Der Fidelishof mit der Kapelle zur Erinnerung an das verunglückte Mädchen heute (oben). Josef Flaig mit seiner Frau Ottilie und den Söhnen Mathias und Wilhelm (links). Fotos: Ziechaus/Flaig Foto: Schwarzwälder-Bote

Blitzschlag: Brand des Fidelishofs vor 100 Jahren fordert ein Todesopfer / Seit 1487 in Besitz der Familie Flaig

Heute vor 100 Jahren tobte ein heftiges Gewitter über Mariazell und ein Blitzschlag setzte den Fidelishof im Burschachen in Brand. Tragischerweise gab es ein Todesopfer.

Eschbronn-Mariazell. Der alte Eindachhof mit einem mächtigen Strohdach brannte innerhalb kürzester Zeit bis auf die Grundmauern vollständig nieder, einschließlich des gerade eingefahrene Heus auf zwei Leiterwagen. Die mit ihrem Pferdefuhrwerk und Handpumpe aus dem Dorf heran eilende Feuerwehr konnte gegen die Flammen nichts ausrichten.

Bauer Josef Flaig und seine Frau Ottilie sowie die beiden Söhne, der 15-jährige Mathias und der elfjährige Wilhelm, konnten gerade noch das Vieh aus dem Stall unter dem Strohdach retten.

Die achtjährige Tochter Maria Katharina wurde jedoch vermisst. Nach einer mündlichen Überlieferung war sie ins brennende Haus gelaufen, um ihre Kleidung herauszuholen, wie auch der Schwarzwälder Bote am 3. Juli 1917 in einer kurzen Meldung berichtete. Nach einem von Pfarrer Gustav Zeyer nach 1927 notierten Zeitzeugenbericht wurden ihre sterblichen Überreste erst im Oktober beim Aufräumen in den Trümmern gefunden. Bis 1919 wurde der Hof in mühsamer Arbeit auf den Grundmauern mit Keller wieder aufgebaut. Bereits am 8. Juni 1917 waren zwei Höfe am Teufen und die "Ziegelei" von Franz Mauch nach Blitzschlag niedergebrannt.

In Erinnerung an das so tragisch verunglückte Mädchen errichteten die Eltern die Kapelle beim Hof mit "einem Glöcklein auf dem Dachreiter". Die Kapelle wurde 1931 geweiht mit der Widmung der Eltern "Haben zur Ehr’ dies Kirchlein erbaut und es dem Schutze Mariens vertraut". Seit einigen Jahren feiert hier die Seelsorgeeinheit Sulgen, Hardt, Mariazell ihren Gottesdienst im Grünen.

Der Fidelishof ist nach einer Inschrift seit 1487 im Besitz und in Bewirtschaftung der Familie Flaig. Der Hofname kommt von Fidelius Flaig (1830 bis 1877), dem Vater von Josef Flaig (1866 bis 1936). Von dessen Sohn Mathias hatte Erwin Flaig den Hof im Burschachen übernommen und inzwischen an seinen Sohn Manfred Flaig übergeben. Nach den Daten des Wetterdienstes war der Monat Juni 1917 der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 (nach 2003 und 1930). Der gerade beendete Juni 2017 ist nach den Aufzeichnungen der viertwärmste.