstunden alles, zu dem man das Tanzbein schwingen konnte.