Eric Gauthier. Foto: Leif Piechowski

„Colours“ soll ab 2015 ein neues Tanzfestival heißen, bei dem Eric Gauthier mit großen Namen der Tanzszene eine Woche lang das komplette Theaterhaus füllen will. Es gibt jedoch ein bitteres Aber.

„Colours“ soll ab 2015 ein neues Tanzfestival heißen, bei dem Eric Gauthier mit großen Namen der Tanzszene eine Woche lang das komplette Theaterhaus füllen will. Die Stadt Stuttgart wird das Festival zwar mit 125 000 Euro bezuschussen, hat im Gegenzug aber die Mittel für die Kompanie Gauthier Dance nicht wie geplant um 45.000 Euro erhöht. Eine bittere Pille.

Stuttgart - Schöne Zeiten waren das, als gleich zwei Festivals die Tanzwelt in die Stadt brachten. „Sprachen des Körpers“ hieß die Tanzbiennale der Stadt Stuttgart, die, bevor sie 1998 weggespart wurde, alle zwei Jahre Kompanien wie die von Lucinda Childs, Meg Stuart und Marie Chouinard ins Theater im Depot holte. Fast nur noch Erinnerung sind auch die lauen Sommerabende in der Karlskaserne. Den umfangreichen Einblick in die internationale Tanzszene, mit dem die Ludwigsburger Schlossfestspiele viele Jahre lang das hiesige Tanzpublikum beglückten, gibt es so nicht mehr. Heute liegt der Fokus in Ludwigsburg auf wenigen, dafür wichtigen Protagonisten der Tanzwelt.

Diese Lücke schmerzt nicht nur das Stuttgarter Tanzpublikum, sondern offenbar auch die Macher. Anders kann man es sich nicht erklären, dass einer wie Eric Gauthier nun die enorme Arbeit auf sich nimmt und die Vision von einem Festival in die Realität umsetzen will. „Colours“ soll es heißen und im Juni 2015 mit großen Namen der Tanzszene eine Woche lang das komplette Theaterhaus zum Festivalort machen – und nicht nur das Theatherhaus. „Dieses Festival wird ein Tanzfestival für alle sein. ,Colours’ möchte die ganze Stadt mobilisieren – nicht nur zum Zuschauen“, wirbt Eric Gauthier für seine Vision von einem Ereignis, welches das Publikum selbst in Schwung bringen will und deshalb den Tanz raus in die Stadt und auf ihre Plätze trägt, wie es jüngst dem Festival Tanzlokal geglückt ist.

Ein Festival macht viel Arbeit, es kostet vor allem aber viel Geld. Mit rund einer Million Euro an Kosten rechnet man derzeit bei Gauthier Dance. Im Stuttgarter Kulturhaushalt, der am 20. Dezember beschlossen wird, sind derzeit für das Festival 125 000 Euro vorgesehen. Dafür musste Gauthier Dance die bittere Pille schlucken, dass aus der erhofften Erhöhung der städtischen Zuschüsse um 45 000 Euro auf 345 000 Euro, wie sie die Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann vorgesehen hatte, nichts wurde. Trotzdem freut sich Gauthier: „Es ist eine Ehre für mich, dass die Stadt mir die Organisation eines großen Festivals zutraut.“ Das Land, hofft er, wird mit 300 000 Euro ins Boot steigen. Denn eine Landeshauptstadt ohne Tanzfestival, findet Gauthier, sei eine traurige Sache. Und so ist der Kopf von Gauthier Dance fest davon überzeugt, dass auch die bisherigen Sponsoren seiner Kompanie mit einem Festival den Tanz noch zusätzlich unterstützen wollen.

„Es gibt so viele Farben des Tanzes, von Butoh bis Tango, von Modern Dance bis Hip-Hop“, erklärt Gauthier den Titel des Festivals, „und die möchte ich alle zwei Jahre in Stuttgart versammeln.“ Viele Festivals setzten seiner Meinung nach verstärkt auf Performances und Installationen, die den Tanz in die Nähe der Konzeptkunst rückten. Eric Gauthier will dagegen starke Tanzkunst zeigen. „Die gibt es auf Festivals immer seltener zu sehen.“ Choreografische und tänzerische Qualität, verbunden mit Bühnenelementen, die das Publikum überraschen: Das Erfolgsrezept von Gauthier Dance soll also auch das Festival „Colours“ tragen. Mit Meinrad Huber von Ecotopia Dance Productions hat Eric Gauthier einen Wunschzettel mit den Namen möglicher Festivalgäste geschrieben. Die Zeit, in der Wünsche in Erfüllung gehen, steht ja unmittelbar bevor.