Rolf Hille Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Der Theologe Rolf Hille deutet Verhältnis des Reformators zu Christus

Eschbronn-Locherhof. Zum Abschluss der Vortragsreihe im Lutherjahr sprach in der Christuskirche in Locherhof Rolf Hille aus Heilbronn, Pfarrer der Württembergischen Landeskirche und seit 2013 Honorarprofessor für Systematische Theologie und Apologetik an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen.

Zu diesem Vortrag mit dem Thema "Solus Christus" begrüßte Pfarrerin Heidrun Stocker aus Lauterbach eine große Anzahl von Zuhörern.

An den Beginn stellte Hille die Frage "Wer ist dieser Jesus?" , eine Frage, die er selbst am Scheidepunkt seines öffentlichen Wirkens an seine Freunde gerichtet habe. Nach einigen Wundern und Krankenheilungen hätten sich die einflussreichen Gruppen gegen Jesus gewandt. In dieser kritischen Lage habe Jesus die Frage zunächst an seine Jünger gestellt. Die Jünger seien zum Ergebnis gekommen, dass Jesu "Umfrageergebnisse" nicht schlecht standen angesichts der Tatsache, dass er als Prediger noch ganz am Anfang gestanden habe und dennoch viele an ihn glaubten. Lebte Jesus heute, so der Referent, müsste man diesem "religiösen Genie" den Friedensnobelpreis verleihen.

Für Martin Luther habe die Antwort gelautet: "Ich glaube, dass Jesus Christus wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch ist." Er habe in diesem Bekenntnis betont, dass die Menschen einzig durch Christus dem Tod und der Gewalt des Teufels entrissen worden seien. Die Überlebensfrage laute nach Hille daher: "Bin ich durch Christus gerettet und bereit, ihm zu dienen und in seiner Gemeinschaft zu leben?" Gleichwohl bestünden heute Einwände, so Hille. Diese lauteten: " Man kann an Gott glauben, ohne an Jesus zu glauben und für andere Religionen hat Jesus nicht dieselbe zentrale Bedeutung wie für Christen. Dadurch gerate eventuell der Religionsfrieden in Gefahr. Und: Jesus war sicherlich eine herausragende Persönlichkeit, aber war er wirklich der Sohn Gottes?" Für Luther habe einzig das Modell von Jesus als Sohn Gottes Gültigkeit gehabt.

Die nächste Frage Hilles "Wo können wir die Wahrheit über Gott finden?" beantwortete Hille damit, dass die Menschen immer nur einen kleinen Mosaikstein zu fassen bekämen, doch erst das ganze Mosaikbild stelle die Wirklichkeit Gottes dar. Nur weil sich Gott im Kind von Bethlehem so klein gemacht habe und zu uns gekommen sei, um uns seine Liebe zu zeigen, sei es uns Menschen möglich, etwas von ihm zu begreifen. Dies käme vor allem in den Weihnachtsliedern von Luther deutlich zum Ausdruck.

Andere Religionen hätten zwar rituelle Praktiken, aber nicht diese einzigartige, kraftvolle Person, wie sie Jesus darstelle. Am Durchbruch seiner reformatorischen Erfahrung sei Luther zu der Erkenntnis gekommen, dass der Mensch in Jesus mit Gott auf Du und Du stehe. Diese freie Gemeinschaft mit Gott sei seit der Vertreibung aus dem Paradies zerstört. Ziel sei, diese Gemeinschaft direkt mit Jesus wieder zu knüpfen, so wie es die biblischen Jesusgeschichten erzählten. Selbst Pilatus habe beim Ausruf "Ecce homo" das "Ecce Deus" mitgemeint. Der "selige Tausch", von dem Luther sprach, beinhalte, dass der heilige Gott seinen Sohn Jesus, den einzig Unschuldigen, für die Schuld der Menschen dahingegeben habe.

Die Frage, wer dieser Christus sei, finde Antwort im Neuen Testament, wo Jesus als Herr über den Sabbat, Herr über die Naturgewalten, Herr über Krankheit und Tod und sogar über Sünde und Schuld bezeichnet wird.