Lesen: Trichtingerin Angelika Holweger schreibt Haikus  und hat jetzt ein Buch veröffentlicht

Die Tage werden kürzer und kälter. Eine gute Zeit, um zuhause gemütlich zu lesen. Haikus sind kurze Gedichte, oft als Dreizeiler geschrieben. Sie bieten die Möglichkeit, die Lyrik auf sich wirken zu lassen. Seit 2007 schreibt die Trichtingerin Angelika Holweger solche Verse.

Epfendorf-Trichtingen. Kürzlich veröffentlichte sie ihr selbstverlegtes Buch "Vorbei am Acker der Kindheit" – ein kunstvoll zusammengestelltes Werk aus Haiku, Haibun (Kurzprosa) und farbenfrohen Collagen.

Schon immer gerne Gedichte geschrieben

Gedichte habe sie immer schon gerne geschrieben, erzählt sie. Zu Geburtstagen und Feiern schrieb sie Verse, die sich reimten, später wählte sie eine freiere Form. "Meine Gedichte wurden immer kürzer", sagt sie. Schließlich recherchierte sie im Internet und stieß auf Haikus und die deutsche Haiku-Gesellschaft.

Diese Lyrik stammt aus der japanischen Kultur. Sie entwickelte sich um 750 nach Christi, das Haiku der Altmeister wurde vom Zen-Buddhismus geprägt. Das klassische Haiku besteht aus fünf-sieben-fünf Silben, aber das habe sich mit der Zeit verändert. "Es gibt Haikus mit nur zwei Zeilen und es gibt längere." Das Gedicht sollte aber 17 Silben nicht überschreiten, so die Dichterin.

"Jedes Haiku ist ein kleines Kunstwerk", sagt die 62-Jährige, die in ihrer Freizeit auch malt und Holzschnitte fertigt. Schreiben sei für sie manchmal eine Art von Therapie, um Erlebnisse zu verarbeiten.

Blättert man durch ihr Buch und liest die Haikus, hinterlassen diese oft ein Echo beim Leser. Wie ein Bild, kann man ein Haiku lange betrachten und den eigenen Assoziationen dazu nachhängen. Sie haben die Fähigkeit, den Leser zu inspirieren.

Holweger bekommt ihre Inspiration aus der Natur. Sie ist vielseitig in ihrer Kreativität und zieht oft mit der Kamera los. Auf Spaziergängen findet sie zahlreiche Fotomotive. "Besonders jetzt im Herbst ist das Licht sehr schön", sagt sie. Und es gebe viel zu entdecken. Haikus und Fotografien verschmelzen im Haiga: das ist eine Kunstform, in welcher ein Haiku zu einer Fotografie geschrieben wird, erläutert Holweger. Das Knifflige: Der Text soll nicht das Bild wiedergeben, sondern er spielt auf einer anderen Ebene. "Schwer zu beschreiben", meint sie. Oft entstehe das Gedicht aus Assoziationen zur Fotografie.

Gleichgesinnte Poeten übers Internet gefunden

Sie fand über das Internet gelichgesinnte Poeten, eine Haiku-Freundin ist schon über 80 Jahre alt. Mit ihr gestaltet sie Haigas. Holweger fotografiert, und die Freundin schreibt dazu das Haiku.

So entstünden tolle Kreationen, sagt Angelika Holweger und erzählt von ihrem Gartenteich, an dem sie oft sitzt und die Wasseroberfläche beobachtet. Laub auf dem Wasser hatte sie zu einem Haiga inspiriert. Die Blätter ähnelten einem Schmetterling und Holweger fotografierte sie. Ihre Freundin schrieb dazu ein Haiku zum Thema Metamorphose.

Holweger sieht ihre eigene Entwicklung in ihren Haikus. Nach all den Jahren sei der Anspruch an die Dichtung gewachsen. Sie lerne stetig dazu. Des Öfteren gibt sie Lesungen, zuletzt im Sommer in einem Oberndorfer Restaurant. "Es wird nie langweilig", meint die Dichterin. "Haiku ist so vielseitig."  Das Buch "Vorbei am Acker der Kindheit" ist bei Angelika Holweger erhältlich.