Heftige Diskussion um mögliche "Cloud-Lösung" für die Verwaltung im Eschbronner Gemeinderat

Von Lothar Herzog

Eschbronn-Mariazell. Das Eschbronner Rathaus hebt digital "in die Wolken" ab. Der Gemeinderat gab grünes Licht für eine "Cloud-Lösung" im Rahmen eines Pilotprojekts.

Der Server der Gemeindeverwaltung ist nach Auskunft von Bürgermeister Franz Moser bereits sechs Jahre alt und reparaturanfällig. Da außerdem die Installation einer dringend erforderlichen neuen Betriebssoftware anstehe, sei eine Neustrukturierung der Informationstechnik (IT) unumgänglich. Bis spätestens November müsse dies über die Bühne gehen, machte Moser den Räten in der Sitzung den Zeitdruck deutlich.

Für den Austausch des Servers seien Mittel im aktuellen Haushalt eingestellt. Eine wirtschaftlichere Alternative sehe er jedoch in einer "Cloud-Lösung", bei der die Serverfunktion ausgelagert und Management und Administration von Dritten übernommen werde.

In einer Zeitspanne von vier Jahren betrage der finanzielle Aufwand für eine eigene Serverlösung rund 25 000 Euro. Die Cloud-Lösung liege bei lediglich rund 17500 Euro, rechnete der Bürgermeister vor.

Der Zweckverband Kommunale Informationsverarbeitung Reutlingen/Ulm (KIRU), dem Eschbronn als Mitgliedsgemeinde angehöre, habe aktuell eine Lösung für Cloud Computing entwickelt. Um beidseitig Erfahrungen zu sammeln und Cloud-Computing im Echtbetrieb zu testen, sei für die Arbeitsplätze in der Gemeindeverwaltung seit August ein Parallelbetrieb eingerichtet worden.

Die Cloud-Lösung garantiere neben der verbesserten Wirtschaftlichkeit eine deutliche Verbesserung der Datensicherheit als sich dies die Gemeinde leisten könne. Nachteile sehe er lediglich in der Abhängigkeit vom Anbieter und in der abnehmende Flexibilität, warb Moser eindringlich für die Cloud-Lösung. Ausführliche Informationen sowie die Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Cloud erhielten die Räte von Fachbereichsleiter Harald Rathgeb von KIRU.

Überzeugen ließ sich Ratsmitglied Christoph Meyer-Sander davon allerdings nicht. Für ihn als Laie sei das Ganze schwierig zu beurteilen. Deshalb habe er sich bei einem Profi erkundigt. Es sei nicht geklärt, was der Anbieter mit den Daten anstelle. Die Gemeinde habe keine Garantie, dass diese geschützt seien und mache sich abhängig. Auch sei das KIRU für Hacker interessanter als eine Kommune. Zudem fehle ihm ein Vergleichsangebot eines anderen Anbieters, äußerte Meyer-Sander Bedenken.

Abhängig, konterte der Bürgermeister, sei die Gemeinde bereits jetzt schon im Bereich Einwohnerwesen, Finanz- und Förderverfahren. Außerdem gebe es noch ein Angebot einer Konkurrenzfirma, das allerdings teurer sei.

Die Befürchtung von Rat Kai Echle, dass die Kosten in fünf Jahren nicht explodierten, konnte Rathgeb nicht völlig ausräumen. Das sei aber aus Erfahrungen der Vergangenheit nicht zu erwarten. In der Versammlung, in der die Preise festgelegt würden, säßen Vertreter der Kommunen.

Mehr Chancen als Risiken gewann Rat Manfred Schmieder dem Vorhaben ab. Die Gemeinde besitze nicht die Ressourcen, alle fünf Jahre die IT-Anlage zu erneuern. "Die Verwaltung wird entlastet. Und wenn sie es will, soll sie es haben", empfahl Schmieder. Der um Rat gebetene Bürger und Internetexperte Peter Flaig gab zu bedenken, dass für die Cloud-Lösung die Internetleitung zu langsam sei. Moser gab zu, im Moment Probleme zu haben, wenn mehrere Angestellte gleichzeitig online arbeiteten. Er habe aber von der Telekom die Zusicherung, alsbald schnellere Breitband-Geschwindigkeiten zu erhalten. Er sei sich sicher, dass die Gemeinde als Gewinner aus dem Pilotprojekt hervorgehe, bekräftigte der Bürgermeister.

Mit der Gegenstimme von Christoph Meyer-Sander und der Enthaltung von Wolfgang Auber befürwortete das Ratsgremium die Cloud-Lösung mehrheitlich.