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Schlussakkord: Die "Fröhlichen Handorgler" aus Locherhof hören auf / Konzert beendet 35-jährige Geschichte

Von Lothar Herzog

Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. Die von vielen Spitzensportlern in die Tat umgesetzte Volksweisheit trifft auch für die "Fröhlichen Handorgler" aus Locherhof zu.

Eschbronn-Locherhof. Beim Weihnachtskonzert der "Fröhlichen Handorgler" im Haus des Gastes in Königsfeld schwang eine ganze Menge Wehmut mit: Nach rund 70 Konzerten allein in der Kurgemeinde und insgesamt über 550 Gastspielen seit der Gründung 1980 war es ihr letzter Auftritt.

Die achtköpfige Hobbymusikgruppe mit einem Durchschnittsalter von 78 Jahren wird sich gesundheitsbedingt zum Jahresende auflösen. Dirigent Max Rapp: "Ein Teil von uns hat Probleme mit den Fingern. Das zwingt uns leider zu diesem Entschluss."

Obwohl das milde, sonnige Wetter am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Spazierengehen einlud, reichte der Platz im Kursaal beim Park-Café, wie eigentlich immer bei den Auftritten der "Fröhlichen Handorgler", kaum aus. Manche Besucher mussten sogar stehen.

Rapp moderierte in seiner charmanten Art und führte mit einem gehörigen Schuss Humor durchs Konzertprogramm. Vor allem seine kleinen Anekdoten kamen beim Publikum bestens an und sorgten für Lacher. So zum Beispiel, als der Nikolaus ein Kind bei einer Vereinsfeier fragte, ob es ihm auch etwas vorspielen könne. "Nein, leider nicht. Aber mein Vater spielt zu Hause die zweite Geige", soll das Kind stolz geantwortet haben.

Apropos Musikinstrument: Als die Oma, die ihrem Enkel zu Weihnachten eine Trommel geschenkte hatte, das nächste Mal zu Besuch kam, fiel ihr der kleine Musiker um den Hals: "Omi, das ist das beste Geschenk aller Zeiten. Mami gibt mir immer fünf Euro, wenn ich nicht spiele."

Während ihres knapp zweistündigen Konzerts spielte das Harmonika-Ensemble abwechslungsreiche Melodien von Advents- und Weihnachtsliedern. Bei "White Christmas", dem "Schneewalzer" und "Weißer Winterwald" versprühten die Bühnenakteure zumindest musikalisch einen Hauch weißer Weihnacht.

Wie in Königsfeld so bereiteten die "Fröhlichen Handorgler" in all den Jahren vor allem älteren Menschen in Seniorenheimen, bei Veranstaltungen des VdK und Rentnernachmittagen mit ihrer (Volks)-Musik viel Freude und gute Unterhaltung. "Von Fans habe ich viele Anrufe und E-Mails bekommen, die nach unserem nächsten Auftritt angefragt haben. Manche haben sich sogar entschuldigt, weil sie Konzerte versäumt hatten. Häufig wurden wir nach Konzertende zu einer Runde Sekt eingeladen", schildert Rapp die Dankbarkeit der Besucher.

Die Möglichkeit, dass sich irgendwann aus dem Akkordeonorchester Locherhof wieder so eine Gruppe zusammenfindet, schließt er allerdings aus. "Die jungen Leute heute spielen lieber Akkordeon oder Keyboard, nicht aber eine diatonische Harmonika (Knopfgriffakkordeon). Die werden seit rund zehn Jahren nicht mehr gebaut, und es gibt kaum noch Musiklehrer, die jemand auf diesem Instrument ausbilden können", bedauert Rapp, der seinem Ensemble ein Alleinstellungsmerkmal einräumt.

"Unsere Proben sind zu 99 Prozent besucht. Das schafft kein Musikverein", sagt er mit ein bisschen Stolz. Für Liebhaber dieser Musik bleibt dennoch ein kleiner Hoffnungsschimmer. Zusammen mit seiner Frau Marlene wird Max Rapp weiterhin im Duo bei kleineren Anlässen spielen.