Bürgerversammlung befasst sich mit Infrastruktur / Aus ehrenamtlicher Initiative wird Verein

Von Svenja Fleig

Eschbronn. Zahlreiche Interessierte waren der Einladung der Bürgerinitiative zur Bürgerversammlung am Donnerstag in die Turn- und Festhalle Locherhof gefolgt.

Die Initiative versteht sich als Gruppe engagierter Bürger in Nachfolge der Ideenbörse, eine Kommunikationsplattform, die im vergangenen Jahr von der Gemeinde erstmals ausgerichtet wurde. Diverse Arbeitskreise befassten sich über diese Veranstaltung hinaus mit Wegen, die Attraktivität der Gemeinde als Wohnort zu steigern.

Bürgermeister Franz Moser hob die Bedeutung einer zukunftsorientierten Konzeption in diesen Bereichen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Zentralisierung und der daraus resultierenden Verschlechterung der Versorgungs- und Infrastruktur und der Abwanderung der Jugendlichen in urbane Gebiete hervor.

Die Bürgerinitiative entwickelte in Abstimmung mit der Gemeinde Lösungskonzepte, zu deren Umsetzung die erforderlichen Rahmenbedingungen noch geschaffen werden müssen. Dazu wurde die Gründung eines neuen Bürgervereins beschlossen. "Bürger für Eschbronn" kurz "BüfE" wird dieser Verein heißen.

Erwin Ebert und Helmut Flaig präsentierten den Anwesenden einige Kampagnen, die nachhaltig zu höherer Wohnqualität in der Gemeinde beitragen sollen. So könnten Begegnungsstätten durch die Einrichtung eines Grillplatzes oder durch den Ausbau und die Sanierung von Spielplätzen geschaffen werden. Die Integration von Neubürgern und die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen wurden ebenfalls ins Auge gefasst. Jochen Auber beschrieb als Ziele im Wesentlichen den Ausbau der Familienhilfe mit Gesprächsangeboten und einer erweiterten Kinderbetreuung, den Erhalt der Mobilität und die Integration von Neubürgern. Auch wolle man sich der Brauchtums- und Denkmalpflege sowie der Archivierung der Geschichte Eschbronns und der Landschaftspflege widmen. Weitere wichtige Aspekte seien die Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten und die Förderung der Kooperation der Vereine.

Vollversorger wirdnicht kommen

Um die Versorgungsstruktur in der Gemeinde nachhaltig aufzuwerten, wurde im Rahmen der Ideenbörse im vergangenen Jahr die Einrichtung eines Dorfladens angeregt. Da keine Perspektive darin besteht, einen Vollversorger zu gewinnen, oder die Versorgung durch eine Privatinitiative abzudecken, wurde ein anderes Konzept erarbeitet. In Kooperation mit der "punkt markt und mehr GmbH", die bereits mehrere Dorfläden in anderen Gemeinden betreibt, wurde das Projekt "Dorfladen" ausgearbeitet. Als Räumlichkeit bietet sich das leer stehende, ehemalige Sparkassengebäude in der Ortsmitte von Mariazell an.

Allerdings besteht für den Umbau des Gebäudes ein Investitionsbedarf von 170 000 Euro. Die Zuschüsse des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum und Eigenleistungen würden rund ein Drittel dieser Kosten decken. Weitere 50 000 Euro sollen durch ein Darlehen gewährleistet werden. Die fehlenden rund 60 000 Euro sollen mit Bürgereinlagen finanziert werden. So kann jeder Einwohner ab sofort bis zum 31. Mai nach eigenem Ermessen Einlagen zwischen 100 und 2000 Euro pro Person auf ein Sammelkonto der Gemeinde überweisen. Dabei ist der aktuelle Kontostand während der Aktion für jeden Bürger stets an der Position des am sogenannten Milchhäusle angebrachten Pfeils abzulesen.

Wird die angestrebte Summe bis zum Ende der Aktion nicht erreicht, so wird das Projekt Dorfladen nicht realisiert und die bereits eingezahlten Gelder werden rückerstattet. Das Projekt steht und fällt somit mit der Beteiligung und dem Engagement der Bürger.

Auch auf langfristige Sicht hängt die Tragbarkeit des Ladens von der Nachfrage und Inanspruchnahme der Bürger ab. Zinsen und Gewinnbeteiligungen im Rahmen der Einlagen würden erst in einigen Jahren ausgeschüttet.

Helmut Preuhs, Geschäftsführer der punkt markt und mehr GmbH veranschaulichte das Geschäftskonzept anhand der von ihm bereits betriebenen Dorfläden in Neukirch und Binsdorf. Die Projektleitung übernahm Florian Hocke. Das Sortiment orientiere sich mit der Zeit am Bedarf der Kunden, betonte Preuhs. Neben Markenartikeln könnten auch verstärkt Produkte von lokalen Lebensmittelerzeugern erstanden werden. Obst und Gemüse, Back- und Wurstwaren, Drogerieartikel und Haushaltsbedarf ergänzten das umfangreiche Lebensmittelangebot. Ein Cafébereich böte Aufenthaltsmöglichkeiten und es würden wechselnde Tagesessen angeboten. Dies könnte um eine Postdienststelle erweitert werden.

Aufgrund der günstigen Lage an einer Durchfahrtsstraße und an einer Bushaltestelle rechnete Preuhs mit einer guten Kundenfrequenz. Ein solcher Dorfladen sollte zum Discountern ein ergänzendes, hochwertiges Angebot darstellen. Zielgruppen seien neben Kindern und Jugendlichen sowie jungen Familien, besonders Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Über die Mittagszeit ist eine durchgehende Öffnung geplant, bei entsprechender Nachfrage sei auch ein Sonntagsbetrieb möglich. Durch die Verwirklichung entstünden einige neue Arbeitsplätze. Auch Jugendliche könnten im Laden aushelfen. Mit am wichtigsten sei jedoch die Schaffung einer Kommunikationsplattform für das Gemeindeleben, hob Moser hervor. Die "durchaus ehrgeizige Zeitplanung" wurde nach der Veranstaltung kontrovers diskutiert. Auch das Risiko des Einlagenverlustes im Falle eines Scheiterns des Projektes stand im Raum.

Zur konkreten Umsetzung der Baumaßnahmen konnten allerdings zum aktuellen Zeitpunkt seitens der Organisatoren noch keine Angaben gemacht werden. Die Frage nach der Schaffung einer Konkurrenzsituation mit bereits bestehenden Versorgungsangeboten, besonders im Ortsteil Locherhof hielt Moser entgegen, dass man sich bemühe, dies zu verhindern.

Am 16. April findet die Gründungsversammlung des Bürgervereins um 20 Uhr im Sportheim Locherhof statt.

Einlagen zum Dorfladenprojekt können ab sofort bis zum 31. Mai getätigt werden. Zur Klärung offener Fragen der Bevölkerung wird von der Bürgerinitiative am 29. März ab 11 Uhr ein Stammtisch im Sportheim Mariazell und am 12. April ebenfalls ab 11 Uhr ein Stammtisch im Sportheim Locherhof angeboten.

Bei Interesse können der Verein und das Projekt Dorfladen für Gruppen nochmals vorgestellt werden. Bis zum 5. Juni ist die endgültige Entscheidung über die Realisierbarkeit des Projektes angesetzt, sodass im Juli bis August diesen Jahres bereits mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann.