Fotos: Pönisch Foto: Schwarzwälder-Bote

Florian Pönisch hat extreme Urlaube für sich entdeckt / Survival-Trip in die Wildnis von Alaska

Er reist dorthin, wo es gefährlich ist, und isst, was ihm in die Finger kommt – Überlebensprofi Bear Grylls hat mit seiner Doku "Ausgesetzt in der Wildnis" für einen Hype gesorgt. Florian Pönisch hat auch das Extreme gesucht – und es in Alaska gefunden.

Epfendorf. 30 Grad im Schatten, am Strand liegen und das schnöde Nichtstun genießen – das war für den Epfendorfer Florian Pönisch noch nie der Sinn von Urlaub. Im Gegenteil: Er liebt es, in der Freizeit an seine Grenzen gehen und viel zu erleben. "Ich wollte nach meinem Masterabschluss einen längeren Urlaub machen", meint der IT-Berater. Deshalb zögerte er keine Sekunde, als ein Freund ihn darum bat, ihn nach Alaska zu begleiten. Andernfalls hätte dieser seinen Traum nie verwirklichen können – die Ehefrau verbot es ihm, alleine in den rund 8000 Kilometer entfernten Bundesstaat der USA zu reisen. Bereits 2014 begannen die beiden Abenteurer, ihren Trip mit Mietwagen und die Expedition in die Wildnis zu planen.

Im Juli 2015 ging es dann los, zunächst mehr als 17 Stunden von Frankfurt nach Anchorage und schließlich per Inlandflug nach Fairbanks. "Als ich Alaska das erste Mal gesehen habe, war das einfach nur der Wahnsinn. Diese Weite und das Grün – unvergleichlich", lässt der erste Eindruck Pönisch nicht los.

"Aussteigen war nicht drin"

Umso mitreißender war der Rundflug über den Denali-Nationalpark mit Gletscherlandung. Gleichzeitig sei es aber auch eine bedrückende Erfahrung gewesen, wie er zugibt. "Als wir den Gletscher überflogen haben, hat man gesehen, wie weit er durch die globale Erwärmung zurückgegangen ist". Zu dieser Zeit wusste der 30-Jährige noch nicht, dass er beim folgenden Outdoor-Abenteuer an seine Grenzen stoßen würde. So brachte ein kleines Wasserflugzeug die Abenteuerreisenden mit ihren völlig fremden Gruppenmitgliedern tief ins Herz Alaskas. Dort, mitten im Wald, angekommen, mussten die Männer Sack und Pack zur Zeltstelle tragen – die erste von so vielen Prüfungen. "Ich habe nur das Nötigste mitgenommen, denn alles, was man dabei hat, muss man auch tragen", erklärt Pönisch, der zuvor immer nur Partyurlaube auf Mallorca oder in der Türkei gemacht hat.

Für ihn war die größte Herausforderung, mit wildfremden Menschen alleine auf weiter Flur zu sein. "Ich hatte keine Ahnung, wie die Mitreisenden sein würden. Man musste sich einfach mit den Leuten verstehen, denn aussteigen war nicht drin", erzählt der Epfendorfer. Draußen im Wald gab es keinen Empfang, und der Reiseführer hatte lediglich ein Satellitentelefon für Notfälle dabei. Doch das waren nicht die einzigen Schwierigkeiten.

Fernab von der Zivilisation

Ganz alltägliche Dinge wurden plötzlich zur Herausforderung, beispielsweise die Notdurft zu verrichten. Dazu mussten die Reisenden ein Loch im Wald graben. "Das hat anfangs wirklich Überwindung gekostet", gibt Pönisch zu. Geduscht wurde im Gletscherfluss, der trotz der 15 Grad Celsius Außentemperatur, immer eiskalt war. "Nachts zog es auch einmal an, wobei es eigentlich nie richtig Nacht wurde", meint der Abenteuerreisende. Es sei durch die Nähe zum Nordpol immer dämmrig gewesen.

Zwölf Tage waren die Reisenden mit ihren Kühlboxen voller Essen unterwegs. Doch auch da galt es, sich zu mäßigen. "Die Mahlzeiten waren rationiert. Jeder bekam pro Tag nur ein Sandwich und eine warme Mahlzeit", erklärt Pönisch. Das sei mal ein selbst geangelter Fisch gewesen, mal ein Stück Elchfleisch.

Auf der Reise lernte er, wie man Feuer macht, was in der Natur alles essbar ist und wie man sich Bären vom Leib hält. Eine wichtige Lektion, denn Pönisch begegnete auf seiner Reise so manchem wilden Tier. "Ich habe Biber und Falken gesehen, aber auch Schwarz- oder Braunbären und Wölfe. Deren Heulen war das Einzige, was nachts zu hören war", erzählt er. Sonst habe er dort nichts gesehen – kein Flugzeug, kein Zeichen von Zivilisation.

Doch genau das hat den Epfendorfer auf den Geschmack gebracht. "Ich will mehr Wildnis sehen. In Alaska konnte ich abschalten und mich aufs Jetzt konzentrieren, weil außer den ursprünglichen Bedürfnissen dort draußen nichts zählt", hat er die Erfahrung gemacht. Und der nächste extreme Urlaub ist schon geplant. Im August geht es auf die skandinavischen Aland-Inseln. Dort hofft Pönisch zu finden, was er im Alltag so oft vermisst: die absolute Ruhe.