Bürgermeister Peter Boch (vorne, rechts) verliest seine Stellungnahme zum Brief der Trichtinger Gemeinderäte (links). Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Feuerwehr: Statt Schlammschlacht im Gemeinderat gibt es versöhnliche Worte von allen Seiten / Gemeinsam in die Zukunft gehen

Aufgeräumt mit dem Konflikt um die Trichtinger Feuerwehr hat Bürgermeister Peter Boch bei seiner letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung. Statt sich weiter Verfehlungen anzukreiden, solle man nun gemeinsam in die Zukunft zu gehen.

Epfendorf. 18.45 Uhr – vor dem Rathaus haben sich bereits Gruppen gebildet. Die Schlange interessierter Gemeindebürger reicht bis auf die Treppe hinunter. Sie sind nicht wegen des Hochwasserschutzprojektes Schlichem oder Baugesuchen da, die beim Gemeinderat auf der Agenda stehen, sondern, um zu erfahren, wie es mit der Trichtinger Feuerwehr weitergeht.

Die Vorwürfe, Gerüchte und Beschwerden haben sich wie ein Geschwür nicht nur in der Gemeinde ausgebreitet, sondern auch darüber hinaus. Ein Bürger spricht in der Sitzung später über einen "Imageschaden", den die Gesamtwehr durch den Konflikt davon trägt.

Boch verschiebt den Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" angesichts der Besuchermasse von Position acht auf zwei. Zu lange schwelt schon der Konflikt, zu überfällig scheint die Klärung des Sachverhalts. Erste Statements gibt es aber schon in der Bürgerfrageviertelstunde – zunächst mit einem Brief der Epfendorfer und Harthauser Feuerwehrabteilung. Darin wird die Solidarität zur Führungsspitze Alexander Heim bekundet. Die Vorfälle belasteten die Kameradschaft, heißt es weiter. Man plädiere für eine sachliche Diskussion.

Im Sitzungssaal könnte man eine Stecknadel fallen hören. Die Bürger verfolgen gespannt, wie nun ein weiterer Bürger aufsteht, dem das auf den Kommandanten "gesungene Hohelied" bitter aufstößt. Bis zu den Vorfällen habe alles gut funktioniert mit ihm, dennoch sei im Zusammenhang mit der Trichtinger Wehr einiges geschehen. Als Beispiel nennt er den Schlüsselaustausch, so dass einige Kameraden nicht mehr ins Feuerwehrhaus gekommen seien. "Das ist, als würde man nachtreten, wenn jemand auf dem Boden liegt", zieht er einen Vergleich – spontaner Applaus der Anwesenden.

Schließung war nie Thema

Boch spürt, dass es Zeit ist, den Punkt "Verschiedenes" aufzurufen, um das Aufkommen weiterer Vorwürfe sofort abzuwiegeln. Angesichts der Gerüchte will er zunächst klarstellen: Um eine potenzielle Schließung der Trichtinger Wehr sei es nie gegangen. Es gehe in der jetzigen Diskussion auch nicht darum, mit oder gegen jemanden zu sein. "Recht haben gibt es in diesem Konflikt nicht", stellt er klar. Mit seiner Stellungnahme zum Brief der Trichtinger Gemeinderäte wolle er die Grundlage für eine künftige Zusammenarbeit schaffen. Da der Mindestanzahl von Kameraden in der Einsatzabteilung Trichtingen nicht entsprochen werden konnte, habe man die verbliebenen Kameraden aus dieser Abteilung auch nicht mehr in den Gesamtausschuss der Feuerwehr wählen können.

Den Vorwurf, dass er den Dienstweg nicht eingehalten habe, bestätigt Boch. Hätte er ihn eingehalten, so hätte er schon da die Abteilung bei der Einsatzzentrale abmelden müssen, sagt er. Dadurch, dass Bernd Wiech sich dazu bereit erklärt hatte, sie weiter zu führen, hätte er von dem Schritt abgesehen. Eine klare Beschlusslage von Seiten des Gemeinderats gebe es zu der Frage, ob in Trichtingen "nie wieder Feuerwehr stattfinden" solle. Die Aufrechterhaltung der Standorte Harthausen und Trichtingen sei stets das Ziel gewesen.

"Abteilung am Boden"

Boch äußert sich auch zur Schlüsselfrage. Fünf Trichtinger hätten Schlüssel gehabt. Prinzipiell könne jeder Zugangsberechtigte einen Schlüssel erhalten. Doch auch in anderen Abteilungen der Gesamtwehr hätte nicht jeder einen Schlüssel.

Nach der Stellungnahme äußert sich Gemeinderat Joachim Braun. Er wolle nun nicht in Persönliches ausschweifen, sonst könne es für einige Anwesende recht unangenehm werden. Generell hätte man den Fehler gemacht, Wasserstandsmeldungen hoch zu stilisieren. Das dürfe aber nicht zu Lasten der Wehr gehen. Er habe gehört, dass die Harthauser Wehr eine Dreiviertelstunde gebraucht hätte, bis sie zur Entfernung eines Baums, der am Sonntagmorgen auf einer Straße bei Trichtingen gelegen hatte, angerückt war.

Dieses Gerücht kann der Rottweiler Stadtbrandmeister Frank Müller im Keim ersticken. Sein Anruf direkt aus dem Rathaus bei der Leitstelle verrät, dass der Alarm um 10.32 Uhr eingegangen und die Einsatzkräfte um 10.46 Uhr vor Ort gewesen seien.

"Nun sind wir mit der Abteilung am Boden", stellt Gemeinderat Rainer Brodbeck fest. Er habe vermisst, dass die Wehrleitung einmal auf die Trichtinger zugehe.

"Es geht nicht darum, wer den ersten Schritt macht", sagt Boch. "Ich glaube, dass es niemandes Bestreben ist, die Tätigkeiten der Trichtinger Wehr zu beenden", sagt er. Doch müsse klar sein, dass es für jeden eine Hol- und Bringschuld gebe.

Interessenten prüfen

Boch erhält die Liste mit den 26 Interessenten für die Trichtinger Wehr. Er hat Mitgliedschaftsanträge zur Sitzung mitgebracht. "Der Ausschuss soll die Interessenten möglichst schnell prüfen", meint Gemeinderat Jürgen Behr. Er wolle nicht, dass sich der Nachfolger von Boch noch mit diesem Problem herumschlagen müsse, wie es bei Bürgermeister Johannes Blepps Antritt in Bösingen der Fall gewesen sei.

Auch Gemeinderat Holger Berndt sagt: "Wir haben genug in der Vergangenheit gekramt. Jetzt sollten wir gemeinsam in die Zukunft gehen". Damit ist der Punkt beendet. Während zuvor aus dem Publikum ein Schnauben oder Murmeln kam, ist nun Ruhe – ob aus Zufriedenheit über die Einigung oder weil sie einsehen, dass der Konflikt nun von offizieller Seite ad acta gelegt wurde.