Über die Eutinger Flugplatzgeschichte referierte Willi Schaupp bei der Vortragsreihe. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Willi Schaupp referiert über bewegte Geschichte des Flugplatzes / Militärisches Gelände wird anfangs getarnt

Eine Werfthalle mit 37 Metern Spannweite, Bunker und Gebäude kennzeichneten den Eutinger Flugplatz, der 1936 für den Frankreichfeldzug des Nazi-Regimes gebaut wurde. Im Vortrag in der Gaststätte "Flieger" beschäftigte sich Ortshistoriker Willi Schaupp mit der Flugplatzgeschichte.

Eutingen. Diese begann mit einem Verbot, denn die Landwirte der Gemeinde durften die zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht mehr bestellen. Anschließend wurde die heutige Bundesstraße 14 verlegt. Diese hatte zuvor durch das heutige Fluggelände geführt, zeigte Willi Schaupp auf einer Karte auf und erinnerte an die ehemalige Straße nach Ergenzingen, die heute noch zum Fluggelände führt.

Wer sich die Baugeschichte anschaue, entdecke viele Unternehmen. Der Flugplatz sei somit nicht von Häftlingen gebaut worden, die Arbeit sei ganz normal vergütet worden. Mit Hochdruck hatten die Arbeiter an der Fertigstellung gearbeitet, denn der Flugplatz sollte eine Basis für den Frankreichfeldzug werden. Es entstanden Horstkommandantur, Offizierskasino und -unterkunft sowie zahlreiche Hallen und Gebäude. Mit Fotos von Zeitzeugen veranschaulichte Schaupp die Bauten, denn ein offizielles Flugplatzarchiv gebe es nicht. Karl und Bernhard Kramer hätten aus einer Seifen-Ausgabeliste an die damaligen Flugplatzbewohner die Namen aus dem deutschlandweiten Telefonbuch herausgesucht und Zeitzeugen gefunden. Viel Applaus folgte aufgrund des großen Aufwands.

Zum Jubiläum 70 Jahre Flugplatz und 50 Jahre Segelflugsport in Eutingen hatten ehrenamtliche Flugplatzbegeisterte und Geschichtsinteressierte 2006 ein Buch verfasst. Dieses konnten sich die Besucher beim Vortrag anschauen.

Um das anfangs militärisch genutzte Fluggelände zu tarnen, wurde ein Reichsguthof gebaut, auch bekannt als Scheingehöft. Die Familie Wunderle bewirtschaftete diesen, sie hatte Ochsen und Grünland. Brennnesselflächen wurden für die Kleiderproduktion angebaut.

Fotos zeigten aber auch Bunker, die zum Teil in den Boden gebaut wurden. Von den Zeitzeugen hatten die Buchautoren auch Fotos von geselligen Momenten erhalten, als beispielsweise Silvester im Bunker gefeiert wurde.

Zur Flugplatzgeschichte gehören auch die Flugzeuge, die auf dem Gelände beheimatet waren. "Es gab jede Menge Flugzeuge", erfuhren die Zuhörer. Das Transportflugzeug JU52 sei jedoch am meisten anzutreffen gewesen. In der Nähe der Straße Richtung Baisingen habe es einen Schießstand gegeben. An diesem wurden Flugzeuge militärisch ausgerüstet. Fotos von verunglückten Flugzeugen veranschaulichten, dass dabei nicht immer alles glatt lief.

Um die Zeitgeschichte vollumfänglich darzustellen, berichtete Willi Schaupp auch vom Besuch von Adolf Hitler 1940. Der "Führer" sei aber nicht wegen des Flugplatzes in Eutingen gelandet, sondern um zu seinem Führerhauptquartier nach Tannenberg auf dem Kniebis zu kommen und die Region zu sehen. Eutingen sei damals die nächste Landemöglichkeit gewesen. Nach dem Frankreichfeldzug nahm die militärische Nutzung des Flugplatzes immer stärker ab. Vor dem Einmarsch der Franzosen wurde die Landebahn zerstört, damit kein Flugzeug landen konnte.

1946 wurden 48 Hektar Fläche an die Landwirte zurückgegeben. Die Franzosen installierten auf dem heutigen NABU-Gelände ein Tanklager, mit dem sie ihre Kompanien in der Region versorgten. Die Segelflieger kehrten 1956 wieder auf den Eutinger Flugplatz zurück und sind seither dort beheimatet. Als Fluggemeinschaft teilen sich zwei Vereine das Gelände, die am Sonntag, 19. März, ab 15 Uhr zum nächsten Vortrag in den "Flieger" einladen.