Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei der Renaturierung des Wurstbrunnenbachs scheiden sich die Geister

Die Renaturierung des Bachs in der Ortsmitte ist beinahe abgeschlossen. Doch die "Wurstbrunnenversickerung", wie Landschaftsarchitektin Iris Grimm sie nennt, bereitet manchem Gemeinderat Kopfzerbrechen.

Epfendorf. Es soll ein Ort sein, an dem sich das Touristenherz erfreut, Wanderer ihre überhitzten Füße abkühlen und zu dem Einheimische gerne pilgern. Am heutigen Donnerstag sollen auch die letzten Arbeiten am Wurstbrunnenbach – vom Pflanzen der Bäume bis zum Säubern der Pflastersteine – abgeschlossen sein. Im vergangenen November hatten die Arbeiten, für die es Ökopunkte gibt, begonnen.

Ziele waren unter anderem eine begrünte Uferböschung und eine Erhöhung der Strukturvielfalt im Sohlbereich durch Steingruppen und Wurzelstrünke als Unterschlupf für Wasserlebewesen. Durch Sitzstufen, Bänke, einen ansprechenden Fußweg und Zugang zum Wasser sollte der Bach für Einheimische wie auch Besucher erlebbar gemacht werden.

Dazu wurde das Bachbett mit Muschelkalk natürlich gestaltet. Eine hydraulische Berechnung, die sich an den Parametern der Rauheit, des Gefälles und der Sohlschubspannung orientiert, legte fest, wie groß die Steine sein müssen, damit sie bei Hochwasser trotzdem liegen bleiben. Sie dienen mit einer stabilen Schüttung als verborgene Sicherung und haben eine Kantenlänge von 40 bis 70 Zentimetern. Die Sohle des Bachs wurde mit einer 30 Zentimeter dicken Filterschicht bedeckt, auf die eine 70-Zentimeter-Schüttung Muschelkalk mit Steinen kam. Im Herbst soll dann die Fertigstellungspflege für die Gehölze erfordern.

Doch wenn es um die abschließende Bewertung des Projektes geht, gehen die Meinungen der Gemeinderäte ziemlich auseinander. Das zeigte sich besonders, als in der jüngsten Gemeinderatssitzung klar wurde, dass die kalkulierten Kosten zwar insgesamt niedriger ausfallen, der Eigenanteil der Gemeinde jedoch nun viel höher ist.

Positiv hervorzuheben sei das gute Ausschreibungsergebnis, das die Gesamtkosten gesenkt habe, meinte Theresa Pfau vom Büro Arbol. Allerdings sei der Weg aus dem Förderprogramm * raus gefallen. 23 000 Euro der Maßnahmen seien nicht förderfähig gewesen.

Durch die geringeren Kosten sei auch der Förderanteil, der sich prozentual errechnet, geringer. Obgleich sich 85 Prozent als förderfähig erwiesen hatten, seien somit statt 194 000 Euro nur 140 000 Euro Unterstützung herausgekommen. Damit wächst der Eigenanteil der Gemeinde bei den Gesamtkosten von rund 188 000 Euro auf 69 000 Euro. "Demnach wurde zu wenig im Haushalt eingestellt", folgerte Gemeinderat Holger Berndt knapp.

Doch das ist nicht das Einzige, was bei den Gemeinderäten bitter aufstieß. So beklagte Rainer Brodbeck beispielsweise, dass der Wurstbrunnenbach eher eine "erlebbare Steinwüste" sei, da er oftmals nur ein kleines Rinnsal führe.

Grimm vom Büro Arbol erklärte, dass es sich dabei um ein Phänomen ähnlich der Donauversickerung handle. Zum einen sei der Durchfluss durch den Stauwehr recht gering, zum anderen liege das an der Wassersättigung. Feinanteile würden eingeschlämmt, um Hohlräume in den Steinen zu schließen, wie bei einem Schwamm. Bei einem mittleren Niedrigwasserabfluss von 71 Litern pro Sekunde liege der Bach durchschnittlich 30 Tage pro Jahr trocken, berichtete Grimm. Die Niedrigwasserrinne ermögliche, dass das Wasser bei konstantem Fluss sichtbar werde. Zudem habe man bei der Maßnahme nichts an der Wassermenge verändert, sagte Grimm, konnte aber nicht jeden überzeugen.

Johannes Sauter regte noch an, Stufen zum Bach hinunter einzubauen, damit dieser wirklich erlebbar werde.