Hier wird nicht durch die Blume gesprochen, sondern offen über das Zusammenleben in Mariazell und Locherhof (linkes Bild). Imad Albari erzählt von der Flucht, übersetzt von Gottfried Spangenberg. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Emotionale Begegnung im Gemeindesaal / Von Polizei beschossen und vor Lesbos aufgefischt

Von Christoph Ziechaus

Zwangsrekrutierung zum Einsatz im Bürgerkrieg oder Flucht aus der Heimat Syrien: Vor dieser Alternative stand Imad Albari mit seiner Familie vor einem Jahr. Er entschied sich für die Flucht.

Eschbronn-Mariazell . Ähnlich ging es auch den anderen drei Familienvätern und ihren Familien, die seit einigen Monaten in Mariazell und Locherhof als Asylbewerber leben. Bei einer Begegnung der Flüchtlinge mit ihren Helfern und Einwohnern im Gemeindesaal bei der Mühlbachhalle erzählten die Geflohenen von ihren tragischen Erlebnissen auf dem erzwungenen Weg aus ihrer Heimat in das weit entfernte und fremde Deutschland.

Das Netzwerk in der Gemeinde hatte zur Unterstützung und zur Übersetzung Gottfried Spangenberg eingeladen, der viele Jahre in arabischen Ländern gelebt hat.

Mit großer Offenheit suchten auch Frauen und Kinder den Kontakt zu den Menschen in ihrer neuen Umgebung, auch wenn die Verständigung trotz Sprachkursen mit den Helfern aus dem Dorf noch schwierig ist.

Bei Kaffee und Süßem aus beiden Backkulturen war dennoch eine sinnliche Verständigung möglich.

Sehr zu Herzen ging offenbar das Lied "Oh Montagne" (Oh Heimat), das Johannes Romer auf der Klarinette angestimmt hatte.

Imad Albari erzählte über die vielen Stationen der Flucht mit Frau und vier Kindern im Alter zwischen vier und acht Jahren. Trotz Schutzgebühren wurden sie an der türkischen Grenze von der Polizei beschossen und waren in ständiger Angst bis sie vor Lesbos von der griechischen Küstenwache aufgefischt wurden. Hilfe gab es im UN-Lager, und der Transport in Bussen von Kroatien nach Deutschland war sogar kostenlos, wie Albari mit Erleichterung und Freude erzählte.

In Heidelberg wurden die Flüchtlinge aufgenommen und versorgt, und dort konnten sie auch Asyl beantragen. Nach etwa einem Monat kam seine Familie in "das schöne Dorf Mariazell", dankte der Syrer auch im Namen seiner Landsleute für die offene Aufnahme und die vielfältige Hilfe aus der Nachbarschaft. "Wir spüren, dass ihr vorsichtig seid mit uns, aber gerne helft, wenn ihr uns besser kennt."

Es sei schön, wie die Kinder im Kindergarten und in der Schule aufgenommen wurden. Er hoffe, dass sie ihre Angst verlieren, wenn sie ein Flugzeug hören, und einmal mit anderen Kindern auch draußen spielen könnten. Sein Volk habe nicht verdient, was gerade geschieht und er hoffe, dass es auch in Syrien wieder Sicherheit geben werde. Er danke jedem, der lächelt, denn ein Lächeln bedeute in der arabischen Welt sehr viel.