Lieber Baum beseitigen als Friedhofsmauer für ein "Irrsinnsgeld" sanieren / Besserer Standort wird gesucht

Von Christoph Ziechaus

Eschbronn-Mariazell. Denkmalschutz geht vor Naturschutz. Deshalb kann auf dem Friedhof in Mariazell die Linde neben der Hauptstraße vor dem 1. März 2015 gefällt werden.

Der Gemeinderat hatte sich mehrfach mit dem Bestand der alten Linden neben der Kirche in Mariazell beschäftigt. Die Kirchengemeinde wollte drei Bäume fällen lassen, weil sie die Kirche zu sehr beschatteten. Die älteste Linde an der Pfarrgasse wurde nach einem Sturmschaden 2011 gefällt.

Damals hatte der Gemeinderat beschlossen den mittleren Baum ebenfalls fällen zu lassen. Das verhinderte ein Versuch, die drei Linden an der Friedhofsmauer als Ensemble unter Naturschutz zu stellen. Von der unteren Naturschutzbehörde wurde die "Qualität als Naturdenkmal" bestätigt, aber nun hat der Denkmalschutz für die Friedhofsmauer Vorrang.

Das Bauwerk ist durch den äußeren Baum neben der Hauptstraße am stärksten beschädigt, der außerdem den Straßenverkehr gefährden könnte.

Nach einem Gespräch mit Vertretern des Denkmalschutzes, des Naturschutzes, der Kirchengemeinde und der Gemeinde wurde vorgeschlagen, den äußeren Baum zu fällen. Die beiden verbleibenden Bäume sollen gepflegt werden und für den Aufbau eines neuen Ensembles sollen vier neue Bäume an einem besseren Standort gepflanzt werden. Mit Kosten von 5000 Euro wird gerechnet. "Die alten Bäume saufen das Gießwasser für die Grabpflanzen weg", klagte Manfred Schmieder; außerdem sollte man die imposante Kirche sehen können. Bäume gebe es in Mariazell ohne Ende, dagegen sei die Sanierung der Friedhofsmauer nur für "ein Irrsinnsgeld zu haben". Auch Kai Echle wollte statt teurer Sanierung lieber "einen gescheiten großen Baum" setzen lassen.

Christoph Meyer-Sander wollte den Lebensraum und die Qualität des Ortes berücksichtigen. Kirche und Linden bildeten als Einheit ein schönes Ensemble, das Mariazell charakterisiere. Früher habe man viel mehr Bäume gepflanzt, zu jedem Hof und zu besonderen Anlässen. Es sei im Ortsbild sichtbar, dass in den vergangenen 50 Jahre wenige Bäume gepflanzt wurden, wie die besonders wertvollen Eichen und Linden. Man sollte jetzt solche Laubbäume in der Ortsmitte pflanzen, die eine Linde fällen und die anderen Bäume pflegen.

Über Art und Standort neuer Bäume werde der Gemeinderat entscheiden, versprach Bürgermeister Franz Moser. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Linde neben der Straße fällen zu lassen, die restlichen Bäume zu pflegen und einen Standort für neue zu finden.