Scheinbar einvernehmliches Ergebnis nicht für alle so klar / Von Standorten, Ersatzpflanzungen und Denkmalschutz

Von Lothar Herzog

Eschbronn-Mariazell. Gemeinderat Kai Echle will künftig nur noch seinen Finger heben, wenn es klare Vorgaben gibt, und für Manfred Schmieder war Ersatzpflanzung von Linden nie ein Thema.

Wohl erstmals seit seinem Amtsantritt im Juni 2013 hat Bürgermeister Franz Moser die kommunalpolitische Brisanz einer vermeintlich nicht besonders wichtigen Angelegenheit unterschätzt. Steine des Anstoßes waren in diesem Fall Lindenbäume und ein reger E-Mail-Verkehr, um vier Standorte für Ersatzpflanzungen per Umlaufverfahren festzulegen.

Weil es gegen die Standortauswahl Widersprüche gab, musste das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Ratssitzung.

Schmieder erinnerte, es sei der Wunsch der Kirchengemeinde gewesen, alle vier Lindenbäume beim Friedhof in Mariazell zu fällen. Zum einen sollte dadurch die historische Friedhofsmauer vor weiteren Beschädigungen geschützt, zum anderen die Sicht auf die Kirche als prägendes Gebäude im Ortsbild verbessert werden. Profis vom Naturschutz hätten dann mit ihrer Sichtweise erreicht, dass der Rat eingeknickt sei und nur noch zwei der vier Linden entfernt worden seien. Von Ersatzpflanzungen sei aber nie die Rede gewesen, argumentierte Schmieder.

Ratskollege Kai Echle behauptete, es habe geheißen, es werde im Gemeinderat nochmals über die Standorte beraten und dann abgestimmt. Es sei viel über dieses Thema geredet und geschrieben worden, und niemand habe Genaueres gewusst. Für ihn sei nicht der Baum, sondern die Kirche das Denkmal, betonte Echle.

Moser verwies auf einen Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2014. Damals sei vereinbart worden, für die bereits gefällte Linde und die drei noch bestehenden Bäume einen Ausgleich in Form von Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Im März 2015 sollte der zur Hauptstraße hin stehende Baum gefällt werden, was inzwischen geschehen ist.

Dem Gemeinderat sei in der Januarsitzung ein Entwicklungskonzept für den Friedhof Mariazell vorgelegt worden und habe diesem zugestimmt. Gemeinsam mit Vertretern des BUND und der Kirchengemeinde seien verschiedene Standorte erörtert, auf die Folgen hin ausgelotet und die Räte dann per E-Mail informiert worden.

Bei diesem harmonischen Gespräch und dem getroffenen Kompromiss habe er keine Problematik erkannt, schilderte der Bürgermeister. Rat Christoph Meyer-Sander, der bei diesem Gespräch dabei gewesen war, sprach von einem einvernehmlichen Ergebnis. Dieses habe vier Ersatzpflanzungen vorgesehen, um einen Ausgleich für die später abgehenden restlichen zwei Lindenbäume zu schaffen. Er sei fest davon überzeugt, dass ein Abstand von vier Metern der Friedhofsmauer nicht schade, da die Linde ein Tiefwurzler sei. Deshalb verstehe er Schmieders und Echles Einwand nicht, so Meyer-Sander.

Es sei immer befremdlich, urteilte Jochen Auber, wenn nach einem Beschluss etwas anderes herauskomme. Es habe auch mal geheißen, nur die mittlere Linde komme weg. Jetzt sei dies anders, womit er aber kein Problem habe, sagte Auber.

Moser wollte die Wogen glätten. Bis auf den Standort 1 (Eingangsbereich Friedhof vom Rathausparkplatz her) habe Einigkeit geherrscht. Man dürfe doch jeden Tag klüger werden. Das Hauptargument sei gewesen, der Friedhofsmauer nicht noch weiteren Schaden zuzufügen, da sie bereits große Risse aufweise. Angesichts dieser Tatsache sei der richtige Baum gefällt worden, bekräftigte der Rathauschef und drängte zur Beschlussfassung.

Mit den Gegenstimmen von Schmieder, Echle und Fred Zehnder wurde der Standort 1 mehrheitlich beschlossen. Für die Standorte 2 (unterhalb alter Friedhof Pfarrgasse), 3 (Nähe Leichenhalle) und 4 (Mühlbachhalle/Grundschule) gab es einstimmige Befürwortung.